Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 19. Sonntag im Jahreskreis

8./9. August
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Nebel

Evangelium
vom 19. Sonntag im Jahreskreis

Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort.

Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.

In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.

Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!

Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm!

Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich!

Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.

Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.

Mt 14, 22–33

Harald Petersen 2

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,

das heutige Evangelium gehört zu meinen Lieblingserzählungen aus dem Neuen Testament. Es handelt von Mut, von Vertrauen, dem Ruf Gottes, dem Aufbruch ins Ungewisse aber auch der Möglichkeit des Scheiterns.
Damit passt es für mich sehr gut in unsere Zeit. Es sind stürmische Zeiten: Gesellschaftlich, politisch und auch kirchlich, nicht nur wegen der Corona-Pandemie.

Rund um uns: Schwere See! Und mittendrin wir auf dem Schiff, das sich Gemeinde nennt. Hin und her geworfen von den Gewalten und Mächten, die von außen auf uns einprasseln. Aber auch im Inneren in vielem uneinig. Während sich die Kapitäne samt Besatzung noch über den richtigen Kurs streiten, ziehen immer mehr und mehr Menschen die Konsequenz und gehen von Bord: Kirchenaustritt als Rettungsboot.

Trotz aller Statistiken, Analysen und Prognosen ist noch gar nicht abzusehen, wie schlimm das Unwetter werden wird, was die Zukunft wirklich bringen wird. Trotzdem erschrecken viele vor dem, was da vermeintlich auf uns zukommt.
Die Erprobung neuer Leitungsmodelle ist für manche nur eines dieser Schreckgespenster am grauen Horizont. 

Der Gedanke, Leitung in die Hände eines Teams aus Klerikern und Laien, Haupt- und Ehrenamtlichen, Männern und Frauen zu legen, macht den einen Hoffnung und Mut, löst bei anderen Ärger und Sorge aus.

In vielen Diskussionen schaukeln sich die Wellen der Argumente und Gegenargumente gegenseitig hoch und auch Tonfall und Gegenwind werden rauer.

Auch wir im Leitungsteam, vor allem unsere ehrenamtlichen Kollegen*innen bekommen das durchaus zu spüren. Die Kirche ist kein Goldfischglas und was da mit grauer Rückenflosse um‘s Boot herumschwimmt, sind meistens keine Delphine.

Doch mitten in das Tosen und Brausen, in den Wind und die Wellen spricht Jesus: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“

Liebe Schwestern und Brüder,
ich bin mir fast sicher, dass auch sie schon mal solche Erfahrung gemacht haben. Ob in der Familie, im Beruf, im Freundeskreis, der Dorfgemeinschaft, im Verein oder eben der Kirche. Wer plötzlich aus dem Boot springt, aus der eigenen Komfortzone aussteigt, Neues wagt oder beginnt gegen den Strom zu schwimmen, der landet oft in recht kaltem Wasser. Für den kann es ungemütlich werden.

„Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst und […] begann unterzugehen“.

Für mich liegt die frohe Botschaft dieser Erzählung besonders in diesem Satz. Wer den Schritt nach vorne wagt, der kann, ja der darf auch scheitern! Simon Petrus, der hier so kläglich scheitert und untergeht, wird bekanntlich zum Felsen, auf dem die Kirche gebaut ist. Die Kirche ist demnach von Anfang an auch auf Versuch und Irrtum erbaut. 

Das bestätigt mir auch die Standpauke, die der triefnasse und wahrscheinblich recht bedröppelte Petrus von Jesus kassiert: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“. Er bekommt keinen Ärger dafür, dass er es versucht hat und auch nicht dafür, dass er gescheitert ist. Petrus ging in dem Moment unter, in dem ihn der Mut vor der eigenen Courage verlassen hat, in dem er sich seiner Sache und vor allem der Sache Jesu nicht mehr sicher war. Das „Komm!“ aus dem Munde Jesus hatte ihm Mut gemacht, die Angst vor Gegenwind ließ in untergehen.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich bin froh in einer Diözese und einem Pfarrverband arbeiten zu dürfen, in der es eine Kultur des Ausprobierens gibt, in der durch Versuch und Irrtum nach neuen Lösungen gesucht und mutige Sprünge ins kalte Wasser gewagt werden. Ich habe großen Respekt vor den Entscheidungsträgern, die diesen Kurs verantworten. Noch größeren Respekt habe ich aber vor unseren Ehrenamtlichen im Leitungsteam und allen Frauen und Männern, die sich in diesen stürmischen Zeiten der Herausforderung stellen und das Ruder in die Hand nehmen.

Wenn ich an sie denke habe ich oft ein Lied im Kopf, das in meiner Teenagerzeit in keinem Jugendgottesdienst fehlen durfte und das ich heute für sie singen möchte:

Ich singe für die Mutigen, die ihren Weg suchen,
die das zurücklassen, was sie gefangen hält.
Ich singe für die Vertrauenden, die Gottes Ruf hören,
die auch ins Ungewisse geh'n mit ihm.

Ihr Harald Petersen


DAS GANZE LIED:

Ich singe für die Mutigen

Refrain:
    Ich singe für die Mutigen, die ihren Weg suchen,
    die das zurücklassen, was sie gefangen hält.
    Ich singe für die Vertrauenden, die Gottes Ruf hören,
    die auch ins Ungewisse geh'n mit ihm
 
1.   Ich bitte Gott für sie,
dass sie nicht das Wagnis scheuen,
dass sie Angst und Not nicht fürchten.
Das bitte ich Gott.

2.       Ich bitte Gott für sie,
dass sie nicht am Schmerz zerbrechen,
dass sie nicht an Härten scheitern.
Das bitte ich Gott.

3.       Ich bitte Gott für sie,
dass sie nicht vom Weg abweichen
dass sie nicht den Halt verlieren.
Das bitte ich Gott.

4.   Ich bitte Gott für sie,
dass sie noch hinterfragen,
dass sie auch auf Freunde hören.
Das bitte ich Gott.

5.   Ich bitte Gott für sie,
dass sie seinem Geist gehorchen,
dass sie sich nicht täuschen lassen.
Das bitte ich Gott.

6.   Ich bitte Gott für sie,
dass zu ihrem Ziel sie finden,
dass sie neues Land erreichen,
Das bitte ich Gott.

Text und Musik: Martin Schraufstetter