Margarita Hondele und Helmut Huber erinnerten an den Heimatdichter Karl Robel.
Text und Bilder: Monika Konnert
Der Heimatdichter Karl Robel wäre am 30. Juli 100 Jahre alt geworden – Katholisches Bildungswerk erinnert mit einem besonderen Abend an ihn.
Der große Saal des Pfarrheims Teisendorf war am Donnerstag bis auf den letzten Platz gefüllt. Kein Wunder, denn der Abend, zu dem das Katholische Bildungswerk Berchtesgadener Land eingeladen hatte, trug einen bekannten Namen „Karl Robel“. Fast jeder in Teisendorf und viele in der Region kennen den Heimatdichter und Naturforscher, sagte Bürgermeister Thomas Gasser bei der Begrüßung. „Die Jüngeren haben von seinen Gedichten gehört oder auch welche gelesen, die Älteren haben ihn bei verschiedenen Veranstaltungen immer wieder getroffen und die Hochbetagten erinnern sich wohl noch, dass sie in der Konditorei Robel Eistorte gegessen und dort auch mal geschmust haben“. Der Abend ging auf die Anregunge von Bürgermeister Thomas Gasser und Helmut Huber zurück. Robels Tochter, Margarita Hondele erzählte mit persönlicher Note aus dem Leben ihre Vaters und ließ den Menschen Karl Robel hinter seinen Werken lebendig werden. Helmut Huber las im Laufe des Abends Gedichte von Robel, als passende Ergänzung zu den Ausführungen der Tochter. Die Gruppe „Soatnknöpf“ mit Anna Thannbichler (Harfe), Marie Traunsteiner (Hackbrett), Katharina Pastötter (Ziach) und Klara Traunsteiner (Gitarre) sorgte zwischen den Texten mit alpenländischen Weisen für musikalische Auflockerung.
Ihr Vater habe die Kunst eines fokussierten Lebens beherrscht, sagte Magerita Robel. Er habe seine vielen Interessen und Engagements neben Familie und Beruf sehr konzentriert, akkurat, geduldig und zielstrebig angegangen. „Ob das Backen in der Backstube, die Buchführung, die Vogelbeobachtungen, die Pflanzenbestimmungen, die naturkundlichen Führungen, die Tätigkeit beim Bund Naturschutz und im Landesbund für Vogelschutz, die Mitarbeit in der Kommission für Mundartforschung, Gemeinderat, Kirchenverwaltung, Männergebetskreis, alles hat er mit Akribie vorbereitet und durchgeführt“ , so Hondele. Nicht zu vergessen seine Dichtung. Das Schreiben von Gedichten habe sich eher zufällig entwickelt. Zuerst waren es kleine Gedichte und Gedanken, die er zu verschiedenen Anlässen zu Papier brachte, bis dann 1982 auf Bitten vieler das erste Buch erschien „Iatz werd da Summer langsam müad“. Daraus las Huber das bekannteste Gedicht „Ballade vom Schedlinger Hans“, einem Teisendorfer Ritter, dem wegen seiner nicht gezähmten Neugier ein Hirschgeweih gewachsen ist. Sein Konterfei am Kirchenportal von St. Andreas erinnert heute noch an die Sage.
Margarita Hondele ging in ihren Erinnerungen bis in die Kindheit des Vaters zurück, als er mit vier Geschwistern, zwei Schwestern und zwei Brüdern aufgewachsen ist, begeisterter Ministrant war, mit zehn Jahren Naturforscher werden wollte, dann aber eine Konditorausbildung machte und den Betrieb des Vaters übernahm. Dazwischen aber, schon mit siebzehn, die schreckliche Erfahrung mit Krieg und Nazizeit beim Arbeitsdienst in Neuburg an der Donau und an der Ostfront, schwere Verletzung bei einem Unfall, Gefangenschaft und im Oktober 1945 „hoamkemma“. Zuhause dann in der Familie erste Gespräche über Demokratie „Des ist, wenn a jeda sei Meinung sagn derf“. Ein „unbandiger Lebens- und Wissensdurst“ wie bei vielen jungen Menschen, erfasste ihn. Gesellenverein, Josefiverein, Harmoniechor, Theater spielen, singen, gemeinsame Unternehmungen, er wollte, wie seine Generation, all das durch den Krieg verpasste nachholen. Als er dann mitten drin war und immer mehr Verantwortung übernommen hat, entstand auch das Gedicht „Zeitgeist und Zivilkurasch“; das Huber las und wo Robel die Unterschiede zwischen den beiden Begriffen prägnant heraus gearbeitet hat.
