Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 7. Sonntag der Osterzeit

23./24. Mai
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Auf zu neuene Ufern

1. LESUNG

Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war, kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.

Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben:
Petrus und Johannes,
Jakobus und Andreas,
Philippus und Thomas,
Bartholomäus und Matthäus,
Jakobus, der Sohn des Alphäus und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus.

Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu und seinen Brüdern.

Apg 1,12-14

Judith Seipel

IMPULS
von Pastoralreferentin Judith Seipel

Liebe Feldkirchner und Westerhamer, liebe Höhenrainer und Lauser!

Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten führt uns die Lesung an diesem Sonntag noch einmal nach Jerusalem. Die Apostelgeschichte berichtet, dass sich die Jünger mit den Frauen und Maria und den Brüdern Jesu zurück ziehen. Ganz frisch ist die Erfahrung der Himmelfahrt Jesu. Sie sind jetzt wirklich alleine und auf sich gestellt. Den Beistand – den Geist, den Jesus ihnen versprochen hat, konnten Sie noch nicht erfahren. Pfingsten erst wird es so weit sein. Dazwischen versammeln sie sich im Obergemach – mit ihren Erinnerungen an die Zeit mit Jesus, an das Abendmahl, seinen Tod und seine Auferstehung, aber auch mit vielen Worten, die sie von ihm gehört haben. Und mit ihren Fragen und Sorgen, weil alles ganz anders gekommen ist als sie gedacht haben. Jesus hat weder einen politischen radikalen Umsturz herbeigeführt, noch ist die Endzeit mit aller Macht über sie hereingebrochen. Eine offene Frage ist auch, wie mit dem Verrat des Judas umzugehen ist.

Wenn wir diesen Abschnitt aus der Apostelgeschichte eine Woche vor Pfingsten lesen, dann lesen wir auch schon mit dem Blick auf Pfingsten und den Beginn der Kirche. Die Gemeinschaft muss sich erst orientieren, muss das Erlebte verarbeiten, sacken lassen und sich auch von Vorstellungen verabschieden.

Sehr gut finde ich auch unsere Gemeinden im Pfarrverband in dieser Situation wieder. Die letzten Wochen haben uns immer wieder gezeigt, dass nicht alles wie erwartet läuft. Wir feiern wieder öffentlich Gottesdienst und doch ist es anders als erwartet und gewohnt. Auch wir stehen dazwischen, haben unsere Erfahrungen, unseren Glauben und unsere Gemeinschaft und unsere Fragen und Sorgen. Dazwischen stehen wir auch persönlich - in unserem Alltag, an den Arbeitsplätzen, in Schulen und Kindergärten, mit unserm Einkaufs- und Konsumverhalten, mit unseren Sicherheiten und unseren Vorstellungen, wie was zu laufen hat. Wir müssen erst noch verarbeiten was war, wahrnehmen was gerade ist und was dran ist. Dazwischen ist noch nicht die Zeit für einen neuen Alltag, aber der Beginn ist schon gemacht. Klar ist auch, dass dieses dazwischen nicht morgen vorbei ist, sondern dass es um eine Zeit geht, die gestaltet und genutzt werden will.

Die Apostelgeschichte gibt für die Gestaltung dieses Dazwischen zwei Anhaltspunkte. Zunächst bleibt die Gemeinschaft beieinander, es werden keine großen Entscheidungen gefällt, keiner geht hinaus und keiner kommt dazu. Ich denke es tut gut auch jetzt in den bekannten Beziehungen zu bleiben, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen und erst einmal das vergangene zu verarbeiten. Und von einem zweiten wird berichtet: Sie beten. Vor Entscheidungen zu beten, hat Eingang in das christliche Leben gefunden. In den Klosterregeln findet sich der Grundsatz Entscheidungen über das Leben ins Gebet zu nehmen. Sich vorstellen was sein könnte, es Gott hinhalten und erst dann die Entscheidung treffen. Und ich glaube auch das ist für uns heute wichtig: keine vorschnellen Entscheidungen, weder über die Gemeinden noch für das eigene Leben, sondern langsam und bedächtig diese Entscheidungen ins Gebet nehmen und sie im Lichte Gottes betrachten, bevor sie dann getroffen und umgesetzt werden.

Auch wenn unser Leben unterschiedlich ist, wenn wir nicht in der Situation der Apostel sind, kann uns ihre Situation zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten, doch Kraft und Mut geben.

Nicht gleiche Antworten, aber die gleichen Fragen,
nicht gleiche Wege, aber das gleiche Ziel, nicht gleiche Frömmigkeit,
aber den gleichen Herrn,
nicht alle gleich, aber alle eins,
sich gleichzeitig geliebt wissen – und liebend.

W. Hoffmann

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.
Ihre Judith Seipel



Bild: DreamPixer / Pixabay.com