- Herr Pfarrer, wann kamen in Ihnen die ersten Gedanken auf, ins Priesterseminar zu gehen?
Das hängt sehr stark mit der Person meines früheren Heimatpfarrers zusammen, der für mich ein guter Freund war. Er war Priester, der im Hauptberuf Religionslehrer an einem Münchner Gymnasium war. Er war bei uns zu Hause der Pfarrer. Er hatte eine Art, mit uns Ministranten umzugehen, die ich ganz faszinierend und vorbildlich fand, das war die Ursache, warum ich mich mit dem Gedanken beschäftigte.
- Was hat Sie bewogen Priester zu werden?
Das Beispiel dieses Heimatpfarrers. Das Bedürfnis, einen sozialen, vielseitigen Beruf auszuüben.
- Was ist das besondere an Ihrem Priesterjahrgang?
Wir waren insgesamt 12, das ist eine Apostelzahl.
- Was macht in Ihren Augen den Priesterberuf aus bzw. was braucht ein Mensch, um ein guter Seelsorger zu sein?
Das sind, denke ich, zwei verschiedene Fragen. Der Priester hat eine sehr vielseitige und sehr bunte Tätigkeit, die ich auch sehr schätze, eine Tätigkeit, bei der man Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen begegnet, Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen, jüngeren, älteren, Menschen, denen es gut geht, Menschen, die auch Not oder Leid erfahren. Es ist also ein sehr buntes, sehr vielfältiges Feld.
Was ein Mensch braucht, um ein guter Seelsorger zu sein, ist, denke ich, die Fähigkeit, sich auf sehr verschiedene Situationen einzulassen, sich auf sehr verschiedene Menschen einzulassen, letztendlich das zu tun, was der erste Satz der Pastoralkonstitution Gaudium et Spes des II. Vatikanischen Konzils ausdrückt, „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“.
- Wie hat sich in den letzten 25 Jahren das Arbeitsumfeld für Sie als Priester verändert?
Ich denke, man muss da unterscheiden zwischen dem Priesterberuf und dem, was unter dem klassischen Pfarrerberuf verstanden wird.
Der Beruf des Pfarrers hat sich dadurch sehr stark gewandelt, weil die Seelsorgeeinheiten sehr viel größer geworden sind. Meine erste Kaplanstelle war zwar auch Pfarrverband mit fünf Pfarreien, das gab es vor 25 Jahren auch schon. Auf die Fläche gesehen sind aber die Pfarrverbände sehr viel mehr geworden. Auf der anderen Seite ist es so, dass sich die Bedürfnisse der Menschen, die Lebenssituationen, aber auch die Situationen, in denen die Menschen an Kirche herantreten, stark verändert haben.
- Was würden Sie dem jungen Priesternachwuchs auf seinem Weg mitgeben wollen?
(denkt nach) Ich denke, dass es zwei verschiedene Dinge sind, auf die es da ankommt. Das eine ist sicherlich das Gefühl von Berufung im weiteren Sinn, also das Gefühl, einen Auftrag zu haben, einen Auftrag Gottes zu spüren, das Gefühl, von der Botschaft Jesu, vom Evangelium angerührt zu sein, letztendlich dieses Gefühl zu haben, „ich habe was zu sagen, ich möchte den Menschen etwas erzählen“. Auf der anderen Seite sehe ich sehr stark die Notwendigkeit, sich auf ganz verschiedene Menschen, ganz verschiedene soziale Situationen und Milieus einlassen zu wollen und zu können. Es wird sicherlich niemand schaffen, allen sozialen Milieus, die es in unserer Gesellschaft gibt, zu entsprechen. Gerade auch unsere Erzdiözese mit der Buntheit von Gebieten, die wir haben, von Ortschaften, die ganz in den Bergen liegen über ländliche Gemeinden im Flachland bis hin zu kleineren und großen Städten, das ist, denke ich, ein sehr, sehr weites Spektrum und in diesem Spektrum vielen Menschen begegnen zu wollen, sich darum zu bemühen, ihnen gerecht zu werden, das ist eine große Herausforderung, eine Herausforderung, die ganz sicherlich keiner in vollem Umfang erfüllen kann.