Katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus in Übersee am Chiemsee

Wertvolle Kommunionbank neu aufgestellt

Was eine „Kommunionbank“ war, daran können sich wohl nicht mehr sehr viele Kirchenbesucher erinnern. An ihr knieten bis Ende der 60iger Jahre die Gläubigen in der katholischen Kirche zum Kommunionempfang nieder und erhielten vom Priester die Hostie auf die Zunge gelegt. Die Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils erlaubte dann die Handkommunion im Stehen, eine Kommunionbank ist seither nicht mehr vorgesehen.

In der Überseer Pfarrkirche St. Nikolaus stand die Kommunionbank, auch „Speisgitter“ genannt, an der ersten Stufe zum jetzigen Zelebrationsaltar. Um 1980 wurde sie im Rahmen der großen Kirchenrenovierung ganz abgebaut und zu beiden Seiten des vorderen Kirchenschiffes abgestellt. Dort standen die beiden Teile weitgehend unbemerkt, bis Mesner Simon Falkinger das ehemalige Speisgitter im letzten Jahr an den Stufen zum Hochaltar neu aufstellte.

Da es sich bei dieser Aktion um eine wesentliche Veränderung im liturgischen und kunsthistorischen Raum handelt, holte Pfarradministrator Georg Lindl zur Beratung Martin Fesl und Dr. Alexander Heisig vom Bau- und vom Kunstreferat des erzbischöflichen Ordinariats München. Zur Frage einer dauerhaften Aufstellung mussten ferner Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat um ihre jeweilige Zustimmung gefragt werden. In einer gemeinsamen Sitzung unter Leitung von Pfarradministrator Lindl würdigten die Mitglieder beider kirchlicher Gremien zunächst die künstlerische Bedeutung der sehr schönen Holzarbeit aus der Zeit der Erbauung der neugotischen Kirche. Allerdings stellte man einvernehmlich fest, dass eine Kommunionbank in der heutigen Liturgie keine Funktion mehr hat.

Außerdem weiche der jetzige Standort aus kunsthistorischer Sicht von der ursprünglichen Raumidee des Kirchenraumes ab. Allerdings, so konnte KV-Mitglied Regina Kreuz aus alten Planungsunterlagen berichten, habe es in der Planungsphase des Kirchenbaus auch die Überlegungen gegeben, die Kommunionbank unmittelbar vor dem Hochaltar zu platzieren. Problematisch erschien den Gremien die außenseitig tiefschwarze Farbe der aufgestellten Kommunionbank und die Tatsache, dass das Speisgitters werktags in der Mitte verschlossen sei. Die Bedeutung des jetzigen Zelebrationsaltars als Herz der Kirche würde, so die Befürchtung der Gremien, optisch gegenüber dem wuchtigen Hochaltar weiter gemindert. Vertauscht man allerdings die Seiten, so kommt die helle Innenfarbe der Kommunionbank zur Ansicht.

Sie nimmt die ebenfalls helle Tönung des beidseitigen Chorgestühls auf und verstärkt in geöffneten Zustand sogar die Wirkung des heutigen Zelebrationsaltars. Unter diesen Umständen stimmten die beiden Gremien der derzeitigen Aufstellung zu. Sehr wichtig ist dabei für die Kirchenverwaltung und den Pfarrgemeinderat, dass die nun neu positionierte Kommunionbank zur Mitte hin niemals geschlossen wird.

So kann der Blick ungehindert zum Hochaltar und dem dort befindlichen Tabernakel fallen. Dem Kirchenbesucher kann so das Bibelwort erfahrbar werden: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“


Dr. Martin Metz