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Das Reisacher Skapulierfest

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Seit der Gründung des Karmelitenklosters wird in Reisach an einem Sonntag rund um den 16. Juli das traditionsreiche Skapulierfest gefeiert. Doch was bedeutet dieser besondere Name – und was genau wird an diesem Tag gefeiert?

Die Wurzeln auf dem Berg Karmel
Die Geschichte des Festes führt weit zurück, bis zu den Anfängen des Karmelitenordens im Heiligen Land. Auf dem Berg Karmel ließen sich im 12. Jahrhundert Einsiedler nieder, um vor Gott für die Menschen da zu sein. In der Mitte ihrer Klosteranlage errichteten sie eine Marienkapelle – das Herzstück ihrer Gemeinschaft. Sie war ein sichtbares Zeichen dafür, dass Maria in ihrer Mitte war: als Mutter, Schwester und Wegbegleiterin im Glauben.
Als die Karmeliten wenige Jahrzehnte später aufgrund politischer Unruhen das Heilige Land verlassen und nach Europa fliehen mussten, nahmen sie vor allem eines mit: die Erinnerung an ihren Ursprung und den tiefen Sinn ihrer Berufung. Seit jener Zeit feiern die Karmeliten am 16. Juli ihr wichtigstes Hochfest: Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel.
Eine Überlieferung aus dieser Epoche erzählt von einer Vision des heiligen Simon Stock, des damaligen Generaloberen des Ordens. Maria soll ihm ein besonderes Zeichen ihres Schutzes übergeben haben – ein breites Stoffstück, das über die Schultern gelegt wurde: das scapulum. Daraus entwickelte sich das deutsche Wort Skapulier.
Dieses Stück Ordenskleidung wurde bald zum Symbol der Zugehörigkeit zu Maria und zum Ausdruck des Wunsches, ihr im Glauben ähnlich zu werden: treu, demütig und Christus zugewandt. So verbreitete sich das Skapulier weit über die Klostermauern hinaus – auch unter Laien, die es in verkleinerter Form als Zeichen ihrer marianischen Verbundenheit und ihrer Beheimatung in der karmelitanischen Spiritualität trugen.
Das am 16. Juli gefeierte Hochfest „Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel“ wurde im Volksmund bald einfach Skapulierfest genannt. Dass sich dieses Fest auch weitab von Karmelitenklöstern verbreitete, zeigen Orte wie Nußdorf am Inn, wo es seit vielen Jahren mit großer Verbundenheit begangen wird.

Das Erbe in Reisach
Mit den Karmeliten, die einst in Reisach ihr Kloster gründeten, kam auch das Skapulierfest hierher. Es wurde ein Fest der Gemeinschaft – für die Ordensleute ebenso wie für die Menschen in der Umgebung, mit denen sie ihren Glauben teilten. Wie einst auf dem Berg Karmel erinnert das Fest auch in Reisach an die geistliche Berufung dieses Ortes.
Heute leben keine Karmeliten mehr im Kloster Reisach. Für das markante Gebäude wird eine neue Nutzung gesucht – in der Hoffnung, dass es bald wieder mit Leben erfüllt wird. Die Kirche wird derzeit renoviert und soll hoffentlich bald wieder allen zugänglich sein. Die Klosterfeste werden weiterhin gefeiert. Vor allem aber bleibt die besondere Geschichte dieses Ortes und seine einmalige Prägung, die mit dem Ursprung auf dem Berg Karmel verbunden ist.
An diese spirituelle Identität und das reiche Erbe von Reisach erinnern wir uns jedes Mal, wenn wir zusammenkommen, um das Skapulierfest zu feiern. Möge diese Geschichte lebendig bleiben – und an die kommenden Generationen weitergegeben werden, damit Reisach auch in Zukunft für das steht, wofür es einst gegründet wurde: für Glauben, Gemeinschaft und Treue.
 
P. Lukasz Steinert OCD