Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis

23. Januar 2022
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

People

Lesung

Schwestern und Brüder!

Wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat,
alle Glieder des Leibes aber,
obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden:
So ist es auch mit Christus.

Durch den einen Geist
wurden wir in der Taufe
alle in einen einzigen Leib aufgenommen,
Juden und Griechen,
Sklaven und Freie;
und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied,
sondern aus vielen Gliedern.

Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand,
ich gehöre nicht zum Leib!,
so gehört er doch zum Leib.

Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge,
ich gehöre nicht zum Leib!,
so gehört es doch zum Leib.

Wenn der ganze Leib nur Auge wäre,
wo bliebe dann das Gehör?

Wenn er nur Gehör wäre,
wo bliebe dann der Geruchssinn?

Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt,
wie es seiner Absicht entsprach.

Wären alle zusammen nur ein Glied,
wo bliebe dann der Leib?

So aber gibt es viele Glieder
und doch nur einen Leib.

Das Auge kann nicht zur Hand sagen:
Ich brauche dich nicht.

Der Kopf wiederum kann nicht zu den Füßen sagen:
Ich brauche euch nicht.

Im Gegenteil,
gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes
sind unentbehrlich.

Denen, die wir für weniger edel ansehen,
erweisen wir umso mehr Ehre
und unseren weniger anständigen Gliedern
begegnen wir mit umso mehr Anstand,
während die anständigen das nicht nötig haben.

Gott aber hat den Leib so zusammengefügt,
dass er dem benachteiligten Glied
umso mehr Ehre zukommen ließ,
damit im Leib kein Zwiespalt entstehe,
sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen.

Wenn darum ein Glied leidet,
leiden alle Glieder mit;
wenn ein Glied geehrt wird,
freuen sich alle Glieder mit.

Ihr aber seid der Leib Christi
und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.

So hat Gott in der Kirche die einen erstens als Apostel eingesetzt,
zweitens als Propheten,
drittens als Lehrer;
ferner verlieh er die Kraft, Machttaten zu wirken,
sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen,
zu helfen, zu leiten,
endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede.

Sind etwa alle Apostel,
alle Propheten,
alle Lehrer?
Haben alle die Kraft, Machttaten zu wirken?
Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen?
Reden alle in Zungen?
Können alle übersetzen?

Strebt aber nach den höheren Gnadengaben!
 
1 Kor 12, 12–31a

Harald Petersen noch neuer

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
ohne anmaßend sein zu wollen, ich fühle mich gerade ein bisschen wie der Apostel Paulus. Ich stelle mir vor, wie er bei Kerzenschein über ein Pergament gebeugt und mit seinen Gedanken ganz bei den Menschen, die ihm am Herzen liegen, seinen Brief an die Gemeinde in Korínth schreibt.
 
Auch ich sitze jetzt, im Schein meiner Schreibtischlampe vor meinem Computer und denke an „meine“ Gemeinde, „meinen“ Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus, von dem ich in den letzten viereinhalb Jahren ein Teil sein durfte. Ich denke an die Menschen, die mir dort begegnet und ans Herz gewachsen sind und ich überlege, was ich ihnen zum Abschied schreiben soll.
 
Und wie ich so da sitze, nachdenke und die Texte des Tages lese bekomme ich, mal wieder, ein Geschenk des Himmels – oder zumindest von der Leseordnung. Mit Worten aus der Feder des Paulus im Brief an Korínther ist eigentlich schon alles gesagt. Also beginne ich, von seinen Worten getragen, zu schreiben:
 
An die Kirche Gottes, die in Feldkirchen, Höhenrain und Laus ist,
 
was mich in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt ist die gleiche Frage, die wohl auch den Apostel umtreibt. Wie lässt sich aus einer bunten Mischung aus Juden und Griechen,
Sklaven und Freie, aus Hiesigen und Zuagroasten, Alten und Jungen, Konservativen und Liberalen, Hoffnungsvollen und Desillusionierten und ganz anderen eine Gemeinde – eine Gemeinschaft – machen.
 
So etwas, wie einen funktionierenden, lebendigen Organismus. Einen Körper, der aus ganz unterschiedlichen Körperteilen besteht, die erst im Zusammenspiel Sinn und einen Menschen ergeben.
 
Immer wieder war ich auf der Suche nach den Sehnen und Muskeln, nach dem Bindegewebe und dem (Knochen-) Gerüst, das alles verbindet und zusammenhält. Und wie Paulus bin auch ich zu der Erkenntnis gekommen, dass das nicht Berufe oder der Familienstand sein kann; nicht die Herkunft oder ein bestimmter Dialekt.
 
