„Zuerst die Menschen sehen und dann die Unterschiede“

Kardinal Marx besucht katholische Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Landshut
Besuch von Kardinal Marx in Flüchtlingswohnheim in Landshut
Kardinal Marx mit Flüchtlingen des Wohnheims in Landshut. ©Kiderle
Landshut, 9. Dezember 2016. Die Integration jugendlicher Flüchtlinge ist nach Worten von Kardinal Reinhard Marx eine vordringliche kirchliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die weitere finanzielle Mittel aufgebracht werden müssen. „Es lohnt sich hundertprozentig hier Geld auszugeben. Wir müssen den Jugendlichen helfen, dass sie bei uns ankommen können, wir müssen sie aufnehmen. Denn viele von ihnen werden sehr lange oder für immer bleiben. Dafür müssen wir etwas aufbringen. Hierzu möchte ich alle politisch Verantwortlichen ermutigen“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Freitag beim Besuch eines Wohnheims für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge des Katholischen Jugendsozialwerkes in Landshut (KJSW).
 
Die Aufgabe der Integration sei lösbar, „wenn wir an das Potential der Jugendlichen glauben und daran, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist“. Zentral für das Gelingen der Integration sei, dass die Menschen sich begegneten und sich kennenlernten. Marx rief angesichts der Diskussionen um das Thema zu Besonnenheit auf und dazu, zuerst die Menschen zu sehen und dann die Unterschiede. „Deutschland hat eine Geschichte und eine christliche Prägung, die dann weiter besteht wenn wir auf die zugehen, die jetzt zu uns kommen.“
 
Bei seinem Besuch sprach der Kardinal auch mit den Jugendlichen, die in der Einrichtung untergebracht sind und tauschte sich mit ihnen über ihre Erfahrungen aus. Wichtig sei für die Jugendlichen, wie sie in Deutschland leben könnten und ob sie hier eine gute Zukunft haben könnten, sagte Marx danach vor Journalisten. Auch habe er den Fall Freiburg thematisiert und die Jugendlichen ermutigt, darüber offen zu sprechen.
 
Der Kardinal dankte allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in der Arbeit des Katholischen Jugendsozialwerks München engagierten. Anschließend wurde der Grundstein für das neue KJSW-Dienstgebäude und Wohnheim in der Ritter-von-Schoch-Straße gelegt. Auf dem Gelände der früheren Schoch-Kaserne entstehen in den nächsten beiden Jahren 120 Wohneinheiten als Einzel- und Doppelzimmer, drei barrierefreie Apartments sowie Diensträume des Jugendsozialwerks. Das KJSW investiert dafür rund 17 Millionen Euro.
 
Das KJSW ist Träger von 13 Dienststellen und Einrichtungen in den Bereichen Jugendarbeit, Jugendwohnen, Vormund- und Pflegschaften, Betreuung, Wohnen und Werkstätten für behinderte Menschen sowie eines Seniorenwohnheims. Die Einrichtungen befinden sich vor allem in München, Rosenheim, Landshut und Straubing. (kel)