Nr. 01 | Mai 2014

Konzilstexte für heute

Laien sind keine Hobbychristen

„Zum Apostolat [der Laien] werden alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt“ (Kirchenkonstitution Nr. 33).

Vom Herrn selbst berufen – diese Konzilsaussage ist eine große Zusage, eine Ermächtigung, ein „Empowerment“ für jeden Einzelnen. Niemand ist unbegabt, alle sind begabt. Die Vielfalt der Charismen ist der Reichtum der Kirche. Im Alltagsbetrieb einer Pfarrgemeinde wird dies leicht vergessen. Wer sich hier engagiert, erfüllt eine Aufgabe, die in der Bibel mit einem großen Wort in Verbindung gebracht wird: mit dem Wort „Berufung“. Von Gott unmittelbar berufen können alle Gläubigen selbstbewusst Verantwortung übernehmen.

Konzilstexte für heute 
 
Eine Gemeinde, die aus Taufe und Firmung heraus lebt, weiß um die Bedeutung der vielen Gesichter und Geschichten. Sie nimmt den Einzelnen ernst. Sie vertraut mehr darauf, dass Gott in ihnen am Werk ist, als auf die Machbarkeitsphantasien von Strukturplänen. Sie schafft Orte, an denen Menschen jenseits der Kategorien von richtig und falsch über ihren Glauben ins Gespräch kommen. Und sie fördert, was „Laien“ längst dürfen: beten, denken, handeln, entscheiden, feiern.

Konzilstexte für heute 
 
Bringen Sie sich als Person – mit Ihren Erwartungen, mit Ihren Erfahrungen und Ihren Wahrnehmungen – in Ihre Gemeinde ein. Ihre Stimme ist wertvoll.

Begriffsklärungen

Apostolat: Das Wort Apostolat kommt aus dem Lateinischen und meint Sendung. Zunächst war der Begriff dem Klerus und den Ordensleuten vorbehalten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff auch auf die Laien ausgeweitet. Das Zweite Vatikanische Konzil unterstrich dies durch die Rede vom Laienapostolat. Seitdem meint Apostolat die Aufgabe aller Christen, an der Sendung der Kirche mitzuwirken und durch Wort und Tat Zeugnis für Christus zu geben.

Laie: Das Wort Laie stammt vom griechischen laos, „dem Volk zugehörig“. Nach der biblischen Volk-Gottes-Theologie werden mit Laien die Glieder des erwählten Gottesvolkes ausgezeichnet. Laie ist, wer zum Volk Gottes gehört, wer an Christus glaubt und von ihm berufen ist. Bis zum 20. Jahrhundert bezeichnete Laie jedoch eher negativ die „Nichtordinierten“, die „Nichtgeweihten“, also die Gläubigen, die keine geweihten Amtsträger und keine Ordensleute sind. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erfolgte eine Neuausrichtung, die sich an das biblische Verständnis anlehnt.

Kirchenkonstitution: Das Zweite Vatikanische Konzil beschloss 16 Konzilstexte. Ein zentraler Text ist die am 21.11.1964 verabschiedete Konstitution über die Kirche. Sie beginnt im lateinischen Original mit den beiden Wörtern Lumen Gentium, und wird so (bzw. mit deren Anfangsbuchstaben LG) meist abgekürzt.

Autor dieses Textes

Martin Schneider 100px 
 
Dr. Martin Schneider
Theologischer Grundsatzreferent des Diözesanrates der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Lehrbeauftragter an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern; Mitarbeiter am bayerischen Forschungsverbund ForChange.

Hinweise

Das offene Fenster: Konzilstexte für heute erscheint von Ostern 2014 bis Ostern 2015 jeden ersten Donnerstag eines Monats in Form eines E-Mails - und zeitgleich in der Münchner Kirchenzeitung im Ressort Glaube auf der Seite 27. Die Autorinnen und Autoren der Texte sind Mitglieder des AK Vatikanum des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising.

Die Texte werden auch im Internet unter www.50-Jahre-Vatikanum.de veröffentlicht. Unter www.facebook.com/dioezesanrat können Sie den Impuls kommentieren, eine Erfahrung weitergeben oder auf ein gutes Beispiel (best practice) verweisen (oder Sie schreiben uns eine Mail).

Impressum

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Herausgeber:
Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising
Schrammerstr. 3/VI., 80333 München
www.dioezesanrat-muenchen.de

Redaktion:
Dr. Walter Bayerlein, Hans Fellner, Dr. Martin Schneider, Rita Spangler

Kontakt: 
MSchneider@eomuc.de

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