Pfarrverband Bergkirchen-Schwabhausen

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PfarrerHack
(C) Albert Hack

Finsternis und Licht

Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit aufstrahlt die Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi. Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt. Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet. Immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird. (2. Kor 4,6-10)

Liebe Schwestern und Brüder, 
zerbrechliche Gefäße, so nennt Paulus unseren menschlichen Körper. Gerade jetzt wird uns wieder schmerzhaft bewusst wie anfällig, wie endlich, wie zerbrechlich wir doch sind. Dieser Text aus dem 2. Korintherbrief passt, wie ich finde, sehr gut in unsere Zeit, denn er beschönigt nicht, nimmt Sorgen und Ängste ernst und steckt doch voller Hoffnung. Wenn Sie ein paar Minuten haben, dann lade ich Sie ein, diesen Text mit mir zu betrachten.  
 
„Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben…“
Finsternis ist angebrochen, denn unsere Lebenswelt ist auf einmal sehr klein geworden, die Küche, das Wohnzimmer, das Schlafzimmer, das Bad, das Kinderzimmer und vielleicht noch der Garten. Spätestens seit den Ausgangsbeschränkungen spüren wir die Enge. Schwer für alle die gewohnt sind aktiv und unterwegs zu sein, jetzt heißt es die Füße still zu halten und zu Hause bleiben.
 
                                                                    „… und finden doch Raum.“  
Hier Räume für sich zu entdecken ist wichtig, denn es hilft uns nicht zu resignieren oder in Lethargie zu versinken. Das kann ein Serienmarathon beim Streamingdienst sein, schöne Musik, ein entspannendes Bad, ein Glas Wein oder aber ein gutes Buch. So wie die Bibel, die uns immer wieder Neues entdecken lässt. Räume für sich suchen und für sich zu finden kann Licht bringen in unsere eigenen vier Wände.  
 
„Wir wissen weder aus noch ein …“ 
Finsternis ist angebrochen, Angst und Sorgen nehmen uns in Beschlag. „Wie wird es weitergehen?“, diese Frage stellen sich ganz viele. Wir denken an unseren Arbeitsplatz und die Folgen, die solch eine Pandemie auf die Wirtschaft und damit auch auf uns hat. Was heißt das für mein Geld, meine Versicherung, meine Kredite und und und?
 
                                                              „… und verzweifeln dennoch nicht.“
Den Mut nicht verlieren, das ist in so einer Situation leicht gesagt aber schwer getan. Viele Existenzen sind bedroht, das wissen wir; aber wir wissen auch, dass wir nicht allein sind. Wir leben in einer Gemeinschaft, einer Gemeinde, einem Staat, einer Kirche. Wenn wir in die Geschichte schauen, ganz gleich ob Welt- oder Kirchengeschichte, dann können wir die Hoffnung haben, dass wir füreinander sorgen, damit niemand ins Bodenlose fällt. So ein Blick in die Geschichte kann Licht bringen in unsere Sorgen und Ängste. 
  
Wir werden gehetzt …“
Finsternis ist angebrochen in unseren Beziehungen. Wir werden gehetzt, getrieben, angehalten soziale Kontakte soweit es auch nur irgendwie geht zu vermeiden. Enkel und Urenkel dürfen nicht mehr zu Oma und Opa, Kranke, Pflegebedürftige oder Menschen in einer Behinderteneinrichtung dürfen wir nicht, oder nur noch sehr eingeschränkt besuchen. Cafés, Gasthäuser, ja sogar Fastfood Läden haben geschlossen. Isolation und nicht selten Einsamkeit sind die Folge dieser Maßnahmen.
 
                                                            „… und sind doch nicht verlassen.“
Wir sind soziale Wesen, das ist unsere ureigene Natur. Darum brauchen wir den Austausch, die Bestätigung, die Kritik und das Feedback der Menschen um uns herum, gerade in solchen belastenden Zeiten. Nutzen wir die ganze Palette der Medien, um in Austausch zu treten. Skypen Sie mit Freunden, schicken Sie Mails an Kollegen, tauschen Sie sich über Messenger-Dienste mit den Enkeln aus und telefonieren Sie mit Oma und Opa. Oder schreiben Sie einen Brief, so Paulus an die Korinther, übrigens es ist der 2. Brief, also kommunizieren Sie viel und gerne, das bringt Licht in unsere Verlassenheit.
 
„Wir werden niedergestreckt …“
Finsternis ist angebrochen bei vielen die sich infiziert haben mit dem Corona-Virus, aber auch bei all den anderen die zum Teil schon sehr lange an Krankheiten leiden. Ein kleiner Virus, eine Verletzung oder auch eine chronische Erkrankung strecken uns nieder. Es geht nicht mehr so wie ich denke und will. Mir werden Grenzen aufgezeigt, die ich oft nicht wahrhaben will, aber mir dann doch eingestehen muss. Das kannst du jetzt nicht mehr. Das schmerzt, drückt nieder und tut weh.
 
                                                                     „… und doch nicht vernichtet.“
Es tut gut zu wissen, da ist jemand der mir hilft, der ist für mich da, wenn ich ihn brauche. Ob das jetzt all die sind, die sich im medizinischen Dienst um unsere Krankheiten mit Verstand und Herz kümmern. Oder ob es wir selbst sind, wenn wir für jemanden zur Hilfe werden, indem wir den Einkauf übernehmen, zur Apotheke fahren und der Nachbarin etwas mitbringen oder einfach nur durch ein Nachfragen: Wie geht es dir, brauchst du was? So eine Hilfe zu erfahren bringt Licht zu all denen, die niedergestreckt sind. 
 
Liebe Schwestern und Brüder, 
eine Situation wie diese Pandemie habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Bisher kannte ich solche Szenen nur aus Katastrophenfilmen; jetzt aber ist es Realität für Sie und für mich. In solchen Zeiten da brauchen wir einander, damit wie diese Krise gemeinsam überwinden können. Normalerweise heißt es in solchen Zeiten zusammenrücken und zusammenhalten - das gilt auch diesmal - wenn auch nicht im wörtlichen Sinn. Jeder soll das tun, was sie, was er kann; also seinen Beitrag leisten, damit wir Raum finden, nicht verzweifeln, nicht verlassen sind und nicht vernichtet werden. Auch wir als Kirche tun unseren Teil, auf unserer Homepage finden Sie die Angebote, die wir als Pfarrverband und die unsere Diözese für Sie bereithält. Auch wenn wir jetzt nicht in gewohnter Weise Gottesdienst feiern können, auch wenn wir nicht wissen, wie es mit Erstkommunion, Firmung, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und den vielen anderen Feiern weitergeht. So wissen wir uns doch im Gebet miteinander verbunden. Es ist gerade vieles im Dunkeln und im Unklaren, lassen wir uns von dieser Finsternis nicht verschlingen, sondern schauen wir auf das Licht, das wir bringen und das Licht, das uns Gott schenkt. Dann werden wir diese Zeit gemeinsam durchstehen.

Gott segne Sie und alle Menschen in unserem Pfarrverband
Ihr Albert Hack, Pfarrer