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Überschrift Glaubensbekenntnis

Dezember 2012

25807sw - S Schmithausen
Bild: S. Schmithausen

Mit der Sündenerkenntnis ist es ein schwierig Ding und nicht wenigen verstellt sie den Zugang zur christlichen Botschaft. Hier wartet also eine doppelte Glaubensaufgabe: Erstens zu glauben, dass es eigene Sünden gibt, die zweitens von Gott zu vergeben sind. Aber dies liegt – so Luther – nicht am Christentum, sondern am Menschen selbst. Es sei, so der Reformator, „gewisslich wahr, dass kein Mensch jemals seine rechten Hauptsünden sieht, als da ist Unglaube, Verachtung Gottes, dass er nicht Gott fürchtet, ihm vertraut und ihn liebt, wie es wohl sein sollte“ – dies aber seien die eigentlichen, die „rechten Knoten“ des Herzens. Die Sünde nicht sehen zu wollen und zu können, ist demnach völlig normal und sehr menschlich; Menschen sehen und glauben viel lieber an ihre Stärken als an ihre Sünden. Zudem scheint es weit zielführender, eher an uns selbst und an unsere Kompetenzen zu glauben als an Gott. Wer seine Sünden allzu vollmundig bekennt, macht sich suspekt und wer dies von anderen erwartet, erst recht.

Deswegen hat die kirchliche Tradition „Sünde“ definiert und einen Sündenkatalog aufgestellt, in dem die minder schweren, „lässlichen“ Sünden unterschieden werden von den sieben „Todsünden“: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit und Trägheit. Dieser Katalog ist hilfreich, um die „Knoten des Herzens“ zu finden, die das Verhältnis zu Gott und zu den Mitmenschen verwirren und verstellen. Aber es ist ein Missverständnis zu meinen, mit Sündenkatalogen allein lasse sie sich eindämmen, die Sünde. „Vater, ich habe gesündigt, gegen den Himmel und vor dir“, bekennt der zurückgekehrte „verlorene Sohn“ bei der Begegnung mit seinem Vater (Lukas 15,18). Objektiv ist dies ein erstaunliches Bekenntnis – ein schädigendes Verhalten ist ihm kaum vorzuwerfen: Er hatte ja lediglich den Anteil des väterlichen Vermögens, der ihm ohnehin zustand, verbraucht. Gleichwohl leidet er tief an dem Bruch im Verhältnis zu seinem Vater. Er sieht seine Verfehlung darin, dass er seinen Vater nicht gefürchtet hat, „ihm vertraut und ihn liebt, wie es sein sollte“.

Vor der Sündenerkenntnis liegt die oft sehr schmerzhafte Einsicht, dass nichts selbstverständlich ist, und die Dankbarkeit für die Chance zu leben. Dass das Fehlen beider vergeben werden kann, lässt sich tatsächlich nur schwer glauben.

Text: Uwe Rieske