Pfarrverband Trostberg

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25.04.2021 - KDFB Trostberg - Tag der Diakonin

Es war einmal… so fangen viele Märchen an. Aber auch wahre Geschichten beginnen so:
Es war einmal, zu Beginn des Christentums, dass Frauen und Männer in den jungen Christengemeinden lebten und wirkten und die Frohe Botschaft in Wort und Tat verkündigten.
Tag der Diakonin
Bericht und Bilder von Tine Limmer
„Mehr Mitspracherecht für Frauen“, „Amt des Diakons auch für Frauen“, „Gleichberechtigung auch in der katholischen Kirche“ – mit diesen Transparenten sind die Trostberger Jahren schon vor zwei Jahren in die Kirche zum „Tag der Diakonin“ eingezogen. Seit diesen zwei Jahren hat sich jedoch nur wenig auf der kirchenpolitischen Ebene getan, wissen die Wortgottesdienstleiterinnen Claudia Herth, Brigitte Bartl, Lisa Müller und Franziska Krüger.
„In Trostberg lässt uns Pfarrer Dr. Florian Schomers freie Hand und unterstützt uns. Sollte er aber irgendeinmal Trostberg verlassen und ein anderer Pfarrer kommen, kann das alles anders sein“, so Claudia Herth. In Trostberg wird die Emanzipation kirchlicherseits gefördert. So ist Stefanie Hertzer als Frau an der Spitze des Pfarrgemeinderates und Birgit Niedermeier der Kopf der Verwaltung, die Mitspracherecht haben, aber keine Entscheidungsträger sind. Die Entscheidungen liegen letztendlich bei den Hauptamtlichen wie Pfarrer, Bischof und Papst – die in der katholischen Kirche männlich sind“, so Brigitte Bartl.  „Wir Wortgottesdienstleiterinnen sind fest eingebunden. Der Pfarrer teilt uns nicht nur ein, wenn er niemanden findet. Im Pfarrverband Trostberg gibt es genügend Seelsorger mit Pfarrer Schomers, Pfarrer Albert Lang, Pfarrvikar Thomas Ajo, Diakon Dr. Gregor Herth, Pastoralreferentin Irmi Huber und Gemeindereferent Robert Anzinger“, erklären die vier.
Dennoch wünschen sie sich die Gleichberechtigung, die im Grundgesetz und der Schöpfungsgeschichte verankert sind. „Gott hat uns alle berufen, seine Jüngerinnen und Jünger zu sein, doch das Geschlecht bestimmt noch, wer ein Weiheamt ausüben darf. Jesus hat allen den Auftrag gegeben, seine Botschaft zu leben und zu verbreiten. Berufungen werden Frauen abgesprochen. Der Einsatz von Menschen für die Erneuerung der Kirche wird oft behindert“, so Claudia Herth. Pfarrer Dr. Florian Schomers merkt dazu an, dass die Weihe von ausschließlich Männern durch die lehramtlichen Dokumente in der römisch-katholischen Theologie tatsächlich sehr festgezurrt sei. „Hintergrund ist das biblische Bild der Kirche als Braut und des Bischofs als Repräsentant des Bräutigams Christus. Daher trägt der Bischof auch einen Ring. Das Zweite Vatikanum hat den Dienst des „ständigen“ Diakons, der verheiratet ist und Familie hat, wieder abgekoppelt vom Diakon als „Vorstufe“ zur Priesterweihe. Theologisch wäre mit Einschränkungen neu zu bedenken, das altkirchliche Amt der Diakonin auf Basis theologischer Überlegungen und altkirchlicher Praxis und Tradition wieder zu beleben“, so Schomers Gedanken.
Im synodalen Weg, der vor etwa eineinhalb Jahren beschritten wurde, beschäftigt man sich auf Bischofsebene mit verschiedenen Fragen, darunter auch „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Das Forum frage, wie mit der Macht in der Kirche umgegangen werden wird und was getan werden muss, um Machtabbau und eine Verteilung von Macht zu erreichen, berichtet Brigitte Bartl. Bei der Frage nach Teilhabe von Frauen an Diensten und Ämtern in der Kirche gehe es um nicht weniger als um die Sendung der Kirche, um die Zuwendung zu den Menschen und um die Evangelisierung – das können Frauen und Männer gleichermaßen gut.
Seit dem Jahr 1996 gibt es das Netzwerk „Diakonat der Frau“, die sich für die Einführung des sakramentalen ständigen Diakonats für Frauen in der römisch-katholischen Kirche engagieren. Seitdem wurden zwei Ausbildungskurse für Frauen angeboten. „Die Männer werden am Ende des Kurses geweiht, Frauen erhalten lediglich eine Teilnahmebestätigung“, so Brigitte Bartl. Die Ausbildungsinhalte sind auch nicht identisch und für Frauen trägt der Kurs den Titel „Diakonische Leitungsdienste für Frauen“.
Der Pfarrverband Trostberg setzt insgesamt acht Wortgottesdienstleiter, darunter fünf Frauen ein. Karina Liedl war die erste Frau, die mit zwei Männern vor 20 Jahren die Ausbildung, bestehend aus Kurs, der nur wenige Wochenende umfasst, absolviert hat. Die Drei waren auch einige Zeit tätig, weil nicht genügend Pfarrer vor Ort waren. „Wir leiten gerne ein Wortgottesdienst. Wir machen das mit Freude und Engagement. Aber es ist klar, dass dies eine ehrenamtliche Tätigkeit mit einer minmalen Ausbildung ist und in keinster Weise mit dem Amt einer Diakonin gleichgesetzt werden kann, oder diese ersetzt“, so Lisa Müller. „In allen Pfarreien des Pfarrverbandes Trostberg, gibt es nicht wenige Diakonninen – wenn auch nicht amtlich geweiht. Altkirchliche Diakoninen waren ja für die Taufsalbung an Frauen, soziale und caritative Werke zuständig, also für die Sorge um den Menschen, was ja den Dienst der gesamten Kirche umschreibt. Eine Kirche ohne den Dienst der Frauen ist schlichtweg gar nicht vorstellbar. In Trostberg hält sein ein paar Jahren eine Gruppe von Frauen das  Anliegen einer wieder zu etablierenden Weihe von Diakoninnen aufrecht, besonders auch durch den gemeinsam gefeierten Gottesdienst am „Tag der Diakonin“. Das Anliegen ist weder revolutionär noch umstürzlerisch, es ist ganz einfach berechtigt und notwendig,“ so Schomers.

Die Aktionen Maria 2.0 und die Aktion des Frauenbundes „Maria schweige nicht“ setzen sich derzeit für mehr Mitsprache und Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche ein. „Wann, wo und wie dieser Weg endet ist derzeit noch ungewiss“, so Brigitte Bartl. Auf die Frage, ob das Amt der Diakonin die Autorität eines Pfarrers untergräbt, wenn Frauen in das gut geführte Machtgefüge der kirchlichen Männerwelt einbrechen, antwortet Schomers: Kirche darf niemals ein geschlossener „Männerclub“ sein und das war sie auch nie. Kirche lebt immer vom Zu-Einander aller Glieder, Kräfte, Gaben und Talenten. Was im Verwaltungsbereich mit der geteilten Leitung (Verwaltung und seelsorgerischer Bereich) und jetzt schon in der Seelsorge (Pastoral- Gemeindereferentinnen) möglich ist , sehe ich ebenfalls nicht nur als Bereicherung und Zugabe,  sondern als Selbstverständlichkeit.“
Tag der Diakonin