Pfarrverband Münsing

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Osteraltar 2020
Fürchtet euch nicht! Zweimal kommen diese Worte im Osterevangelium nach Matthäus vor. Fürchtet euch nicht! Einmal ist es die Botschaft des Engels an die Frauen, die zum Grab Jesu kommen. Und schließlich sagt es der Auferstandene selbst: Fürchtet euch nicht! Das ganze Ereignis ist ungeheuerlich. Himmel und Erde werden erschüttert. Da ist ein Erdbeben, so beschreibt es der Evangelist. Der auferstandene Jesus kommt in die Erschütterung der Welt.
In den vergangenen Wochen hat sich das Leben von Millionen von Menschen schlagartig verändert. Für viele war der Aufenthalt zu Hause eine Gelegenheit nachzudenken und innezuhalten, wofür sonst in der Hektik des Lebens kaum Zeit bleibt. Für viele ist es aber auch eine Zeit der Sorge um eine ungewisse Zukunft, den drohenden Verlust eines Arbeitsplatzes und die anderen Folgen, die die gegenwärtige Krise mit sich bringt.
Fürchtet euch nicht! Das ist auch heuer die Osterbotschaft für eine erschütterte Welt. Furcht ist das derzeit bestimmende Lebensgefühl vieler Menschen. Furcht vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus, Angst vor dem Tod, Einsamkeit und Alleinsein, die Erfahrung der Überforderung, die Angst vor dem Verlust der materiellen Grundlagen, berufliche Sorgen, familiäre Sorgen und Vieles andere mehr. Viele Menschen und die Welt sind durch die Pandemie erschüttert.
Und die Osterbotschaft in diese Situation hinein heißt nicht: alles halb so schlimm oder alles wird wieder gut. Oder ihr müsst keine Sorgen haben, lebt einfach so wie es euch gefällt.
Sondern: Habt keine Angst, fürchtet euch nicht – das ist die Botschaft der Hoffnung. Sie gilt uns, heute. Es sind die Worte, die Gott uns in der aktuellen Situation, die wir gerade erleben, wiederholt.
Die Furchtlosigkeit, von der der auferstandene Jesus spricht, ist nicht der Leichtsinn, sondern die Hoffnung. Die derzeitige Situation ist auch eine Anfrage an den Glauben. Das Bild vom offenen Grab und weggerollten Stein bei der Auferstehung Jesu an Ostern ist ein starkes Bild der Hoffnung. Fürchtet euch nicht! D.h. lasst euch eine Perspektive für die Zukunft geben. Lasst euch ein Fundament schenken, das euch gerade in dieser Zeit trägt. Ja, Gott ist stärker als der Tod. Jesus ist auferstanden. Er zeigt auch seine Treue, wenn auch anders, wie wir Menschen sie uns vorstellen und denken.
Die Hoffnung Jesu ist anders. Sie legt die Gewissheit ins Herz, dass Gott alles zum Guten zu wenden vermag, da er sogar aus dem Grab das Leben hervorgehen lässt. Das Grab ist der Ort, aus dem nicht mehr herauskommt, wer hineingeht. Aber Jesus ist für uns herausgekommen, er ist für uns auferstanden, um Leben zu bringen, wo Tod war; um eine neue Geschichte einzuleiten, wo ein Stein daraufgelegt worden war.
Viele Menschen haben mir in den letzten Tagen gesagt, wie gerne sie in diesen Tagen um Ostern die Gottesdienste mitgefeiert hätten. Es ist schmerzlich diese wichtigen Gottesdienste im Kirchenjahr nicht in Gemeinschaft und auf die gewohnte Weise feiern zu können. Aber Ostern fällt deswegen nicht aus oder wird verschoben. Ostern findet statt.
Osterkerze Ms
Das österliche und erhellende Licht leuchtet in unsere Wohnungen und Familien. Die Botschaft ist in diesen Tagen nicht: alles halb so schlimm. Die Botschaft ist, du bist nicht allein. Das Leben siegt und du hast eine Perspektive. Der Stein, der das Grab verschlossen hielt, wurde weggerollt. Und der Stein, der unser Leben gerade verschlossen hält, wird auch wieder weggerollt werden.
Viel wird in den letzten Wochen täglich über die Ansteckung mit dem Corona-Virus berichtet, wie viele Menschen in den verschiedenen Ländern infiziert sind. An Ostern geht es aber darum, dass wir von unserer christlichen Botschaft der Hoffnung angesteckt werden. Es geht hier um eine andere Art der „Ansteckung“, die von Herz zu Herz übertragen wird – denn jedes menschliche Herz ersehnt diese Gute Nachricht. Es ist die Ansteckung der Hoffnung: Er lebt, der Herr, meine Hoffnung!
In den Erschütterungen dieser Zeit ist der Glaube um so wichtiger, dass wir nicht in den Fluten versinken; und dass am Ende Licht in das Dunkel kommt. In allen Situationen, in denen wir momentan sind, sind wir in Gottes Hand.
Fürchtet euch nicht! D.h. es gibt eine Perspektive, es gibt eine Zukunft, ein Leben an der Hand Gottes.
Das ist die Osterbotschaft, die Botschaft von Hoffnung. Sie enthält auch einen zweiten Teil, die Sendung. „Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen“ (Mt 28,10), sagt Jesus. „Er geht euch voraus nach Galiläa“   (V. 7), sagt der Engel. Der Herr geht uns voraus. Es ist schön zu wissen, dass er vor uns hergeht, dass er in unser Leben und unseren Tod gekommen ist, um uns nach Galiläa vorauszugehen, an den Ort nämlich, der für ihn und seine Jünger das tägliche Leben, die Familie, die Arbeit bedeutete. Jesus möchte, dass wir die Hoffnung dorthin bringen, in das Leben eines jeden Tages. Die Botschaft des auferstandenen Jesus an Ostern lautet: geht und sagt diese Botschaft weiter. Christsein – österlich leben – ist nicht allein die feierliche Osterliturgie, sondern auch das Tun, das Leben, das Bezeugen der Hoffnung. Und diese Hoffnung dürfen wir heuer auf ganz neue Weisen bezeugen.
„Jesus Christus ist auferstanden!“ – „Er ist wahrhaft auferstanden!“
Mit diesen Gedanken wünsche ich euch allen ein frohes und gesegnetes Osterfest und bleiben Sie gesund!

 
Ihr Pfarrer
Martin Kirchbichler