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Fastenbesinnungen – Abraham und Sara

Abraham und Sarah
Das Bild, oder vielmehr das Mosaik, stammt aus der Kirche San Vitale in Ravenna (um 540 n.Chr.). Es stellt in einem Bild zwei Szenen aus dem Buch Genesis dar.

Wenden wir uns zuerst der linken Szene zu. Die Bibel beschreibt sie folgendermaßen: „Der HERR erschien Abraham bei den Eichen von Mamre, während er bei der Hitze des Tages am Eingang des Zeltes saß. Er erhob seine Augen und schaute auf, siehe, da standen drei Männer vor ihm.“

Abraham sitzt also in der Mittagshitze im Schatten von Bäumen und ruht sich aus. Plötzlich sieht er auf und erblickt drei Männer. Sind es Männer oder Engel oder Gott selbst? Darüber wurde im Judentum und auch im Christentum oft spekuliert. Die Bibel ist hier nicht eindeutig. Doch wichtig ist etwas anderes: da kommen Wandernde vorbei und Abraham fragt nicht, woher oder wohin oder warum sie unterwegs sind. Er lässt sich in der Mittagsruhe stören, heißt sie als Gäste willkommen und bittet sie zu bleiben.

Der Bibeltext beschreibt es folgendermaßen: „Als er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, geh doch nicht an deinem Knecht vorüber! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen, dann könnt ihr euer Herz stärken, danach mögt ihr weiterziehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen.

Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast! Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Knete es und backe Brotfladen!“

Auf dem Bild liegen die Brote bereits vor den Gästen auf dem Tisch. Doch damit ist es noch nicht genug: „Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Knecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen.“

Dargestellt ist, wie Abraham gerade das zubereitete Kalb serviert. Und hier sind wir an einem heiklen Punkt dieser Erzählung, denn Fleisch, Milch und Butter gemeinsam auf dem Tisch, das geht nach den Speisevorschriften der Bibel überhaupt nicht, es verletzt die Speisegebote. Darüber und ob Engel – sofern es solche waren – überhaupt essen, gab es in der Kirchengeschichte riesige Debatten. Der Künstler des Bildes umschifft jedenfalls die Situation geschickt, indem er Butter und Milch einfach weglässt.

Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende: „Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da sprach er: In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.

Sara hörte am Eingang des Zeltes hinter seinem Rücken zu. Abraham und Sara waren schon alt; sie waren hochbetagt. Sara erging es nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt. Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch Liebeslust erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann!

Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Sollte ich wirklich noch gebären, obwohl ich so alt bin? Ist denn beim HERRN etwas unmöglich? Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen; dann wird Sara einen Sohn haben.“

Sara steht am Eingang des Zeltes, sieht dem Mahl zu und hört was die Männer sagen. Sie steht jetzt im Mittelpunkt des Geschehens und sie lacht. Ein bitteres Lachen, da sie ja bisher kinderlos geblieben ist, oder ein ungläubiges Lachen, ein Zweifeln an der Verheißung Gottes? Wir wissen es nicht. Und dann die letzte Szene: Gott spricht mit Sara und sie mit ihm: „Sara leugnete: Ich habe nicht gelacht. Denn sie hatte Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht.“

Vorstellbar ist aber auch ein befreiendes Lachen. Alles fällt von Sara ab, was belastet und bedrückt. Jetzt ist es da, das unermessliche Geschenk, die Verheißung eines Sohnes. Gott begegnet und Gott macht wahr, was er versprochen hat, dass er Abraham und seine Nachfahren zu einem großen Volk machen werde.

                   Werner Attenberger, Aus dem Pfarrbrief Weihnachten 2024