Am 3. März feiert die KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) 1700 Jahre Sonntagsruhe – ein „großartiger Anlass“, auf die Wichtigkeit des Sonntags für den modernen Menschen hinzuweisen und für dessen Erhalt einzutreten, betonte KAB-Diözesanpräses Michael Wagner beim Arbeitnehmer-Gottesdienst in Baumburg. Der Präses war der Einladung des KAB Ortsvereins Altenmarkt gefolgt und hielt den Gottesdienst gemeinsam mit Pater Sebastian Paredom in der gut besuchten Baumburger Kirche.
Am 3. März 321, also vor exakt 1700 Jahre erließ Kaiser Konstantin ein staatliches Gesetz zur Sonntagsruhe. „Alle Richter und die städtische Bevölkerung und die Ausübung jedweder Gewerbe sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen“, hieß es in der übersetzten Fassung des Original-Gesetztextes. Die Sonntagsruhe war damit geboren – damals eine von verschiedenen Maßnahmen Kaiser Konstantin die maßgeblich zur religionspolitischen Festigung des Christentums dienten. Der Sonntag sollte so dem noch jungen Christentum auch die nötigen Freiräume für ihre Religionsausübung mit der Feier der Sonntagsmesse geben. Seither gab es über die Jahrhunderte bis heute immer wieder Bestrebungen seitens Wirtschaft, Handel und auch Politik, diese Sonntagsruhe „aufzuweichen“, so Diakon Wagner. Bezugnehmend auf die Lesung, in der Gott Abraham aufforderte, seinen Sohn Isaak zu opfern (letztlich aber nur eine Prüfung Gott gegenüber darstellte), fragte Wagner kritisch, ob „wir den Sonntag tatsächlich opfern“ sollen und wollen. „Was erwarten wir uns dann als Gegenwert?“, hinterfragte der KAB-Präses. Der Mittelstand und alle kleineren Händler opfern damit auch ihre Freizeit, ihre Zeit für Familie, Kinder und Erholung. Profitieren würden dadurch aber wieder nur die großen Discounter und Lebensmittelketten, wie man in Italien gut erkennen könne. Dort brechen die kleinen Läden etwa der Gemüsehändler um die Ecke sukzessive weg. Auch die großen Online-Händler wie „Amazon“ drängen auf die Öffnung des Sonntags für ihre Auslieferungen. Insgeheim hoffe der Online-Gigant hier auf Verbündete des Mittelstandes um in Deutschland den Gesetzgeber umzustimmen. Tatsächlich wirke dies aber wie ein „trojanisches Pferd“ mit dem der vermeintliche Mitstreiter „Mittelstand“ gewonnen werden solle, aber letztlich die Marktmacht des Online-Riesen noch mehr gestärkt werde - zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung, zu Gunsten des gesteigerten Konsums. „Ist es das wert, den Sonntag zu opfern?“, stellte Michael Wagner die zentrale Frage in den Raum.
Gott habe in der gesamten Geschichte des Christentums, stets die Freiheit des Christenvolkes unterstützt, angefangen beim Exodus, als das Volk Gottes aus der Knechtschaft der Sklaverei befreit wurde bis hin zu den befreienden Worten Jesu. Mit dem Sonntag habe der Mensch ein gesichertes Recht auf Erholung und Ruhe erhalten. „In der Ruhe liegt die Kraft ist nicht nur ein Sprichwort, sondern Voraussetzung für Erholung“, so Wagner. Der freie Sonntag sei aber auch Zeichen der Würde, ein Tag, der den Menschen sein Menschsein ermöglicht und ihn nicht nur zum permanent arbeitenden und konsumierenden Wesen degradiere. Die KAB und die Gewerkschaften halten daher am Sonntag fest, um das Leben auch in Zukunft lebenswert zu machen.
Am Ende seiner Predigtworte machte Michael Wagner noch auf die offizielle Feier zu „1700 Jahre Sonntagsruhe“ am 3. März von 11 bis 13 Uhr aufmerksam. Die in Corona-Zeiten virtuell abgehaltene Veranstaltung kann unter
https://allianz-fuer-den-freien-sonntag.de/jubilaeum/ verfolgt werden und ist auch im Nachgang im Internet verfügbar. Zu Wort kommen darin unter anderem der ehemalige Chef-Redakteur der Süddeutschen Zeitung Heribert Prantl sowie die Bischöfe Georg Bätzig und Heinrich Bedford-Strohm. -sts