Pfarrverband Teisendorf

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Fahrt zur Pfarrpartnergemeinde Gernrode (Thüringen)

Vom 13. bis 15. Oktober 2017 besuchte eine 7-köpfige Deligation aus Teisendorf und Oberteisendorf unsere Partner-Pfarrgemeinde Gernrode im katholischen Eichsfeld.

Ursprünglich war dazu eine 5-tägige Busfahrt des ganzen Pfarrverbandes geplant gewesen, insbesondere mit den Möglichkeiten einige Luthergedenkstätten zu besuchen im Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Leider hat dazu die Teilnehmerzahl nicht ganz gereicht. Kurzerhand hat dann Ernst Aicher, Pfarrverwalter in Teisendorf, den Besuch unserer Partnergemeinde in eine Privat-Auto-Fahrt umgestaltet.

1. Tag: Anreise - Wartburg:
So starteten bereits um 6 Uhr morgens fünf Teilnehmer mit dem Jugendbus der Pfarrei (Regina und Thomas Gasser, Lisi Lemberg, Ernst Aicher und Gerhard Helminger) und am Samstag kamen dann mit dem Privatauto noch Andrea und Rudi Inneberger nach.

Nach einer Frühstückspause am Rasthof Feucht bei Nürnberg ging es weiter zum Hauptziel der Anreise, nämlich die Wartburg in Eisenach (Thüringen). Mit dem Shuttlebus fuhren wir die Wartburgallee hinauf. Die restliche Strecke bis zum Eingang der Burg mussten wir noch zu Fuß erklimmen. Neben dem geschichtlichen Hintergrund der Burg und den einzelnen Räumen gibt es in diesem Reformationsjubeljahr auch noch die Sonderausstellung "Martin Luther und die Deutschen". Eine ausführliche Audioguide-Führung präsentiert uns diese Highlights, wie die Elisabeth-Kamenade, den Sängerwettstreit und den großen Festsaal, der sogar dem Ludwig II in Bayern als Vorbild für den großen Saal in Schloss Neuschwanstein diente. Auch Martin Luther hielt sich getarnt als Junker Jörg von 1521 bis 1522 dort in einer Kammer auf. Hier übersetzte er das Neue Testament in nur 10 Wochen vom Griechischen ins Deutsche. Angeblich soll er dem Teufel ein Tintenfass hinterhergeworfen haben. Davon ist leider nichts mehr zu sehen, genauso wenig wie von seinem Originaltisch - Anhänger Luthers ließen beides in den Jahrhundeten als Souvenierstücke mitgehen.

Nach einer kleinen Stärkung in den Wartburgstuben ging es zu Fuß einen längeren Fußmarsch durch die Laubwälder hinunter bis zum Parkplatz. Nun ging es zur letzten Etappe des ersten Tages - die Weiterfahrt nach Gernrode im katholischen Eichsfeld.

Eine Pfarrdelegation hat uns an der sogenannten Küsterschule bereits erwartet. Schnell wurden wir auf die Gastfamilien verteilt, um dort das Abendbrot einzunehmen. Schließlich stand noch ein festlicher Programmpunkt an - die "Ausgrabung der Kirmes" an der Dorflinde mit anschließendem "Oktoberfest" im Gemeindehaus. Auch die beiden "Schulzes", wie dort die Bürgermeister genannt werden, verstanden sich auf anhieb. Allerdings muss der Schulze aus Gernrode das Bieranzapfen noch etwas üben. Wie im letzten Jahr ging der das kostbare Naß mehr auf den Boden als in die Krüge -grins-.

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2. Tag: Luther - Eisleben - Kloster Helfta:
Nach dem Frühstück in unseren Gastfamilien stand der zweite Tag ganz im Zeichen des Lutherjahres. Wir fuhren nach Eisleben in das benachbarte Bundesland Sachsen-Anhalt. In dieser Stadt wurde Martin Luther am 10. November 1483 geboren und dort ist er auch nach seiner Rückkehr aus Wittenberg am 18. Februar 1546 gestorben.

Zuerst besuchten wir die neu renovierte St. Petri-Kirche. Dort wurde Luther bereits einen Tag nach seiner Geburt, also am 11.11.1483, getauft und erhielt sogleich den Namen des Tagesheiligen - Martin. Der Originaltaufstein überlebte die Jahrhunderte nur schwer beschädigt im Vorgarten des Anwesens, wurde im Zuge der Generalsanierung aber in Bruchstücken unter die Neufassung des Taufsteines eingearbeitet. Besonders sehenswert ist das große Taufbecken, in dem auch Ganzkörpertaufen möglich sind. Das durchfließende Wasser soll den Fluß Jordan symbolisieren, als Fluß der Umkehr und der Taufe Jesu.