Robels große Leidenschaft gehörte der Natur. 1971 hat er mit einigen Gleichgesinnten die Kreisgruppe Laufen des Bund Naturschutz gegründet. Das war nicht einfach, weil der Naturschutzgedanke noch nicht in der Bevölkerung bewußt war, erzählte die Tochter. Es ging oft hart zur Sache und kam zu Konflikten beispielsweisee mit den Fischern, die auf die Vögel nicht gut zu sprechen waren, weil sie ihnen die Fische weggefangen haben. Die Gedichte „Der Reiher und der Kormoran“ und „Was alles abafallt“ erinnerten an diese Zeit. Hodele nannte auch treue Weggefährten Robels bei seinen vogel-und naturkundlichen Arbeiten, wie Schorsch Schleifmühlner, Christian Hinterreiter oder Michi Schießl, Die beiden letztgenannten waren anwesend, was die Tochter des Geehrten besonders freute.
Unter den Mitbegründern der Naturschutzgruppe war auch Helmut Rothbucher, nach eigener Aussage das noch einzig lebende Gründungsmitglied. In einer kleinen Einlage erinnerte Rothbucher an diese Zeit, die ersten Bemühungen zum Naturschutz und seinen Freund Karl Robel. „Ich empfinde es als Geschenk, dass ich mit ihm zusammen etwas bewegen durfte“, so Rothbucher.
Seine Liebe und sein Interesse an Vögeln haben ihren Vater bis in den Schlaf verfolgt, erzählte seine Tochter „Heit Nacht hab i draamt, dass i unterm Brückerl in der Ramsau zu de Wasseramsel einegschaut hab, dann ham die Junga eahane Köpferl aussa ghobn und haben gschrian „Papa“,“ habe ihr Vater an einem Morgen erzählt, wusste sie. Eine ganz besondere Freude habe er an seinem „Tümpelaquarium, seinem Unterwasserzoo auf dem Fensterbrett“ gehabt, wo er den Wasserflöhen, Köcherfliegerlarven, Flohkrebsen und Bergmolchlarven stundenlang zugesehen hat und aus dem Staunen nicht herausgekommen ist. Das Aquarium hat ihn sogar ins Altenheim begleitet und ihm viel Freude gemacht, als sein Lebensradius stetig kleiner wurde.
Hondele kam auch auf sein eingeschränktes Sehvermögen zu sprechen. Trotz dieser Beeinträchtigung habe er viel mehr gesehen, oder besser gesagt wahrgenommen als die meisten sehenden Menschen. Mit dem nachdenklichen Gedicht „Die gottlose Welt“ hat seine Tochter das wichtigste Lebenscredo ihres Vaters zusammengefasst: „Nie wieder ein gottloses Regime, ganz gleich ob mit brutaler physischer Gewalt oder durch’s Hintertürl durch an Humanismus ohne Herrgott“. Als die Essenz seines dichterischen Wirkens nannte Hondele die „Rupertiwinkler Weihnachtsgschicht“, die alles enthält, was den Heimatdichter Karl Robel ausgemacht hat: die Liebe zur bayerischen Sprache, die Prägung durch die Heimat, die Kriegserfahrungen seiner Generation, das Staunen über die Wunder der Schöpfung, sein feiner Humor und der feste Glaube, dass der Herrgott die Menschen nie im Stich läßt. Nicht unerwähnt ließ die Tochter ihre Mutter Annemarie, die Karl Robel 1948 bei einem Kolpingball in Traunstein kennengelernt hat. Ohne ihr großes Verständnis und ihr Wirken im Hintergrund wäre das übervolle Leben ihres Vaters nicht möglich gewesen. Die Zuhörer bedankten sich bei den Akteuren des Abends mit anhaltendem Applaus.
Zum Ende der Veranstaltung konnten Bücher von Karl Robel gekauft werden. Der Erlös ging an den Sozialfond der Gemeinde. - kon