Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls Dreifaltigkeitssonntag

06./07. Juni
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Dreifaltigkeitsikone

Harald Petersen 2

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Gott, ihr seid drei, und wir sind drei.
Herr, erbarme dich!

Liebe Schwestern und Brüder,
 
in meiner Vorbereitung auf diesen Dreifaltigkeitssonntag bin ich, wie passend, über drei Geschichten gestolpert. Die erste Geschichte kennen Sie ganz bestimmt. Ich habe schon an Dreifaltigkeit über sie gepredigt und ich trau mich wetten, dass auch Sie schon einmal eine Predigt dazu gehört haben. Es ist die Erzählung vom Heiligen Augustinus, der mit seinem Kopf die Dreifaltigkeit begreifen und einem kleinen Jungen, der mit seinen Händen das Meer ausschöpfen will. Selbst wenn sie die Geschichte noch nie gehört haben, ahnen sie worauf das hinausläuft.

Und obwohl es wirklich eine gute Geschichte ist, schreibe ich in diesem Jahr einmal nicht darüber. Ich erzähl Ihnen lieber eine andere, eine zweite Geschichte:
Ein Fallschirmspringer wurde von einem heftigen Sturm überrascht, der ihn weit von seinem Zielort forttrieb. Er landete schließlich in einem Baumwipfel und war glücklich, dass sein Leben gerettet war. »Können Sie mir sagen, wo ich bin?«, fragte er, von der Baumkrone herab, einen vorübereilenden Bewohner dieser unbekannten Gegend. »Sie sind auf einem Baum«, erhielt er zur Antwort. Der Fallschirmspringer hoch oben lachte: »Sind Sie Theologe?« Darüber sehr erstaunt, fragte der Mann zurück: »Ja, das bin ich, aber woher konnten Sie das wissen?« Der Fallschirmspringer antwortete: »Oh, das ist einfach. Weil das, was Sie sagen, richtig ist, aber nutzlos!«

Ich ging also auf die Such nach etwas, das Ihnen und natürlich auch mir beim Thema Dreifaltigkeit von Nutzen sein könnte. Bei meinem „alten Freund“, dem Karmeliter­pater Reinhard Körner bin ich schließlich fündig geworden. In einem seiner Bücher ‚Alle guten Dinge sind drei ‘, aus dem übrigens auch die Story vom Fallschirm­springer stammt, bin ich fündig geworden.

Am greifbarsten wird für uns Christinnen und Christen, so schreibt Körner, die Dreifaltigkeit doch beim Beten. Wir sind es gewohnt jedes unserer Gebete und jeden Gottesdienst mit den Worten: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu beginnen und auch wieder zu schließen.

Nach dieser Anrede wird es aber meistens schon wieder ein bisschen schwieriger. So heißt es ja schon in einem altbekannten Kirchenlied: „Wohin soll ich mich wenden?“

An wen wenden sie sich, wenn sie beten? Reden sie mit Gott Vater? Sprechen Sie zu Jesus? Beten sie an, um, durch oder eher im Heiligen Geist? Irgendwie sind ja doch auch immer alle drei gemeint, oder?

Ich habe an mir bemerkt, dass sich mein Beten im Laufe meiner Lebensgeschichte immer wieder verändert hat. Es gab Zeiten, da war mir der Kontakt zu Gott Vater sehr wichtig, der Blick auf den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der höchsten Autorität, die alles zusammenhält. Manchmal brauchte ich mehr den Sohn, den Bruder, den Menschen Jesus, einen Freund auf Augenhöhe. In letzter Zeit merke ich, vielleicht auch bedingt durch die Bedrohung durch die Corona Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen, dass ich mich gerne an den Heiligen Geist wende, den kreativen Schöpfergeist, der Leben schafft, der frei ist und weht wo er will.

Wenn ich so darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich eigentlich sehr glücklich darüber bin, drei Ansprechpersonen zu haben. Ein bisschen so, wie es früher war. Da gab es auch bestimmte Anliegen und Sorgen, mit denen ich lieber zu meiner Mutter, meinem Vater, einer Tante oder auch zu Freunden gegangen bin.

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb erinnert mich der Dreifaltigkeitssonntag an etwas sehr Wichtiges, dass ich nicht vergessen darf: Gott, das ist eine Gemeinschaft von dreien, die zusammen der eine Gott sind.

Ich hab ihnen am Beginn dieses Textes drei Geschichten versprochen und an dieser Stelle kommt nun die Dritte ins Spiel:
Drei Mönche, so wird erzählt, hatten sich auf einer Reise in den Weiten der sibirischen Wälder verlaufen. Weil sie den Weg in ihr Kloster nicht mehr zurückfanden, bauten sie sich eine Hütte aus Bäumen, Ästen und Lehm und richteten sie als Kloster ein. Nach vielen Jahren entdeckte sie dort ihr Ordensoberer, der lange nach ihnen gesucht hatte und er fragte sie natürlich gleich, ob sie auch ihre Klostergebete regelmäßig beten würden.  »Ach, Vater«, sagten da die Mönche zu ihm, »in den langen Jahren hier in der Einsamkeit der Wälder haben wir unsere Klostergebete vergessen. Aber wir haben uns dann ein Gebet selbst ausgedacht.« Andächtig sprachen sie es ihrem Oberen vor:

Gott, ihr seid drei, und wir sind drei. Herr, erbarme dich!

»Siebenmal am Tag, Vater, beten wir so«, sagten die Mönche, und der Obere war sehr bewegt von ihrer tiefen Frömmigkeit.

Von einer Klosterschwester mit dem Namen Elisabeth von der Dreifaltigkeit wird berichtet, dass sie ihre Gebete mit der Anrede ‚Meine Drei!‘ begonnen hat. Ich glaube, das werde ich in Zukunft auch öfters mal ausprobieren, so zu beten, zu allen drein zu beten.

Körner meint, dass so zu beten etwas in uns bewirken kann. Nicht nur in unserer Beziehung zu Gott, sondern auch in unseren Beziehungen zu den Menschen. Wenn ich bete: „Meine Drei!“, dann fällt mir doch sofort ein: „Gott, ihr seid drei und auch wir sind drei“.

Ich hoffe, dass mich ab jetzt schon die Anrede Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist daran erinnern wird, das Gott drei sind, dass Gott Gemeinschaft ist und dass auch wir Menschen Gemeinschaft sind. 

Wenn ich und vielleicht auch Sie in Zukunft ab und zu beten werden ‚Meine Drei!‘, dann beten wir ganz automatisch nicht nur für uns selbst, sondern immer schon für uns drei, für unsere Gemeinschaft, für alle Menschen.
Das ist doch nützlich, oder?

Ihr Harald Petersen

Die meisten Gedanken und die drei Geschichten in diesem Impuls sind aus dem Buch von Reinhard Körner, „Jesus bleibt Kleinbauer. Aller guten Dinge sind drei“, Münsterschwarzach 2010, das ich Ihnen sehr gerne ans Herz lege.

Bild: Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rubljow