Archiv - Bibliothek

Aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek

Neuigkeiten November 2023

Herzlich willkommen zur neuen Ausgabe des Newsletters von Archiv und Bibliothek des Erzbistums!

Wir informieren Sie in unregelmäßigen Abständen über Aktuelles aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek, z.B. die Bereitstellung von neuen Findbüchern und Digitalisaten im Digitalen Archiv des Erzbistums, bemerkenswerte Neuzugänge oder Medienberichte.

Inhaltsverzeichnis

  1. Quellen zum bayerischen Landtag online
  2. Frauen als Kriegsbeute
  3. Praktikum im Kirchenarchiv

Quellen zum bayerischen Landtag online

Landtagshandlungen der Reformationszeit im Digitalen Archiv des Erzbistums

Titelseite der „Landtagshandlungen“ von 1519 (Ausschnitt)
 
München, 27. Oktober 2023. Anlässlich des ersten Zusammentritts des neu gewählten 19. Bayerischen Landtags weisen Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising darauf hin, dass in ihrem Online-Angebot wichtige handschriftliche Quellen zum Landtag der Frühen Neuzeit bequem nutzbar sind.
 
Seit dem späten Mittelalter versammelten sich Vertreter der mit Grund- und Herrschaftsrechten ausgestatteten bayerischen „Landstände“ (Adel, Geistlichkeit, Städte und Märkte) zu „Landtagen“, um gegenüber dem Landesherrn ihre politischen Mitbestimmungsrechte (insbesondere bei Steuererhebung und Finanzverwaltung) auszuüben. Die Verhandlungen mit dem Landesherrn wurden durch die Niederschrift der gewechselten Schriftstücke und ergänzender Erläuterungen dokumentiert. Von den so entstandenen „Landtagshandlungen“ wurden zahlreiche Abschriften für einzelne Landstände gefertigt. Diese ältere Form der bayerischen Landtage als Ständevertretung endete durch die politische Neuordnung des Königsreichs Bayern 1808.
 
Obwohl die „Landtagshandlungen“ zentrale Quellen für die bayerische Geschichte des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit darstellen, sind sie in gedruckter Form bislang nur unvollständig und in über 200 Jahre alten, heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen kaum genügenden Publikationen greifbar. Insbesondere für die wichtige Epoche der Reformationszeit (1517-1555) fehlen Veröffentlichungen der „Landtagshandlungen“ fast vollständig.
 
Das Archiv des Erzbistums besitzt aufgrund von Sammeltätigkeit im 19. Jahrhundert eine umfangreiche Folge handschriftlicher Exemplare von „Landtagshandlungen“. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und Online-Stellung wichtiger Altbestände sind auch sie mittlerweile über das Digitale Archiv des Erzbistums bequem nutzbar. Zum Aufrufen der einzelnen Bände reicht es aus, die jeweilige Signatur in das Suchfeld der Volltextrecherche-Maske einzugeben.

Signatur: V253; Jahr des Landtags: 1514
Signatur: V254; Jahr des Landtags: 1515
Signatur: V254; Jahr des Landtags: 1515
Signatur: V255; Jahr des Landtags: 1516
Signatur: V256; Jahr des Landtags: 1519
Signatur: V257; Jahr des Landtags: 1522
Signatur: V258; Jahr des Landtags: 1526
Signatur: V260; Jahr des Landtags: 1529
Signatur: V261; Jahr des Landtags: 1532
Signatur: V262; Jahr des Landtags: 1535
Signatur: V265; Jahr des Landtags: 1541
Signatur: V263; Jahr des Landtags: 1543
Signatur: V264; Jahr des Landtags: 1544
Signatur: V266; Jahr des Landtags: 1545
Signatur: V267; Jahr des Landtags: 1547
Signatur: V268; Jahr des Landtags: 1550
Signatur: V269; Jahr des Landtags: 1550
Signatur: V270; Jahr des Landtags: 1552
Signatur: V271; Jahr des Landtags: 1553
Signatur: V272; Jahr des Landtags: 1556
Signatur: V273; Jahr des Landtags: 1557
Signatur: V274; Jahr des Landtags: 1568
Signatur: V275; Jahr des Landtags: 1570
Signatur: V276; Jahr des Landtags: 1583
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Frauen als Kriegsbeute

