„Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens durch alle Geschlechter, damit er ihre Seele dem Tod entreiße und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte.“ (Ps 33,11.19) Gottes Herz schlägt für uns Menschen. Und seit der Menschwerdung Gottes in Jesus schlägt Gottes Liebe zu uns in einem ganz konkreten, menschlichen Herzen. Mit anderen Worten: Vom menschlichen Heiräen können wir etwas über die Liebe Gottes zu uns lernen. Was bedeutet das?
Ein menschliches Herz schlägt im Durchschnitt 66-mal pro Minute. Jede Stunde pumpt es mit rund 4.000 Stößen das Blut durch die Adern, jeden Tag 95.000-mal. Im Laufe eines Jahres ergeben sich damit 35 Millionen Herzschläge; bei einer Lebenslange von 75 Jahren ergibt das eine Gesamtsumme von 2,6 Milliarden. Der Druck, den das Herz erzeugt, ist dabei so hoch, dass bei einer Verletzung der Blutgefäße der entweichende Strahl bis zu neun Meter hoch spritzen kann. All dieses leistet ein Organ, das im Durchschnitt nur rund 300 Gramm wiegt, also weniger als 1/200 bzw. 0,05 % des Gesamtgewichts eines Menschen. Bei einem Auto berechnet man für den Motor ungefähr ein Viertel des Gesamtgewichts. Nach dieser Berechnung würde das menschliche Herz zwischen 15 und 20 Kilogramm wiegen. Das Herz ist ein faszinierendes Wunderwerk. Und es schlägt ununterbrochen. Auch wenn wir schlafen, auch wenn wir nicht darauf achten. Bereits während des Lesens dieser Zeilen hat das Herz wieder rund 12-mal geschlagen.
Gottes Herz schlägt für uns. In Bezug auf Gottvater ist das freilich eine bildhafte Sprache. Doch das Alte Testament verwendet diese Begrifflichkeit ganz bewusst. Das Herz ist der Ausdruck der beständigen Sorge, des ununterbrochenen Einsatzes, unabhängig von unserer Wahrnehmung. Gott liebt uns und sorgt für uns und sorgt sich um uns, auch wenn wir nichts davon merken. Sein Herz schlägt Tag und Nacht für uns als seine Kinder.
In Jesus zeigt uns Gott, dass er nicht irgendein Herz hat, sondern ein menschliches. Denn tatsächlich gibt es beim Herzen beträchtliche Unterschiede….
1. Kein Regenwurmherz
Regenwürmer sind faszinierende Tiere. Sie verfügen über fünf Herzen. In den Wurmsegmenten sieben bis elf schlägt je ein eigenes Herz, die im orchestrierten Zusammenspiel den Wurm antreiben. Zumindest wird es im Internet so dargestellt. Das hat für den Regenwurm biologische Vorteile. Redundanz erhöht die Überlebenschancen; nicht jedes Herz ist für alles verantwortlich, nicht jedes Herz muss alles am Laufen halten. Gott hat kein Regenwurmherz, sondern ein menschliches Herz. Gott sorgt sich um mich mit seinem ganzen Herzen. Sein Herz schlägt ganz für mich; es gibt in ihm kein „zweites" oder „drittes“ Herz, wie im Fall des Regenwurms, das eigentlich in keinem Zusammenhang zu mir steht, dem ich gleichgültig bin. Gott hängt! mit seinem ganzen Herzen an mir. Wenn ich auf Abwege gerate, dann schickt er nicht einen „Teil“ von sich, um mich zu suchen, sondern als guter Hirte geht er mir mit ganzem Herzen nach. Gottes ganze Liebe gilt mir.
2. Kein Giraffenherz
Die Giraffe hat ein besonderes Herz: Es wiegt zwölf Kilogramm, ist rund 60 cm lang, die Herzwand hat einen Durchmesser von 7,5 cm. Diese Turbopumpe ist nötig, damit beim langen Hals der Giraffe auch bei aufrechter Elaltung das Blut oben im Kopf ankommt. Und wird der Kopf zum Fressen abrupt nach unten bewegt, muss das Herz das lebensnotwendige Blut wieder aus dem Kopf zurück in den Rumpf pumpen. In der Giraffe fungiert das Herz als hochleistungsfähiges Ausgleichssystem, das in kürzester Zeit mit sehr unterschiedlichen Drucksituationen zurechtkommen muss.
Giraffenherzen sind faszinierend. Doch sie dienen primär der Bewältigung der besonderen „Giraffensituation“, die durch ihren einzigartigen Körperbau bedingt ist. Gott hat kein Giraffenherz — und das ist gut so. Die Theologie zeigt uns, dass Gott pure Glückseligkeit ist; dass er von reiner Freude überfließt; dass er sich selber genügt. Aber das meint gerade nicht, Gott würde sich nur mit sich selbst beschäftigen. Gerade weil er in sich reine Vollkommenheit ist, darum kann — menschlich gesprochen — seine Sorge ganz uns gelten; darum kann sein Herz ganz für uns Menschen schlagen. Wie gut, dass Gott kein Giraffenherz hat.
3. Kein Igelherz
Die durchschnittliche Frequenz eines Igelherzens liegt bei 190 Schlägen pro Minute, also rund dreimal so hoch wie beim Menschen. Zur Zeit seines Winterschlafes fällt sein Herztakt allerdings auf 20, also weniger als ein Drittel der menschlichen Schlagrate. Das Igelherz schlägt nicht konstant; es variiert von Situation zu Situation.
Gott hat kein Igelherz. Sein Herz, das für uns schlägt, kennt keinen Winterschlaf. Auch wenn sich die Temperatur unserer Gottesliebe allzu oft im lauen Mittelmaß bewegt und manchmal vielleicht sogar — Gott verhüte es - unter den Nullpunkt fällt. Gottes Herz bleibt ein beständiger „Feuerherd der Liebe“, der nie erlischt, der immer Vollgas brennt. Seine Liebe zu uns ist unabhängig vom Grad unserer Heiligkeit; er liebt uns — nicht weil wir heilig sind — sondern einfach, weil wir sind. Gott liebt uns nicht, weil wir so liebenswert sind, sondern wir sind liebenswert, weil Gott uns liebt! Gott hat ein menschliches Herz, das für uns im festen Rhyth- mus seiner göttlichen Liebe schlägt.
Gottes Herz schlägt für uns, es schlägt als menschliches Herz für uns: ungeteilt, ganz, immer. Dieses Geheimnis und Geschenk ist der innere Kern der Herz- Jesu-Verehrung, dies ist der Grund der Weihe an das Herz Jesu. Mit ihr bringen wir zum Ausdruck, wie felsenfest wir auf die ungeteilte, ganze, immerwährende Liebe Jesu vertrauen. Es ist gut zu wissen, dass unser Leben von Maria mit ihrem mütterlichen Herzen getragen und begleitet wird. Es ist noch schöner, zu wissen, wie sehr Gott selbst uns in sein Herz geschlossen hat.