Katholischer Pfarrverband Ampfing

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2025 - Die Geschichte des Ampfinger Pfarrhofes

Ampfing dürfte seit dem 12. Jahrhundert Pfarrsitz sein. 1220 wurde der gesamte Pfarr- und Pfründebesitz durch Erzbischof Eberhard II von Salzburg unter Zeugenschaft der Bischöfe Conrad von Regensburg und Rudger von Chiemsee dem Kloster Au übergeben, d. h. das Kloster bewirtschaftete den Pfründebesitz und stellte den Pfarrer an.
Beim Amtsantritt von Pfarrvikar Simon Sicherer wurde 1637 folgende Beschreibung erstellt: „Der Pfarrhof ist zwiegädig (zweistöckig), zum Teil gemauert, zum Teil aus Holzwerk gemacht, er hat 3 Stuben, eine Kuchl, etliche Kammer, zwei Keller. Er hat einen eingemachten Hof, darinnen Schafstallung, Roßstallung, zwei Traidtstädl, etliche Viehställe. Hinter dem Stadl ist ein Garten, darinnen etliche Obstpaumb, er ist 90 Schritt lang und 75 Schritt breit“.
Da das Gebäude ziemlich marode war, wurde 1640 dann ein neuer Pfarrhof mit Eingang im Süden und Brunnen im Haus gebaut. Südlich des Pfarrhauses (wo heute das Pfarrheim steht) standen 2 Stadl und dazwischen das heute noch vorhandene Ökonomiegebäude.
Ampfing muss eine Ökonomiepfarrei von beträchtlicher Größe gewesen sein. In einer Grundbeschreibung aus dem Jahre 1739 werden 40 einzelne Felder aufgezählt, die rund um Ampfing lagen. Es mussten zwei Priester (Pfarrer und Cooperator) mitsamt Dienstknechten und -mägden davon leben und für das Kloster musste auch noch etwas abspringen. Pfarrvikar Albert Penner schrieb in einer Abrechnung „Zu unserem hochlöblichen Kloster habe ich diese Jahre (1769 – 1774) hindurch an Gerste geliefert: 173 Schäffl 4 Metzen“.  Nach der Säkularisation (1803) wurde der umfangreiche Grundbesitz an die Bauern der Umgebung versteigert = verschleudert, weil ja durch das Überangebot der Säkularisation die Preise gefallen waren. Von den Erträgen der noch vorhandenen Pfründegrundstücke (ca. 20 Tagwerk) konnte gerade noch der Pfründeinhaber leben. Der Staat übernahm dafür die Baulast am Pfründegebäude.
Pfarrer Weinzierl (1826 – 1844), der nicht mehr vom Kloster abhängig war, beschrieb bei seinem Amtsantritt den Zustand des Pfarrhofes als „äußerst reparaturbedürftig“ und wies wiederholt auf den ruinösen Zustand des Pfarrhofes hin. 1827 legte er der kgl. Bauinspektion Rosenheim einen Plan für einen Umbau und eine Sanierung des Pfarrhofes vor, welcher aber aus Kostengründen nicht genehmigt wurde.
Erst 60 Jahre später, als Pfarrer Franz Sales Schedl 1886 seinen Dienst in Ampfing antrat, kam wieder Bewegung in die Angelegenheit. Er verpachtete die Grundstücke der Ökonomie erst an den Duschlwirt Erasmus Emmer und dann 1908 an den Zitzmaierbauern. Bei einer Baufallschätzung durch das Landbauamt wurde ein Neubau des Pfarrhofes als dringend notwendig erachtet. Die Regierung beabsichtigte den Stall und den Stadel, die mit dem Wohnhaus direkt in einer Front zusammengebaut waren, stehen zu lassen, sowie die Fundamente und beträchtliche Teile des alten Gebäudes zu erhalten. Am 22. Mai 1888 verließ der Pfarrer den Pfarrhof und fand Aufnahme beim Anwesen des Wagners Johann Wimmer. Bei Beginn des Abbruchs stellte sich jedoch heraus, dass ein bloßer Umbau nicht möglich war und ein Neubau erfolgen musste. Auch der Stadel musste niedergerissen werden. Erst im Frühjahr 1889 konnten die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden. Das nun völlig neue Haus kam ziemlich an die Stelle des alten, wurde nur etwas weiter nach Westen gerückt, um es in größere Entfernung zum Mesnerschneiderhaus zu bringen. Die Fundierung wurde neu vorgenommen, der Keller neu angelegt. Aus der Pfarrchronik: „Am 28.09.1889 war der Pfarrer wieder in dem Pfarrhof, den er nunmehr doppelt den „seinen“ nennen konnte. Hindernisse beim Bau und Schwierigkeiten aller Art waren in Menge vorhanden und zu überwinden“. Der Eingang war nun an der Ostseite und der Brunnen vor der Haustüre.  Unmittelbar daneben konnte das neue Wasch- und Hühnerhaus gebaut werden. Das gemauerte Tor am Eingang zum Pfarrhof sowie das daran angebaute alte Back-, Wasch-, und Hühnerhaus wurden abgebrochen und der Hofraum zur Straße hin durch einen eisernen Zaun abgegrenzt.