Wenn wir die Sache realistisch und nüchtern betrachten, dann sind es wohl nicht einmal gemeinsame Überzeugungen, ähnliche Interessen oder ein einheitliches Bild von Kirche, das eine Gemeinde verbindet – weder damals in Korínth noch heute und hier.
 
Was uns zu einer Glaubens-, Feier- und manchmal auch Leidensgemeinschaft macht, das ist die Taufe! Manchmal sind wir nur durch sie verbunden.
 
Anfangs hat mich dieser Gedanke erschreckt, betroffen und sogar wütend gemacht. Mittlerweile finde ich ihn immer entspannender und befreiender.
 
Von diesem Gedanken ausgehend betrachtet, müssen wir uns nämlich in Sachen Gemeinsamkeit und Einigkeit gar keinen zu großen Stress machen. Es geht eher darum, das Gefühl, nicht so ganz dazu zu gehören, nicht mehr mitzukommen oder mit der eigenen Meinung allein dazustehen auszuhalten. Zu lernen mit Mehrdeutigkeiten, Unsicherheit und Ungewissheit zu leben.
 
Als Getaufte oder Getaufter zu sagen: „Ich gehöre nicht zur Gemeinschaft der Kirche, weil ich anders bin als die anderen hier“, das wäre in etwa so, wie wenn mir mein eigener Fuß erklärt: „Weil ich keine Hand bin, gehöre ich nicht zum Körper“, sagt Paulus.
 
Anders, verschieden und unterschiedlich zu sein mag anderswo ein Problem oder sogar ein Ausschlusskriterium sein. Aber bei uns muss es wohl genau so sein. Eine Kirche, die nur aus einer Meinung besteht, die nur eine Auslegung und eine Deutung kennt und nur für einen Menschenschlag Platz bietet, wäre so grotesk und albern, wie ein A... mit Ohren.
 
Zugegeben, das hat Paulus so nicht gesagt. Er sagte, wie „wenn der ganze Leib nur Auge wäre“.
 
Mag schon sein, dass sich Gleich und Gleich gern und vielleicht auch um einiges leichter gesellt. Aber nur ums gesellig sein geht’s bei Gemeinde nicht. Wir brauchen unterschiedliche Sichtweisen und Geschmäcker. Wir brauchen verschiedene Fähigkeiten und Gaben, um uns einen wachen Blick und offene Ohren zu bewahren, um guten Geschmack und den richtigen Riecher zu beweisen und das richtige Gespür für die Situation zu haben.
 
Kritisch für unsere Gemeinschaft wird es nicht dort, wo wir unterschiedlicher Meinung sind, wo wir diskutieren und um Lösungen ringen, sondern dann, wenn wir diese Vielfalt und Unterschiedlichkeit nicht mehr als Herausforderung, Aufgabe und Chance für Lebendigkeit begriffen, sondern nur noch als bedrohlich wahrnehmen.
 
Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass ein Teil der Gemeinschaft einem anderen die Daseinsberechtigung, die Legitimation oder gleich den Glauben abspricht. Nach Paulus haben weder das Auge noch die Hand und nicht einmal der Kopf das Recht anderen Körperteilen zu sagen: „Ich brauche euch nicht“.
 
So etwas, sagt Paulus zugegeben etwas umständlich, haben wir als Christinnen und Christen doch eigentlich gar nicht nötig.
 
Schwestern und Brüder!
 
Was ich Euch zum Abschied sagen möchte ist folgendes: Vergesst nicht, dass Ihr die Kirche von Feldkirchen, Höhenrain und Laus seid. Ihr seid der Teil der Kirche von dem die Menschen nicht nur in der Zeitung lesen oder in den Nachrichten hören, sondern den sie sehen, hören, schmecken und riechen können. So wie ihr miteinander umgeht, wie ihr die Vielfalt pflegt und Unterschiede aushaltet, wie ihr euch gegenseitig respektiert und wertschätzt, wie ihr diskutiert, streitet und euch wieder zusammenrauft, so ist Kirche hier vor Ort.
 
Weder als Einzelkämpfer noch als Einheitsbrei seid ihr kraftvoll. Aber als Summe der unterschiedlichsten Teile, als Gemeinschaft der Verschieden- und Andersdenkenden, als Einheit in der Vielfalt werdet ihr etwas bewirken, könnt ihr ein Beispiel für unsere geschundene Gesellschaft sein, habt ihr die Macht Krankmachendes zu heilen, zu helfen wo es nötig ist, die Geschicke des Pfarrverbands zu leiten und auch in Zukunft etwas zu sagen haben.
 
Ich wünsche Euch von Herzen Gottes Segen!
 
Euer Harry Petersen