Willkommen im Pfarrverband Ilmmünster

Ilmmünster - Reichertshausen - Hettenshausen
175 Jahre Pfarrei St. Stephanus
175 Jahre Pfarrei St. Stephanus Reichertshausen/Ilm

Mit feierlichen Gottesdiensten, die von Pater Jan Domaradzki und Pater Tadeusz Sobczyk zelebriert wurden, und anschließenden Erläuterungen zur Kirchengeschichte durch Kirchenpfleger Helmut Lindner feierte die Pfarrei St. Stephanus Reichertshausen Mitte Februar ihr 175jähriges Bestehen als eigenständige Pfarrei.



Obwohl schon wahrscheinlich ab 779 ein Bethaus, das damals zu Ehren des Hl. Korbinian erbaut wurde, in Reichertshausen Bestand hatte, war Reichertshausen in späterer Zeit lange Zeit eine Filialkirche von Lampertshausen. Erstmals urkundlich belegt wurde dies um 1315. Ab 1750, also etwa hundert Jahre nachdem die Kirche nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut wurde, erlangte Reichertshausen als Pfarrei wieder eine gewisse Selbständigkeit. Aber erst am 13.02.1837 wurde Reichertshausen als eigenständige Pfarrei kanonisch errichtet.
Heute ist die Pfarrei Reichertshausen eine von drei Pfarreien im Pfarrverband Ilmmünster- Reichertshausen-Hettenshausen. Bis zum Eintritt in den Pfarrverband waren insgesamt 14 Pfarrer in Reichertshausen tätig. Pfarrer Michael Estendorfer war der letzte Pfarrer im Ort, bevor Reichertshausen als Pfarrei Teil des Pfarrverbands und von dort seelsorgerisch versorgt wurde.

Helmut Lindner ging in seinen Ausführungen zur Kirchengeschichte sowohl auf die Geschichte des Gebäudes als auch auf einige Begebenheiten aus dem Gemeindeleben in dieser Zeit ein. Die Kirche in ihrer heutigen baulichen Form entstand um 1900, als das Kirchenschiff verlängert und eine Empore errichtet wurde. Der älteste erhaltene Teil der Kirche ist ein Teil des Turms, in dessen Untergeschoss heute noch ein gut erhaltenes gotisches Rippengewölbe zu sehen ist. Der Hochaltar stammt aus dem Jahr 1690, kam aber erst 1957 aus einer abgebrochenen Kirche in Denning bei München nach Reichertshausen. Zu dieser Zeit wurden auch die Seitenaltäre renoviert und dem Hochaltar angeglichen. Diese Arbeiten wurden ebenso wie die Deckenfresken durch den Pfaffenhofener Kunst- und Kirchenmaler Michael P. Weingartner durchgeführt. In der Kirche befinden sich auch mehrere Grabstätten und -tafel, auf die Kirchenpfleger Helmut Lindner noch hinwies. Auf einer der Grabtafeln wird zum Beispiel der Verstorbenen nicht wie heute die ewige Ruhe sondern "eine fröhliche Auferstehung" gewünscht. Auch wusste Helmut Lindner noch weitere Geschichten aus dem teilweise schweren Leben einzelner Pfarrherren zu erzählen. Einige von ihnen wurden von einzelnen Mitgliedern der Gemeinde so bedrängt und gekränkt, dass sie weggingen oder nachgaben. Im Fall des Pfarrers Trautwein (1821) wurde sogar der Grabstein vom Friedhof in die Kirche versetzt, um "Misshandlungen des Steins" zu vermeiden.

Aktuell stehen in der Kirche St. Stephanus umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an. Im letzten Jahr konnte sehr schnell die Außenrenovierung der Kirche abgeschlossen werden. Die Notsanierung der Stuckdecke im Innern, die in Teilen herabzufallen drohte, wurde inzwischen abgeschlossen. Damit die Stuckdecke in Zukunft nicht wieder beschädigt wird, ist eine Stabilisierung der Deckenbalken notwendig. Diese Arbeiten werden aktuell ausgeführt und sind voraussichtlich bis zum Erscheinungsdatum des Blickpunkts ebenfalls abgeschlossen. Danach ruhen die Arbeiten im Innern erstmal bis zum Jahresende. Das Gerüst im Inneren der Kirche bleibt bis auf weiteres stehen, da ein Ab- und Aufbau mit deutlichen Mehrkosten verbunden wäre. Die weiteren notwendigen Arbeiten zur Innenrenovierung werden erst 2013 fortgesetzt werden können, wenn auch im Bauetat des Erzbistums wieder Gelder für eine Renovierung in Reichertshausen bewilligt werden können (was der Pfarrgemeinde in Aussicht gestellt wurde). Es verbleibt noch ein großer Eigenanteil an den Renovierungskosten, der durch die Pfarrgemeinde aufzubringen ist.

Helmut Lindner erinnerte in seine Ausführungen daran, wie unsere Vorfahren über die Jahrhunderte immer bestrebt waren, ihre Kirche als würdigen Raum für die liturgischen Feiern auszugestalten und zu erhalten. Und wenn auch der jeweilige Zeitgeist die Gestaltung des Kirchenraums immer beeinflusst hat, so ist doch bis heute ein harmonisches Ganzes entstanden und erhalten geblieben. "Ich hoffe, dass es uns gelingt, mit Gottes Segen dieses Erbe auch in die Zukunft zu tragen", so Helmut Lindner zum Schluss seiner Erzählungen zur Kirchengeschichte. Diesem Wunsch schlossen sich auch die beiden Patres an, die zum Abschluss des Gottesdienstes den Gottesdienstbesuchern den Segen spendeten.
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