Kirchenbeschreibungen

Inmitten der Parklandschaft des Klinikumteils KMO I erhebt sich in stattlicher Größe die Kirche St. Raphael. Dieses nach Plänen des Architekten Johann Schobloch erbaute Gotteshaus wurde am 20. Juni 1905 vom Erzbischof des Erzbistums München und Freising, Franz Joseph Joseph von Stein, eingeweiht.

Der Innenraum besteht aus einem rechteckigen Saal mit einer abgesetzten Chorapsis und einer Orgelempore. Relativ kleine, hochliegende Rundbogenfenster lassen das Sonnenlicht zur gleichmäßigen Erhellung des Raumes von Osten, Süden und Westen hereinfallen. Farbgestaltung, die im Rahmen einer rekonstruierenden Neufassung in den Jahren 1993 und 1994 realisiert wurde. Die ursprüngliche farbliche Gestaltung der Raumschale war 1947 (Apsis) und 1968 (Kirchenschiff) entfernt worden.
Es überwiegt zwar die historisierende Formensprache, doch in verschiedenen Details sind die Strömungen der Epoche um 1900 (u. a. Neuromanik und Jugendstil) zu konstatieren.
Was beeindruckt in dieser Kirche? Vor allem die Apsis: Der thronende Christus („maiestas domini“) blickt auf den Betrachtenden hernieder, die rechte Hand zur Segensgeste erhoben, in der linken ein Buch haltend. Unter einem ornamentierten Gesims zieht sich um die gesamte Apsis ein Band aus Bäumen, Pflanzen und Vögeln: eine Paradies-Darstellung. Über der Mandorla schwebt die Taube des Heiligen Geistes. Den Hintergrund der Apsis bildet das kobaltblaue Firmament mit Sonne, Mond und Sternen. Diese Art der Gestaltung lehnt sich an romanisch-byzantinische Vorbilder an. Das Altarblatt des Hochaltars zeigt die Heilung des blinden Tobias im Beisein des Erzengels Raphael. (Das hebräische Wort „Raphael“ bedeutet „Gott heilt“.) – Besonders betrachtenswert ist noch die zärtliche Darstellung „Maria mit Kind (rechter Seitenaltar) und das eindrucksvolle, große Kreuz über dem Taufstein, an der Ostseite der Langhauswand.
Von beachtlichem Wert ist die Orgel mit ihren 26 Registern und ihrem schmuckem Prospekt. Eine besondere Attraktion stellt die kunstvoll gestaltete Jahreskrippe dar.
Die Kirche im KMO II - „Maria Sieben Schmerzen“ - wurde am 30. Oktober 1912 von Erzbischof Franz von Bettinger eingeweiht. Die Planung dieses Jugendstilbaues geht bis ins kleinste Detail auf den Architekten Richard Neithard zurück. Mit der bildhauerischen Ausgestaltung waren die Professoren Albertshofer und Flossmann betraut; der Kunstmaler W. Köppen realisierte die farbige Fassung, sowie Kreuzweg und Apsisfresko.

Das Hauptportal (südwestlich) weist die Form eines romanischen Stufenportals auf; darüber befindet sich eine Reliefplatte mit Maria und dem Jesuskind, flankiert von zwei Engeln. Wer die Kirche durchs Hauptportal betritt und nach vorn geht, dem kann sich der Eindruck vermitteln, dass er von der „grellen Helligkeit der Alltagswelt“ ins „bergende Dunkel des religiösen Mysteriums“ gelangt. Der Chorraum und die Apsis sind nämlich ein wenig dunkel. In der Apsiskalotte erblickt man die Gestalt des erhöhten Christus, umrahmt von einer golden strahlenden Mandorla, umgeben von ornamentalem, blaugrünem Rankengeflecht. Die Tonnenwölbung des Chorraums weist als Bemalung auf: die Tierkreiszeichen und goldene Sterne auf blauem Grund in einem Rautenmuster. Der Hochaltar ist in der Form eines überdimensionalen Sessels konstruiert, mit dem Altartisch als Sitz, mit dem Retabel, in dem der Tabernakel integriert ist, als Lehne, und mit den Armlehnen. Das steinerne Altarblatt über dem Tabernakel zeigt dem Betrachter das Relief einer eindrucksvollen Pietà-Darstellung, Maria mit dem toten Jesus, flankiert von einem Engel mit einer Dornenkrone und einem Engel mit einem Lorbeerkranz in Händen: Symbole für Leid und Sieg. Beachtenswert im Kirchenschiff sind die in der Manier des Jugendstilkünstlers Franz von Stuck gemalten Kreuzwegstationen. – An der Brüstung der Empore befinden sich die Figuren des Königs David (mit Harfe) und der hl. Cäcilia (mit Orgelpfeifen). Die Orgel mit ihrer pneumatischen Traktur und ihren 22 Registern stellt eine historische und klangliche Rarität dar. Ein dringendes und sehr wünschenswertes Desiderat bleibt die Entstaubung bzw. Renovierung der Raumschale. Das Äußere des Kirchengebäudes zeigt sich seit November 2002 erfreulicherweise wieder in der ursprünglichen Farbgestaltung: Altweiß.

Albert Schamberger, Pfarrer