Die beiden ehemaligen Gebäude der Klosterökonomie südlich vom Pfarrhaus, die nach der Säkularisation verkauft worden waren und „eine Unzier des Pfarrhofes und eine Belästigung dessen Bewohner waren“ und „die kgl. Regierung den Ankauf dieser Hütten abgelehnt hat“, kaufte Pfarrer Schedl 1891 aus seinem Privatvermögen für 2.050 Mark diese Gebäude und ließ sie abbrechen.  Das dadurch gewonnene Areal ließ er dem Pfarrgarten einverleiben.
An die frühere Klosterökonomie erinnerte jetzt nur noch das Ökonomiegebäude, das als Heu- und Holzlege diente. Von einem Neubau dieses Gebäudes sah man ab, da die Ökonomie zu dieser Zeit verpachtet war. Pfarrer Schedl beantragte für dieses ruinöse Gebäude den Abbruch. Dieser sollte aber erst dann erfolgen, wenn ein neuer Stall und Stadel für die pfarrliche Ökonomie gebaut worden seien. Da aber die Ökonomie verpachtet blieb und keiner der nachfolgenden Ampfinger Pfarrer Nebenerwerbslandwirt sein wollte, blieb auch das Ökonomiegebäude stehen und ist heute eines der ältesten Gebäude in Ampfing (s. „Theresianum“).
Gleich nach seinem Amtsantritt ließ Pfr. Engartner 1955 den Pfarrhof gründlich renovieren: der Küchenherd wurde ausgetauscht, ein Kachelofen entfernt, das 10 Zentner wiegende Wasserbassin aus der Küche in den Garten versetzt, ein Bad eingerichtet mit Boileranlage und fließendem kalten und warmen Wasser sowie ein Spülklosett mit Druckspülung, das Traufpflaster um den Pfarrhof entfernt und durch Rieseln ersetzt, damit die Grundmauern besser atmen konnten. 1961 erfolgte der Anschluss an die gemeindliche Wasserversorgung, 1962 erhielt der Pfarrhof einen Telefonanschluss („der Pfarrer konnte den Apparat vom Amtszimmer in sein Schlafzimmer mitnehmen“)
1963 beantragte das Erzbischöfliche Ordinariat bei der Regierung von Oberbayern die staatliche Baulast abzulösen und den Luftschutzbunker sprengen zu lassen. Aus dieser Zeit existiert ein Plan, demnach das Pfarrgrundstück geteilt werden, das Ökonomiegebäude abgerissen, der „alte Pfarrhof“ im nördlichen Grundstücksteil verkauft (Käufer waren bereits vorhanden) und im südlichen Teil des Grundstückes ein neuer Pfarrhof gebaut werden sollte. Das Landbauamt ließ deshalb den Pfarrhof 1967 mit neuen Fenstern versehen und neu verputzen.  Der Verkauf wurde jedoch gestoppt, die Ablösungsverhandlungen zogen sich noch über Jahre hin, das Vorhaben kam nie zur Durchführung.
Pfarrer Huber befasste sich bei seinem Amtsantritt 1971 bereits mit dem Gedanken zur Errichtung eines Pfarrzentrums, d. h. Neubau eines Pfarrheimes und Neubau des Pfarrhofes. Der Bau des Pfarrheimes wurde vom Ordinariat befürwortet und bereits 1977 fertiggestellt, der Pfarrhof wurde1974 sieben Monate lang außen und innen durch das Landbauamt grundlegend renoviert: Einbau der Gas-Zentralheizung, Erneuerung bzw. Erweiterung der sanitären Anlagen, alle Installationen erneuert, neue Böden und z. T. abgehängte Decken. Der Pfarrer wohnte in dieser Zeit im Ökonomiegebäude, seine Haushälterin bei einer Nachbarsfamilie.
 Als 1975 eine Pfarrsekretärin und 1977 ein Pfarrsekretär, sowie eine Gemeindeassistentin angestellt wurden und dadurch im Pfarrhaus mehr Büroräume benötigt wurden, entstanden Ende der 80er/Anfang 90er Jahre Pläne zur Erweiterung des Pfarrhofes: Anbau im Westen oder Nordosten oder Unterbringung der Büroräume im Ökonomiegebäude (Theresianum). Erzb. Ordinariat, Denkmalamt und Staatl. Landbauamt wurden sich aber nicht einig.
Von 2002 - 2009 plante man unter Pfarrer Haimerl wiederum eine Sanierung und einen Umbau des Pfarrhofes.  Dieser Plan wurde aber 2010 aufgrund des mittlerweile schlechten baulichen Zustandes eingestellt, eine Renovierung war mit einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand nicht mehr möglich. Pfr. Haimerl ging 2010 nach Mühldorf und übernahm die Leitung der dortigen Stadtkirche, sodass die Wohnung unbewohnt war. Nun wurde das Pfarrbüro in die Mühldorfer Straße 4 verlegt, später in das Pfarrheim und der Pfarrhof konnte im August 2011 abgebrochen werden.
Das Erzb. Ordninariat stellte im Dezember 2012 einen Bauantrag für einen Neubau, mit dem im Mai 2013 begonnen wurde. Im August 2014 konnte das neue Pfarrhaus, das nun genügend Platz für Wohnungen und Büroräume bot, bezogen werden. Pfarradministrator Ringhof, der seit 2011 Leiter des Pfarrverbandes war, wohnte bis dahin im Ökonomiegebäude (Theresianum).Rosmarie Waldinger, Pfarrarchivarin