Kriegs- und Einmarschberichte des Erzbistums in Fernseh-Dokumentation

Kriegs- und Einmarschbericht der Pfarrei Ramsau bei Berchtesgaden (Ausschnitt)
 
München, 6. November 2023. Rund 560 „Kriegs- und Einmarschberichte“, in denen die Pfarrer des Erzbistums 1945 vom Ende des Zweiten Weltkriegs berichteten, verwahrt das Archiv des Erzbistums München und Freising. Wegen ihres hohen Quellenwertes wurden sie bereits 2005 vollständig gedruckt; die mittlerweile vergriffene Edition ist kostenlos online zugänglich.
 
Für ihr 2015 erschienenes, inzwischen in 3. Auflage vorliegendes Buch „Als die Soldaten kamen“ hat die in Konstanz lehrende Historikerin Miriam Gebhardt die Kriegs- und Einmarschberichte erstmals als wichtige Quellen für die Vergewaltigung deutscher Frauen bei Kriegsende herangezogen.
 
Am 25. September 2023 wurde in der ARD zum selben Thema die Dokumentation „1945 – Frauen als Kriegsbeute“ von Henrike Sandner ausgestrahlt. Dreharbeiten dafür fanden u.a. im Lesesaal des Archivs des Erzbistums statt. Auch die Bedeutung der Kriegs- und Einmarschberichte kommt zur Sprache. Der 44-minütige Film aus der Reihe „ARD History“ ist noch bis zum 24. Dezember 2023 in der Mediathek der ARD greifbar.
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Praktikum im Kirchenarchiv

Beitrag des Diözesanarchivs zur archivarischen Ausbildung

Bearbeitung der Akten der Freisinger Geistlichen Regierung zum Tiroler Bistumsteil
 
München, 13. November 2023. In schöner Regelmäßigkeit absolvieren angehende Archivarinnen und Archivare unterschiedlicher Ausbildungsgänge mehrwöchige Praktika im Archiv des Erzbistums München und Freising. Diese dienen dazu, Einblicke in wichtige andere Archivsparten zu gewinnen und so die künftige Zusammenarbeit zu fördern. Feststehende Teile des Praktikumsprogramms sind ein Überblick über Aufgaben und Tätigkeitsbereiche eines Diözesanarchivs, ein Besuch im Archiv- und Bibliotheksdepot in Neufahrn bei Freising und eine Einführung in die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Archiv-Software ActaPro, die Digitalisierungsstrategie und die umfangreichen Online-Angebote des Archivs des Erzbistums. Daneben bearbeiten die Praktikantinnen und Praktikanten jeweils eine konkrete Aufgabe in der Ordnung und Verzeichnung kirchlicher Unterlagen. Dies gibt Gelegenheit, neben methodischen auch vielfältige inhaltliche Themen anzusprechen.
 
Die junge Historikerin, die im September zum Praktikum ins Archiv des Erzbistums kam, tat dies im Rahmen ihrer Ausbildung zur Diplom-Archivarin (FH) beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe bzw. an der Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaft. Das Haus war ihr nicht unbekannt, hat sie doch ihr Geschichtsstudium in München absolviert und ihre Magisterarbeit im Fach Bayerische Geschichte anhand von Quellen aus dem Archiv des Erzbistums verfasst: „Das Salbuch der Pfarrei Fürholzen. Biografie und Selbstdarstellung eines barocken Pfarrers um 1750“.
 