Nach der Taufkirche Luthers ging es sogleich in sein Geburtshaus, das heute als Museum dient. Es ist allerding ein Nachbau, das Originalhaus fiel einem Stadtbrand zum Opfer. Hier erfährt man an Hand zahlreicher Exponate einiges über die Vorfahren Luthers (sein Vater stammt aus Möhra, das wir bereits bei der Anfahrt gesehen haben), über das Leben in der Grafschaft Mansleben, das geprägt war durch durch einen bescheidenen Wohlstand der Lutherfamilie aus dem Kupferbergbau und der Bauerntätigkeit. Es wird einiges aus Luthers Leben geschildert, wie die Beziehung zu seinem Vater nach dem Eintriff in das Augustinerstift, die Bedeutung der Taufe, seine Ehe mit Katharina von Bora (ehemalige Zisterziensernonne) und zahlreiche Kunstgegenstände. Interessant ist auch der Nachbau der alten Wohnstadt mit Kindertruhe.

Nach soviel interessanten Eindrücken brauchten wir eine Pause. So gingen wir zum Mittagessen in die rustikalen Lutherstuben. Böhmische Spezialitäten und andere Köstlichkeiten ließen uns wieder zu neuen Eindrücken in der Lutherstadt aufbrechen. Zunächst ging es auf den Marktplatz. Dort machten wir unter einer Luthersäule das obligatorische Gruppenbild. Dann zog es uns in die Andreaskirche, wo Martin Luther seine letzten vier Predigten hielt. Hier liegt in einem Sarkophag noch der letzte Mansfelder Landesherr begraben, der noch katholisch blieb. Interessant auch eine figürliche Dreifaltigkeitsdarstellung an der Wand, allerdings der Heilige Geist ist nicht aufzufinden - vielleicht ist er davongeflogen -grins-.

Gleich gegenüber findet sich das Todeshaus von Luther. Wissenschaftler haben allerdings herausgefunden, dass dies gar nicht das Originalsterbehaus sein soll. Sondern gut drei Häuser weiter - heute ein Hotelbetrieb - ist das wahre Todeshaus. Sein Leichnam wurde in der Andreaskirche ein letztes Mal aufgebahrt und dann in die Schlosskirche nach Wittenberg überführt.

Bei der Ausfahrt aus Eisleben nutzten wir noch die Gelegenheit das Kloster Helfta zu besuchen, bekannt durch die drei Heiligen Mystikerinnen Gertraud von Helfta, Mechthild von Magdeburg und Mechthild von Hackeborn. Wir konnten uns einer Führung anschließen, die von einer österreichischen Schwester sehr ausführlich dargestellt wurde. Die Blütezeit des Klosters war bereits im 13. Jahrhundert. Nach zahlreichen Plünderungen wurde es bereits im Jahr 1542 endgültig aufgegeben.

Erst im Jahr 1999 konnte mit zahlreichen Spendenmitteln das Areal von der Treuhand für das Bistum Magedeburg zurückerworben werden. Durch die Bereitschaft Schwestern aus dem Kloster Seeligenthal bei Landshut hierher zusenden, konnte der Klosterbetrieb mit umfangreichen Sanierungen des heruntergekommenen Areals neu begonnen werden. Heute ist das ganze zu einem ansehnlichen Ort der Spiritualiät, des Wohnens, Pflegens und der Kinderbetreuung geworden.

Am Abend fuhren wir zurück nach Gernrode. Nach dem Abendessen ging es dieses Mal in die Küsterschule (Pfarrhaus), wo es einen gemütlichen Austausch zwischen den Pfarrangehörigen gab. Auch der Altpfarrer Horst Mosebach gab sich die Ehre. Auch einige Gründungsmitglieder der Partnerschaft zwischen den Pfarreien St. Stephan, Gernrode, und St. Andreas, Teisendorf waren bei dem Treffen anwesend. Müller-Meisterin Maria Seeboth zog ebenfalls Bilanz über die mittlerweile 26-jährige Partnerschaftsgeschichte.

