Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 2. Sonntag im Jahreskreis

17. Januar 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Eli_and_Samuel

ERSTE LESUNG
vom 2. Sonntag im Jahreskreis

In jenen Tagen schlief der junge Sámuel im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand. Da rief der Herr den Sámuel und Sámuel antwortete: Hier bin ich. Dann lief er zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen! Da ging er und legte sich wieder schlafen.

Der Herr rief noch einmal: Sámuel! Sámuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen! Sámuel kannte den Herrn noch nicht und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.

Da rief der Herr den Sámuel wieder, zum dritten Mal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hatte. Eli sagte zu Sámuel: Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich ruft, dann antworte: Rede, Herr; denn dein Diener hört.

Sámuel ging und legte sich an seinem Platz nieder. Da kam der Herr, trat heran und rief wie die vorigen Male: Sámuel, Sámuel!

Und Sámuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört. Sámuel wuchs heran und der Herr war mit ihm und ließ keines von all seinen Worten zu Boden fallen.

1 Sam 3, 3b–10.19

Harry neu

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,

beim Lesen der Texte für diesen 2. Sonntag im Jahreskreis bin ich gar nicht bis zum Evangelium gekommen. Die Lesung aus dem Alten Testament und ihre Erzählung von Sámuel, Eli und der geheimnisvollen Stimme nachts im Tempel haben mich zu sehr gefesselt. 
 
Hängen geblieben bin ich bei der Figur des Priesters Eli. Der alte Eli ist derjenige, der das Gespräch und die Beziehung zwischen seinem Schützling Sámuel und Gott hilfreich begleitet und sozusagen in Gang bringt.

Was für eine vornehme, ehrenvolle und zugleich schwierige Aufgabe!

Als Seelsorger begegne auch ich Menschen, die auf der Suche sind, die tastend und horchend danach forschen, was Gott ihnen sagen will. Aber auch privat, als Freund, als Tauf- und Firmpate, als Kollege und natürlich besonders als Elternteil werde ich immer wieder auf große und kleine Glaubensfragen angesprochen. Ich kann mir denken, dass es Ihnen nicht viel anders geht. 

Wie aber reagieren, wenn wir gefragt werden nach der Stimme im Herzen, nach der Sehnsucht, dem Wunsch zur Veränderung oder dem Gefühl von Berufung?

Gut, dass sich wenigstens Eli, der erfahrene Gottesmann, in solchen Dingen auskennt. In seiner Reaktion und seinem Umgang mit Sámuel habe ich viel entdeckt, dass wir von ihm lernen können.

Als erstes fällt auf, dass Eli auch in der Nacht wach und für Sámuel ansprechbar ist. Jedenfalls lesen wir nichts davon, dass sein Schüler ihn hätte lange aufwecken müssen. Eli scheint zu wissen, dass sich Fragen nach Gott meistens nicht am helllichten Tag stellen. Es sind Fragen für die Abendstunden und für durchwachte Nächte. Nicht selten haben sie in der Stille und Finsternis unserer Tränen und Ängste ihren Ursprung.

Es sind Fragen, die am Rand unserer Gespräche auftauchen und auch dort oft nur indirekt und verklausuliert. Sie bedürfen unserer Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, weil wir sie sonst nur allzu leicht überhören und verschlafen würden. Sie fordern unseren ganzen Mut, weil sie auch uns in die Verschwiegenheit und Dunkelheit des Tempels führen.

Mich wundert es nicht, dass Sámuel Gottes Stimme ausgerechnet im nächtlichen Tempel zum ersten Mal hört. Nicht weil ich denke, dass Gott nur in der heiligen Halle zu uns spricht, ganz im Gegenteil.

Auf mich wirkt der Ruf Gottes mehr wie ein gut getaktetes, dauerhaftes und beharrliches Funkfeuer: Hier spricht Gott, Sámuel, bist du da? Kannst du mich hören, Sámuel? Wieder und wieder: Sámuel, Sámuel!

Es ist Sámuel, der die Stille seines Herzens und die leere des nächtlichen Tempels braucht umso zur Ruhe zukommen, dass er Gott hören kann.

Was er hört erinnert ihn wohl irgendwie an Eli. Er ist sich jedenfalls sicher die Stimme seines Lehrers zu erkennen: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“

Und Eli? In aller Gelassenheit schickt er Sámuel erst einmal wieder zurück in die Einsamkeit der Stille. Das finde ich bemerkenswert und wichtig. Eli stürzt sich nicht auf das erstbeste Gesprächsangebot. Er wartet geduldig ab, er weiß, was wichtig ist, kommt wieder. Auch er braucht eine Weile, um zu verstehen. Er gibt sich und seinem Gegenüber Raum und Zeit, um ein zweites Mal genau hinzuhören.

Selbst als Eli sich schließlich sicher ist, wer da ruft, gibt es von ihm keine Belehrungen, keine Deutungen und keine Schriftworte. Er vertraut darauf, dass Sámuel selbst herausfinden wird, was Gott mit ihm vorhat. Und so sagt er zu ihm: „Wenn er dich ruft, dann antworte: Rede, Herr; denn dein Diener hört.“

Ich bin überzeugt, dass dieses zum Hören ermutigen, das seelsorglichste ist, was auch wir den Fragenden und Suchenden antworten können: Wenn du das Gefühl hast, dass er dich ruft, dann antworte: Herr ich höre.

Was genau Gott mit Sámuel allerdings so Wichtiges zu besprechen hat, dass lässt die Bibel an dieser Stelle offen und auch wir werden meistens davon nichts erfahren. Das eigentliche Gespräch mit Gott findet im Schutz des nächtlichen Tempels, in der Leere und Stille unserer Kirchen, in der Intimität unseres Betens, in der Dunkelheit unserer Herzkammer satt.

Wovon wir manchmal etwas erfahren dürfen, ist die wunderbare Beziehung, die sich aus solchen Gesprächen ergeben kann: „Der Herr war mit ihm und ließ keines von all seinen Worten zu Boden fallen.“

Leider weiß auch ich nicht genau, was diese zwar schönen, aber wunderlichen letzten Worte der Lesung genau zu bedeuten haben und ich hab’s auch nicht weiter nachgeschlagen. Ich denke, Sámuel und Gott werden’s schon wissen und außerdem klingen sie für mich auch so nach Fülle und einem gehaltenen Versprechen.

Ihr Harald Petersen