Die Vertrautheit mit Handschriften der Frühen Neuzeit kam ihr bei der Bearbeitung von Akten zum ehemaligen Tiroler Anteil des Bistums Freising zugute. Die westlich von Kufstein gelegenen Pfarreien Angath, Breitenbach und Langkampfen gehörten bis zur Neuziehung der bayerischen Bistumsgrenzen 1821 zum Bistum Freising, lagen jedoch in habsburgischem Herrschaftsgebiet. Dies erforderte vielfach Spezialregelungen, was die Freisinger Geistliche Regierung zu einer separaten Ablage der „Tiroler Akten“ veranlasste. Für diesen Teil der Registratur ist das originale Findbuch von 1814 enthalten. Dieses und die auf einem Teil der Akten noch vorhandenen Altsignaturen ermöglichten es, den etwa zwei Regalmeter umfassenden Bestand wieder in die ursprüngliche Ordnung zu bringen und so neu zu verzeichnen. Im Rahmen des Praktikums konnte dies mit ca. 270 Archivalieneinheiten geschehen, die zugleich in säurefreie Mappen neu verpackt wurden.
Referendarinnen und Referendare der Bayerischen Archivschule mit dem Ergebnis ihrer Praktikumsarbeit
 
Sechs Referendarinnen und Referendare der Bayerischen Archivschule waren von Mitte Oktober bis Mitte November im Archiv des Erzbistums. Es handelt sich um bereits promovierte Historiker:innen sowie einen auf Kirchengeschichte spezialisierten Theologen, die sich durch eine anspruchsvolle Zusatzausbildung für den staatlichen höheren Archivdienst qualifizieren. Der zweijährige „Vorbereitungsdienst“ gliedert sich in drei Theorieabschnitte (mit insgesamt 14 Monaten Dauer) und zwei Praktikumsabschnitte (mit zehn Monaten).
 
Ihnen wurde die Überarbeitung des vorhandenen, jedoch unzulänglichen digitalen Findbuchs zu einem der zentralen Bestände des Archivs anvertraut: der Akten der Erzbischöfe von München und Freising von der Bistumserrichtung 1821 bis zum Jahr 1917 (in dem mit dem Amtsantritt von Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber eine neue Epoche der Aktenbildung begann). Es galt, die vorhandenen Angaben zu Betreff und Laufzeit zu überprüfen, detailliertere Inhaltsangaben zu verfassen und dabei auch den jeweiligen Erhaltungszustand zu dokumentieren. Die 43 in den Akten enthaltenen, oft schwer lesbaren Papsturkunden waren einzeln zu erfassen. Insgesamt wurden auf diese Weise 354 Archivalieneinheiten bearbeitet. Dabei ergab sich für die Praktikantinnen und Praktikanten ein vertiefter Einblick in kirchenrechtliche Zusammenhänge, die kirchliche Verwaltung und die Tätigkeit eines Erzbischofs.
 
Die Ergebnisse beider Praktika werden nach Vervollständigung bzw. weiterer Überarbeitung in das Online-Angebot des AEM eingehen.
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Bildnachweise

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Bildnachweis: SMB für Archiv und Bibliothek des Erzbistums
Titelseite der „Landtagshandlungen“ von 1519 (Ausschnitt)Name: Titelseite der „Landtagshandlungen“ von 1519 (Ausschnitt)
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Kriegs- und Einmarschbericht der Pfarrei Ramsau bei Berchtesgaden (Ausschnitt)Name: Kriegs- und Einmarschbericht der Pfarrei Ramsau bei Berchtesgaden (Ausschnitt)
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Bearbeitung der Akten der Freisinger Geistlichen Regierung zum Tiroler BistumsteilName: Bearbeitung der Akten der Freisinger Geistlichen Regierung zum Tiroler Bistumsteil
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Referendarinnen und Referendare der Bayerischen Archivschule mit dem Ergebnis ihrer PraktikumsarbeitName: Referendarinnen und Referendare der Bayerischen Archivschule mit dem Ergebnis ihrer Praktikumsarbeit
Bildnachweis: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising