Willkommen im PV Teisendorf - Pfarrei St. Andreas Teisendorf

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Predigt zum 2. Fastensonntag Lesejahr B 2024
Evangelium: Mk 9,2-10
Pfarrverband Teisendorf

Diakon Sylvester Resch

Wolken
Liebe Gottesdienstgemeinde, Schwestern und Brüder!
Als ich mir  den Text dieses Evangeliums zur Vorbereitung auf meine Predigt durchgelesen habe, da bin ich an einem Satz hängengeblieben, nämlich:

"Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie..."

Und da hab´ ich mir gedacht: ja so ist das, irgendwie scheint das zu unserem Leben dazuzugehören: Kaum ist man in Hochstimmung, sieht einmal den Himmel offen und fühlt sich wie verklärt, da verdüstern auch schon wieder Wolken den Horizont und werfen ihre Schatten…

Fast könnte es so scheinen, als ob Gott es förmlich darauf anlegen würde, uns jedes Mal die gute Laune und die Stimmung ganz gehörig zu vermiesen. 

Gerade dann, wenn´s am schönsten ist, wenn wir mit Goethes Faust zum Augenblick sagen möchten: "Verweile doch, du bist so schön!" gerade dann ziehen auch schon unheilschwangere Gewitterwolken auf.

Das war, wie wir gehört haben, bei den Jüngern so, und uns geht´s damit nicht recht viel anders…

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Wir leben ja als Christenmenschen, zumindest in unseren Breitengraden und vor allem im Vergleich zu anderen Gegenden dieser Welt, im großen und ganzen wenigstens, noch auf dem Berg der Verklärung, so könnte man sagen…

Und doch: auch über der Kirche haben sich dunkle Wolken zusammengebraut:

Die Statistiken zu den Zahlen der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder zu den Kirchenaustritten, müssten eigentlich jedem klar machen, dass alle Versuche, hier mit Strukturplänen und gutgemeinten pastoralen Konzepten gegenzusteuern, keinen wirklichen Aufbruch bedeuten.
Ja nicht einmal einen Umbruch, sondern im Grunde nur das Hinausschieben des Zusammenbruchs. 

Während wir noch, vermeintlich sicher, auf dem Berg der Verklärung sitzen, sind die Wolken am Horizont längst deutlich zu erkennen.  
Die Zeichen stehen auf Sturm.

Nun haben aber Gewitter, liebe Gemeinde, ja durchaus auch etwas Gutes: sie reinigen nämlich die Luft.

Und wer möchte denn mit Sicherheit behaupten können, dass es nicht sogar Gott höchstpersönlich ist, der uns mit aller Absicht solche Gewitter schickt?
Um damit nämlich den selbstgerechten Mief hinauszublasen, der sich im Lauf der Jahrhunderte in der Kurie, in den Ordinariaten und in uns Christen selber entwickelt hat.

Ich fände es naheliegend, dass Gott in seiner Kirche Frischluft möchte, dass da endlich ein ganz anderer Wind wehen soll…

Und es könnte ja durchaus sein, dass so mancher Gewittersturm, der diese Kirche in den nächsten Jahren durcheinanderwirbelt, dann etwas hervorbringen wird, das Gott in seiner Welt und für seine Menschen haben möchte, auch wenn das Ganze vielleicht ganz anders ausschauen mag, als unsere Kirchenleitungen und unsere Pfarrgemeinden es gerne hätten?

„Die Veränderungen in der Welt“, so hat ganz prophetisch der 1980 ermordete Erzbischof von El Salvador, Oscar Romero, einmal gesagt, „die Veränderungen in der Welt müssen heute für die Kirche ein Zeichen der Zeit sein, um sich selbst zu erkennen. Sie muss spüren, dass Gott selber es ist, der sie durch dieses Neue in der Welt anruft!“
Nicht das jedenfalls, liebe Gemeinde, was wir Menschlein uns nur allzu gerne ausrechnen, ist das Ziel der Geschichte. 
O mei! Wenn Gott das Geschick allein in unsere Hände legen würde - wer weiß, vielleicht würde da am Ende tatsächlich nichts anderes herauskommen als drei gemütliche Hütten auf dem Berg der Verklärung.
Berghütten
Gott selber ist es, der das Ziel vorgibt und der den Weg weist. 
Den Jüngern auf dem Berg Tabor offenbart Jesus dieses Ziel sehr deutlich: 
In seiner Verklärung zeigt er ihnen auf wunderbare Weise etwas von der unsagbaren Schönheit dieses endgültigen Zieles…
 
Aber als sie sich vor der Zeit niederlassen, gemütlich einrichten und schön gemächlich zur Ruhe setzen wollen, genau da ziehen die Wolken herauf. 

Denn vorher gilt es noch, auch für uns selber, hinter Jesus den Berg wieder hinabzugehen: 
in die Niederungen des Alltags, hin zu den Menschen, die seiner und unserer Hilfe bedürfen.

Vor dem Ostertag gilt es noch die Karwoche zu durchstehen. 
Vor dem Leben kommt die Geburt, vor der Auferstehung in das neue Leben gibt´s  für jeden den schmerzhaften Durchgang durch den Tod.

Es läuft eben, liebe Gemeinde, nicht nach den Vorstellungen, die sich die Jünger zurechtgebastelt haben. 
Und es wird auch nicht so laufen, wie wir uns das in vielen Leitlinien und Pastoralplänen zusammenbasteln.
Aber trotz allem sollten wir keinesfalls Angst haben vor den finsteren Wolken am Horizont.

„Es gibt kein schlechtes Wetter“, so sagt man, „es gibt nur unpassende Kleidung!“ 
 
Rechnen wir, liebe Schwestern und Brüder, immer damit, dass hinter solchen Unwettern durchaus Gott selber stecken kann, mit seiner Kurskorrektur… 
Mit seinen Händen, die uns - manchmal freundlich, manchmal aber auch recht unsanft - wieder auf seinen Weg zurückführen!

Vertrauen wir darauf, dass die Sonne danach den Himmel umso schöner verklären wird.
Ganz gleich was auch geschieht: Es wird immer so gehen, wie Gott es sich vorstellt. 

Und das wird auch gut sein, so meine ich:  denn der Mensch denkt, Gott aber lenkt – ja, er lenkt im letzten alles zum Guten.
Amen.
Was ich dir sagen wollte

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