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Aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek

Neuigkeiten Oktober 2025

Herzlich willkommen zur neuen Ausgabe des Newsletters von Archiv und Bibliothek des Erzbistums!

Wir informieren Sie in unregelmäßigen Abständen über Aktuelles aus der Arbeit von Archiv und Bibliothek, z.B. die Bereitstellung von neuen Findbüchern und Digitalisaten im Digitalen Archiv des Erzbistums, bemerkenswerte Neuzugänge oder Medienberichte.

Inhaltsverzeichnis

  1. Aus dem Magazin in die Messe
  2. Freundschaft, Landschaft, Kirchenschätze
  3. Kirchenbau und Rossarznei

Aus dem Magazin in die Messe

Wiederaufführung einer "Deutschen Seelenmesse" zum 200. Todestag von König Max I. Joseph

Notenumschlag mit Angabe des Autors und Datierung
 
München, 6. Oktober 2025. Mit der Wiederaufführung einer „Deutschen Seelenmesse“ von 1822 gedenkt die Pfarrei Tegernsee am 12. Oktober 2025 des 200. Todestages von König Max I. Joseph. Das historische Notenmaterial dazu stammt aus der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising.
 
Mit einer Reihe von Veranstaltungen wird heuer an den ersten bayerischen König erinnert, der in der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 1825 verstarb. In der Pfarrkirche Tegernsee geschieht dies beziehungsreich durch die erstmalige Wiederaufführung einer „Deutschen Seelenmesse“ des Tegernseer Kantors Herculan Wieser aus dem Jahr 1822.
 
Die besondere Verbindung des Tegernseer Tals zum König rührt daher, dass Max I. Joseph 1817 die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters Tegernsee erwarb und zu seiner Sommerresidenz machte. Damit begann für das Tal eine neue Epoche seiner Geschichte als bekannte Tourismusregion. 1821 stiftete der König „zur Erbauung der Volksandacht in der zur ansehnlichen Pfarrkirche erhobenen ehemaligen Klosterkirche zu Tegernsee, und zur Beförderung des Unterrichtes in der Musik bei der zahlreichen Jugend daselbst, und in der Umgegend“ eine Kantorenstelle. Der erste, vom König persönlich ausgewählte Kantor war Herculan Wieser (1775-1839), der bis zur Säkularisation als Augustiner-Chorherr in Dietramszell und danach als Spiritual im Kloster Reutberg gewirkt hatte.
 
Musikalisch und pädagogisch offenbar gleichermaßen begabt, hinterließ Wieser eine Reihe von kirchenmusikalischen Werken, die er speziell für den Tegernseer Gottesdienst und die Möglichkeiten des damaligen Kirchenchors schuf. Deren handschriftliche Noten werden heute als Depositum der Pfarrei Tegernsee in der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising aufbewahrt. Dazu zählen zwei „Deutsche Seelenmessen“ von 1822 (TE 53; Katalogisat), bei denen – einer kirchenmusikalischen Tendenz der Aufklärungszeit folgend – die lateinischen liturgischen Texte durch freie deutsche Neudichtungen ersetzt sind. Der vierstimmige Chorsatz wird von zwei Hörnern, Streichern und Orgel begleitet.
Schlussgesang ("Libera")
 
Auf Bitte des heutigen Kantors Sebastian Schober hat Christoph Liebl, Schul- und Kirchenmusiker im Kloster Metten, eine der Seelenmessen aus dem autographen Manuskript in moderne Notenschrift übertragen. Bei der ersten Wiederaufführung seit Menschengedenken werden Wiesers Requiem-Sätze mit Teilen der bekannten „Deutschen Messe“ von Franz Schubert aus dem Jahr 1826 kombiniert. Der Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Quirinus in Tegernsee (Schlossplatz 2) beginnt am Sonntag, dem 12. Oktober 2025, um 11.00 Uhr.

Nachtrag:
„Graduale“ („Wir leben hier in zur Ewigkeit“) aus der zweiten Seelenmesse von Herculan Wieser, 1822. Live-Mitschnitt aus dem Gottesdienst am 12. Oktober 2025 in der Pfarrkirche Tegernsee (Aufnahme: Niclas-Gerrit Weiß).
Die Audiodatei kann auf unserer Webseite angehört werden: Deutsche Seelenmesse
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Freundschaft, Landschaft, Kirchenschätze

Leihgaben der Diözesanbibliothek in aktuellen Ausstellungen

Die älteste Stadtansicht Münchens. Kolorierter Holzschnitt von Michael Wohlgemut in der „Weltchronik“ von Hartmann Schedel, Nürnberg 1493
 
München, 14. Oktober 2025. In drei Ausstellungen in Freising und München sind wertvolle Leihgaben aus den historischen Beständen der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising zu sehen.
 
Das Diözesanmuseum Freising zeigt bis zum 11. Januar 2026 in seiner viel beachteten Ausstellung „Göttlich! Meisterwerke der italienischen Renaissance“ 65 – zumeist aus italienischen Sammlungen stammende – Gemälde, Skulpturen, Reliefs und Kleinkunstwerke von der Frührenaissance bis zum beginnenden Manierismus. Es beleuchtet damit den Wandel des Menschenbildes an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit und fragt nach der Rolle der Bilder bei „der Entdeckung des Ichs in Bezug auf Gott und die Gesellschaft in dieser für Europa zentralen Epoche“. Auf einem berühmten Doppelporträt des Venezianers Jacopo da Pontormo halten die beiden Dargestellten ein Blatt mit einem Zitat aus dem Werk „De amicitia“ des antiken Autors Cicero in Händen. Darum werden ergänzend (im Wechsel) zwei in den Jahren 1573 (Digitalisat) bzw. 1589 entstandene Druckausgaben dieses „Bestsellers des 16. Jahrhunderts“ gezeigt.
 
Die zeitgleich im Diözesanmuseum laufende Ausstellung „Fenster in die Landschaft. Die Ansichten des Valentin Gappnigg“ befasst sich mit den Ansichten Freisinger Herrschaftsgebiete, die Fürstbischof Johann Franz Eckher zwischen 1696 und 1702 durch den steirischen Maler Valentin Gappnigg für den Freisinger Fürstengang schaffen ließ. Diesen überaus reizvollen farbigen Veduten werden mehrere gedruckte Bände gegenübergestellt, die Serien druckgraphischer Stadt- und Landschaftsdarstellungen enthalten: Neben der „Weltchronik“ von Hartmann Schedel (1493; Digitalisat) sind dies die „Kosmographie“ von Sebastian Münster (1578; Digitalisat), die „Topographia Bavariae“ von Matthäus Merian (1644; Digitalisat) und das barocke Stichwerk von Michael Wening (Band 1, 1701; Digitalisat), dazu die „Historia Frisingensis“ von P. Karl Meichelbeck (1724; Digitalisat) mit der großen Freising-Ansicht von Claude Sarron. Meist sind aus diesen Werken nur einzelne Blätter bekannt. In der Ausstellung bietet sich die seltene Gelegenheit, sie in ihrer ursprünglichen Form kennen zu lernen.
 
Im Bayerischen Nationalmuseum ist vom 30. Oktober 2025 bis zum 1. März 2026 die Sonderausstellung „Das Schatzbuch aus St. Emmeram. Barocke Pracht aus Regensburg zu sehen. In ihrem Mittelpunkt steht eine bis vor kurzem unbekannte Handschrift, in welcher der Kirchenschatz des Regensburger Benediktinerklosters St. Emmeram in 72 großformatigen Deckfarbenmalereien repräsentativ festgehalten ist. Die Präsentation der Handschrift wird ergänzt durch Gold- und Silberobjekte sowie kostbare Paramente aus dem heutigen Bestand von St. Emmeram. Fürstabt Johann Baptist Kraus (1742-1762), der das Schatzbuch anlegen ließ, veröffentlichte 1761 auch das gedruckte Werk „Bericht von denen Heiligen Leibern und Reliquien, welche in dem Fürstlichen Reichs-Gottes-Hauß S. Emmerami Bischoff und Martyrers aufbehalten werden“, in dem die damaligen Kirchschätze in Kupferstichen dokumentiert sind (Digitalisat). Ein Exemplar dieses Drucks steuerte die Diözesanbibliothek als Leihgabe zur Ausstellung bei.
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Kirchenbau und Rossarznei

Das „Salbuch“ der Pfarrei Fürholzen als Gegenstand ak-tueller Forschung

Ratschläge für den Umgang mit Dienstboten
 
München, 29. Oktober 2025. Eine ungewöhnlich reichhaltige Quelle zur Lebenswelt eines oberbayerischen Landpfarrers in der Mitte des 18. Jahrhunderts steht am Dienstag, dem 25. November 2025, im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Vereins für Diözesangeschichte von München und Freising: Das „Salbuch“ des Fürholzener Pfarrers Johann Jakob Pämer.
 
Der aus Freising stammende Johann Jakob Pämer (1688-1771), von 1719 bis 1760 Pfarrer von Fürholzen (Dekanat Freising), verfasste 1749/50 eine – abweichend von der heute üblichen Terminologie als „Salbuch“ bezeichnete – Beschreibung seiner Pfarrei. Sie umfasst rund 800 eigenhändig beschriebene Seiten im Folio-Format und wird heute als Teil des Pfarrarchivs Fürholzen im Archiv des Erzbistums München und Freising verwahrt (Link zum Bericht „Blicke in die Vergangenheit“ des BR Fernsehens vom 27. August 2024), ist aber auch bereits online nutzbar (Digitalisat).
 
Bis zum Ende seiner Amtszeit ergänzte Pämer den Band immer wieder durch Nachträge. Nachdem Pämer bei seinem Amtsantritt kaum Unterlagen über die Pfarrei vorgefunden hatte, sollte seine aufgrund 30-jähriger Erfahrung erstellte Beschreibung vor allen den künftigen Amtsnachfolgern von Nutzen sein. Er behandelt dabei nicht nur die Kirchen der Pfarrei, die Gottesdienste, die Besitzungen von Kirchen- und Pfründestiftung, sondern bietet auch zahlreiche für die Bewirtschaftung des Pfarrhofs nützliche Informationen bis hin zu Ratschlägen für den Umgang mit Dienstboten und für die Behandlung kranker Pferde. Dies macht das „Salbuch“ nicht nur zu einer pfarr- und kunstgeschichtlichen, sondern auch volkskundlichen Quelle ersten Ranges.
 
Für die Historikerin Lisa Kellerer M.A. war das „Salbuch“ Grundlage ihrer Magisterarbeit über „Biografie und Selbstdarstellung eines barocken Pfarrers um 1750“, die 2022 am Institut für Bayerische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München entstand. Darüber hinaus erstellte sie mit Unterstützung des Heimat- und Geschichtsvereins Neufahrn e.V. eine vollständige Transkription der umfangreichen Quelle und bereitet deren Drucklegung vor.
 
Unter dem Titel „Das Salbuch der Pfarrei Fürholzen. Lebenswelt eines Pfarrers um 1750“ berichtet Frau Kellerer über zentrale Ergebnisse ihrer Forschungen. Der Vortrag beginnt am Dienstag, dem 25. November 2025, um 18.00 Uhr im Jugendheim der Münchner Dompfarrei (Frauenplatz 13, 1. Stock). Der Eintritt ist frei. Gäste sind herzlich willkommen.
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Bildnachweise

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Notenumschlag mit Angabe des Autors und DatierungName: Notenumschlag mit Angabe des Autors und Datierung
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Schlussgesang (Name: Schlussgesang ("Libera")
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Die älteste Stadtansicht Münchens. Kolorierter Holzschnitt von Michael Wohlgemut in der „Weltchronik“ von Hartmann Schedel, Nürnberg 1493Name: Die älteste Stadtansicht Münchens. Kolorierter Holzschnitt von Michael Wohlgemut in der „Weltchronik“ von Hartmann Schedel, Nürnberg 1493
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Ratschläge für den Umgang mit DienstbotenName: Ratschläge für den Umgang mit Dienstboten
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