Pfarrverband Trostberg

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06.12.2020 - Oberfeldkirchen - Tinninger Kircherl

St. Nikolaus Tinning
„Wir wollen, dass die Tinninger Kirche, wenigstens einmal im Jahr aufgemacht wird, dass wieder ein wenig Leben reinkommt, wenn es durch Corona auch nur wenig ist.“ so Regina Grundner, die sich seit vielen Jahren um das Kleinod zwischen Oberfeldkirchen und Trostberg kümmert.

Vieles war in diesem Jahr nicht möglich. Weder Maiandachten, noch Hochzeiten, Taufen oder die viel beachteten Konzerte konnten stattfinden. So war es ihr und Pfarrer Dr. Florian Schomers ein Anliegen, wenigstens zum Patroziniumstag die Kirchentüre zu öffnen. Zur Freude Grundners haben sich viele Interessierte aufgemacht um wieder einmal einen Blick ins Innere der kleinen Kirche, die dem heiligen Nikolaus geweiht ist, zu werden. Dabei erhielten sie nicht nur geschichtliche Einblicke ins kleine Gotteshaus, sondern auch viele Geschichten und Anekdoten von Regina Grundner die sie in in den letzten 40 Jahren in Zusammenhang mit dem Kircherl erlebt hat.

„Die Kirche hat eine Besonderheit, die es sonst in Nirgends gibt, zumindest in Oberbayern.“ erklärt Grundner. Die Kirche stehe weder unten im Tal noch oben, sondern auf der Hälfte des Berges. Wieso und weshalb das so sei, darüber konnte ihr bisher noch niemand Auskunft geben. Hier habe sie schon viele Leute gefragt und geforscht, doch ohne Erfolg.
Als mögliche Erklärung mutmasste Schomers, dass hier der römische Saumpfad zwischen Salzburg und Augsburg entlang führte und deshalb die Kirche wie so viele aus Dankbarkeit für einen gelungenen Handel erbaut wurde. Das gotische Gotteshaus sei original, nur die Sakristei wurde später angebaut. Die Kirche selbst sei aus Nagelfluh, die Mauer rund um die Kirche jedoch aus Tuffstein. Im Inneren sei einiges nicht mehr Original, wie etwa der Neugotische Altar, der speziell für diese Kirche angefertigt wurde, erklärt Grundner.

1979 bis 1981 wurde die Kirche unter Pfarrer Fischer restauriert. Dabei kamen einige Bemalungen und Fresken zum Vorschein. Unter anderem 12 Apostelkreuze an den Seitenwänden, die Auskunft geben, wie alt die Kirche ist, so Grundner. „Rund um die Leuchter sieht man die „Segenshand“, weiß Schomers.

Eine Besonderheit sei der sechs Meter hohe Christophorus, der bei der Renovierung wieder zum Vorschein gekommen sei. „Er ist ein paar Mal übermalt worden. Auch mit weißen Bleifarben, die man kaum mehr entfernen konnte.“ so Grundner. Der Trostberger Maler Franz Josef Soll hat in früheren Jahren auch schon über die Fläche übermalt: Figuren im Stil der Zeit, wusste Grundner zu berichten. Damals gab es halt kein Denkmalamt, welches Tupfer für Tupfer vorgibt was zu tun ist, so Schomers mit einem Augenzwinkern. „An dem Tag, an dem man fromm das Bild des heiligen Christophorus betrachte, kann man nicht sterben.“ so der Hinweis Schomers und zeigt auf die überdimensionale Größe des Patrons der Reisenden. Regina Grundner erinnerte sich dabei an ein holländisches Ehepaar, dass eigens wegen diesesm Bildnis anreiste. In deren Heimatstadt Amsterdam hätten sie den Tinninger Christophorus in der Staatsbibliothek gesehen und wollten das Original vor Ort bewundern. „Die haben Christophorus-Bildnisse wie Briefmarken gesammelt.“

Auch wenn an diesem Nachmittag kein offizielles Konzert angeboten wurde, für den Musikgenuss wurde dennoch gesorgt. Nicht nehmen ließen es sich Claudia Herth (Flöte) und Christl Schmid (Harmonium) um einige Stücke aus Robert Valentines „Sechs Sonaten“ zu Gehör zu bringen. Christl Schmid untermalte den weiteren gelungenen Nachmittag mit verschiedenen Stücken auf dem Harmonium.

Schomers brachte noch die Geschichte des Hl. Nikolaus, dem Namensgeber des kleinen Kircherls den Anwesenden näher. Gestärkt mit einem Schokogruß wurden sie in den weiteren Sonntagnachmittag entlassen.

Bericht und Bilder von Tine Limmer