Bodenbrett (Unterseite) aus dem Bereich des Kirchengestühls
Seit Anfang Januar 2023 ist die Pfarrkirche St. Emmeram in Kleinhelfendorf für eine
umfassende Innenrenovierung für voraussichtlich 2 Jahre geschlossen.
Alle Gottesdienste finden in dieser Zeit
in der Marterkapelle am Ortseingang statt.
Einen Eindruck der Renovierungsarbeiten finden Sie in unserer Galerie
Die Aus- und Aufräumarbeiten im Dachstuhlbereich der Kirche, Sakristei, Obersakristei (Raum oberhalb der Sakristei), Vorhalle, Schatzkammer (Raum oberhalb der Vorhalle: dient der Aufbewahrung und zukünftig Präsentation wertvoller sakraler Gegenstände, welche im Kirchenraum keinen Platz finden), Turm und Kirchenraum sind abgeschlossen. Das Chorgestühl (verbleibt vorerst in der Kirche), die Altäre und die Orgel wurden mit stoßfesten Platten eingehaust und so vor Beschädigungen geschützt. Das Kirchengestühl und alle Schränke sind ausgebaut und wurden ortsnah eingelagert. Die hölzernen Fußböden im Kirchenschiff, Obersakristei, Schatzkammer und Empore sind ebenfalls ausgebaut. Diese sollen, soweit erhaltensfähig, wiederverwendet werden.
In der Obersakristei und der Schatzkammer wurde Schutt (aus Bautätigkeiten mehrerer Jahrhunderte?) entfernt und die Gewölbestrukturen freigelegt. Sowohl in der Obersakristei als auch in der Schatzkammer weisen die Tragbalken der Bodenkonstruktion in den Wandauflagerbereichen schwere Fäulnisbildung auf. Da die Nutzung dieser Räume weiterhin erforderlich ist, müssen die Bodentragkonstruktionen statisch erheblich nachgebessert werden. Dies gilt ebenso für die Tragkonstruktion der Empore. Hier sind neben der statischen Ertüchtigung der Balkenlagen der Bodenkonstruktion insbesondere die Tragsäulen neu zu fundamentieren.
Die Kuppeln über der Sakristei und der Vorhalle weisen z.T. Risse auf, welche saniert werden müssen. „Kopfzerbrechen“ macht dem Statiker die Kuppel der Sakristei. Zur Erschließung der Obersakristei wurde von unseren Vorfahren eine Treppe eingebaut und dabei die Kuppel der Sakristei durchschlagen. Wie mit dieser massiven Störung der Kuppelkonstruktion statisch zu verfahren ist, muss noch geklärt werden. Dazu ist eine vollumfängliche Freilegung dieser Störzone erforderlich, welche aber mit dem Landesdenkmalamt noch abzustimmen ist.
Nach Entfernung der Lambris (Holzvertäfelung der Wand im Bereich des Kirchengestühls) fand man an der südlichen Außenmauer umfangreiche Putzflächen aus gotischer Zeit vor. Das Landesdenkmalamt fordert den Erhalt dieses Putzes. Folglich dürfen die Rohrleitungen für die vorgesehene Bauteilaktivierung (siehe unten) der Außenmauern nicht in die Wand eingeschlitzt, sondern sollen durch entsprechenden Putzauftrag in das Mauerwerk eingebettet werden. Die Verlegung der Rohrleitungen läuft derzeit.
Im Turmbereich, im Kirchenschiff und in der Sakristei sind Bodeneingriffe zur Verlegung von Strom, Heizungs- und Wasserleitungen sowie für die Fundamente von Altar und Emporesäulen erforderlich. Sämtliche Bodeneingriffe müssen mit bodenarchäologischer Begleitung erfolgen. Der Bodenaushub im Turmbereich ist nach derzeitigem Kenntnisstand wohl problemlos möglich. Im Bereich der Emporesäulen ist der Bodenaushub weitgehend abgeschlossen. Dabei wurde das Fundament der westlichen Kirchenmauer des romanischen Kirchenbaus entdeckt. Im Chorraum und im Kirchenschiff wurde eine Pflasterung aus romanischer Zeit (?) gefunden. Sollte diese Pflasterung erhalten werden, hat dies Einfluss auf den zukünftigen Bodenaufbau.
Der Kirchenraum soll zukünftig liturgisch neu gestaltet werden. Insbesondere das gotische Taufbecken soll in zentraler Lage vor dem linken Seitenaltar platziert werden. Ebenso soll in Eingangsnähe ein Andachtsbereich geschaffen werden. Hierzu ist man derzeit noch in intensiver Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt. Die künstlerische Gestaltung und die Situierung des neuen „Volksaltares“ und des Ambos ist entschieden. Beides wird vom Bildhauer Werner Mally in Stein ausgeführt.
Für den neuen „Volksaltar“ aus Stein ist ein Fundament erforderlich. Bei den Aushubarbeiten kam der Unterbau des romanischen Säulenaltars zum Vorschein.
Derzeit erfolgt der Einbau der Lüftungsanlage, welche zukünftig für eine konstantes Raumklima mit ca. 60% Luftfeuchtigkeit sorgen soll. Das ist insbesondere wichtig um Kondenswasserbildung an den Wänden (Schimmel!) zu unterbinden und die Holzbauteile vor Austrocknung bzw. Durchfeuchtung und Fäulnis zu schützen.
Der Rückbau der Kirche zeigte und zeigt zahlreiche statische Probleme, archäologisch- und denkmalschutzrelevante Erkenntnisse auf, welche umfangreichen Abstimmungsbedarf unter allen Beteiligten erfordert. Das nimmt Zeit in Anspruch und führt zu Verzögerungen.
Zum Schluss: Dank an alle Helfer. Bisher wurden über 700 Stunden in Eigenleistung erbracht und damit ein wichtiger Beitrag zu unserer Finanzierungs-Eigenbeteiligung von ca. 400.000.- € (ca. 10% der Gesamtkosten) geleistet. Für den Erhalt unserer Kirche als Zentrum unserer örtlichen Kirchengemeinde aber auch als bedeutendes kulturelles Zeugnis einer über 1.250-jährigen Geschichte unseres Ortes bitten wir weiterhin um Spenden.
Wie es weiter geht? Demnächst! Es bleibt spannend! Hans Eichler
Bauteilaktivierung: Die Kirche bekommt keine Heizung im herkömmlichen Sinn. Die Außenwände sollen zur Vermeidung von Kondensationsfeuchtebildung mittels Wärmeleitungen im Sockelbereich dauerhaft temperiert werden (ca. 8°C). Zusätzlich entsteht so auch über die Jahre eine Durchtrocknung des Mauerwerks und damit ein „Sperreffekt“ gegen aufsteigende Feuchte. Die Bauteilaktivierung soll über eine im Turmbereich installierte Wärmepumpe betrieben werden.