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3. Tag: Kirmesgottesdienst - Gernrode - Kirmesumzug:
Heute ist schon wieder der letzte Tag der Reise angebrochen. Nach dem Frühstück geht es gleich zur Kirche. Um 9 Uhr beginnt der feierliche Kirchweihgottesdienst. Obligartorisch versammeln sich vor der Messe noch die Verantwortlichen der Kirmesburschenschaft zusammen mit dem Kaplan und den Messdienern zum Gruppenfoto. Ein tiefblauer Herbsthimmel verspricht einen tollen Kirmestag für Gernrode.

Der Kaplan erklärte in seine Predigt zum Evangelium über die geladenen Gäste beim Hochzeitsmahl Gottes, dass alle eingeladen sind, egal ob gut und böse, ob arm und reich, ob Einheimische oder Fremde - aber die "Kleidung" müsse angemessen sein. Mit Kleidung ist hier das Leben gemeint. Wie Kleidung wird manchmal aus das Leben "schmutzig" oder es geht ganz verloren. Aber durch Jesus haben wir immer wieder die Möglichkeit unsere "Kleidung" zu reinigen, oder wenn wir es nicht mehr haben, es neu zu erwerben. Dafür gibt es das Sakrament der Versöhnung. Mit "Großer Gott wir loben dich" und dem sakramentalen Abschluss des Festgottesdienstes endete der erste Teil dieses ereignisreichen Tages.

Ernst und ich erhielten von Otto Kesting anschließend eine ausgiebige Führung durch den Ort Gernrode. Wir erfuhren so einiges über die schönsten Plätze des Ortes, wie die alte Mühle, das Gemeindehaus, den berühmten Sohn des Ortes und Erfinder des Kinographen, Heinrich Erneman, was es mit dem Untergang des Wipperpfeils auf sich hatte und dass ein verwegener Flussreisender direkt hier von der Wipper, über die Unstrut und Saale bis hinein in die Elbe als "Flussreisender" mit seinem Boot nach gut 700 KM die Stadt Hamburg erreichte. Weiter ging es zur Volksschule und der neuen Turnhalle, dann entlang der Wipper, vorbei an der gegenüberliegenden Seebothmühle wieder den Sandberg hinauf zur Straße der Einheit. Ganz am Ortsende findet sich eine wunderschöne Kreuzweganlage, die mehr ein botansicher Garten zu sein scheint. Über 120 Bäume und Sträucher säumen hier den geschwungenen Kreuzweg, wobei alle Gewächse fein säuberlich mit Tafel beschrieben sind. Parkbänke laden zum Verweilen, Meditieren und Genießen von Gottes Schöpfung ein. Vorbei am ehemaligen LPG-Gelände, wo gerade die Festwägen für den Kirmesumzug vorbereitet werden, ging es zurück zum Mittagessen. Otto hat übrigens in seinem Garten genau am 3. Oktober 1990 eine Eiche zur deutschen Einheit gepflanzt - mittlerweile ein prächtiger Baum.

Am Nachmittag nahm das Spektakel seinen Lauf - Gernroder Kirmesumzug. Zahlreiche Themenwägen wurden von kleinen und großen Traktoren gezogen. Zwischendrinnen schwirrten immer wieder zahlreiche Jugendliche hindurch, um bei den Zuschauern Geld mit ihren Sammelbüchsen zu ergattern. Beim Hängen an der Turnstange konnte jeder für drei Euro mitmachen. Unser Rudi Inneberger ließ sich dies nicht zweimal sagen. Die 50 Euro Preisgeld für 2 Minuten "Hängen" hat er zwar nicht geschafft, aber 1:04 gab ein Bier!

Allmählich hieß es nun wieder Abschied nehmen. Nach einem kleinen Kaffee in den Gastfamilien ging es wieder auf die Heimreise. Wir machten in Sömmerda noch einen kleinen Tankstopp und starteten dann das ganze Thüringer Land hindurch der untergehenden Sonne entlang. Erst am Köschinger Forst bei München gab es dann noch kurz eine abendliche Stärkung bis wir gegen 23.00 Uhr wieder die Heimat erreicht hatten.

Danke an die Fahrer der langen Strecke und ein herzliches Dankeschön an die Gernroder Damen und Herren, die uns so gut versorgt und umsorgt haben - es waren drei eindrucksvolle und tolle Tage im katholischen Eichsfeld - Gernrode.

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