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Oktober 2022

Homepage Ökumene / Homepage Dialog der Religionen

Inhaltsverzeichnis

  1. Schwerpunktthema: Versöhnung – zwischen Ideal und Wirklichkeit
  2. Kardinal Marx beruft XIII. Diözesankommission für Ökumene
  3. Veranstaltungen
  4. Literaturtipps
  5. Gebet
Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters!

„Wir leben in einer Mischung aus Müdigkeit, Gereiztheit und Angst“ – so hat vor kurzem Heribert Prantl die Situation und Befindlichkeit unserer Gesellschaft treffend beschrieben. Diese Befindlichkeiten sind Ursache und zugleich Folge von wechselseitigen Abgrenzungen und Spaltungen, wie wir sie innerhalb der Kirche, zwischen den Parteien, Nationen und Religionen weltweit erleben. Doch die Welt wird zur Hölle, wenn wir den Glauben an eine bessere Zukunft, an Frieden und Versöhnung fahren lassen. Die Kirche des Zweiten Vatikanische Konzils, das vor 60 Jahren begann, sah sich als Sakrament, d. h. als Zeichen und Werkzeug der Versöhnung. Doch Versöhnung zu schaffen ist nicht leicht, wir bleiben immer und immer wieder weit hinter dem Ideal zurück – persönlich wie kirchlich.
Von Versöhnung zu sprechen, bleibt deshalb immer auch ein Drahtseilakt, der allzu leicht als leichtfertige Beschwichtigung oder überhebliche Empfehlung von außen empfunden werden kann. Gerade angesichts des Krieges in der Ukraine und der in den deutschen Feuilletons geführten Debatten wird dies aktuell überdeutlich. Eines wird dabei klar: Versöhnung kann niemals ohne die Opfer und nur mit einem klaren Blick auf deren Bedürfnisse gelingen. Deshalb wird Kirche auch stets an ihrem eigenen Umgang mit den eigenen Verfehlungen und ihrer Bereitschaft daraus zu lernen als glaubwürdige Anwältin der Versöhnung wahrgenommen oder eben nicht.
Deshalb wollen wir unseren 5. Newsletter aus den Fachbereichen Ökumene und Dialog der Religionen dieser Spannung von Ideal und Wirklichkeit der Versöhnung widmen, von der auch schon die Bibel als Buch des Lebens durchgängig spricht. Dr. Renate Kern wird uns das Schwerpunktthema aus bibeltheologischer Sicht erschließen. Konkretionen aus der Ökumene und dem interreligiösen Dialog schließen sich an. Schlaglichter aus Bosnien und von der weltweiten Ökumene (Vollversammlung des Weltrates der Kirchen) erweitern unseren Blick.
FB Ökumene, Dr. Florian Schuppe und FB Dialog der Religionen, Dr. Andreas RenzDr. Florian Schuppe und
Dr. Andreas Renz

Schwerpunktthema: Versöhnung – zwischen Ideal und Wirklichkeit

Hands Across the Divide in Derry, Nordirland
 
Ist es zynisch, angesichts von Kriegen von Versöhnung zu sprechen? Aus christlicher Perspektive ist es Verrat, das herausfordernde Ringen um und die Hoffnung auf Versöhnung NICHT in den Blick zu nehmen. Auch die Konfliktforschung warnt uns vor einer zunehmenden Eskalationsdynamik, an deren Ende alle verlieren - nach dem Motto „Gemeinsam in den Abgrund“ (Friedrich Glasl). Heinrich Spaemann formuliert pointiert: „Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen.“ Mehr als genügend Gründe also, um wider alle Kriegsrhetorik und -propaganda auf der einen und Resignation auf der anderen Seite, dem Thema „Versöhnung“ Raum zu geben und dazu die biblische Perspektive in den Blick zu nehmen.
 
Von Anfang an spiegelt sich die Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit sehr realitätsnah in der jüdisch-christlichen Überlieferungsgeschichte. Das grundlegende Vertrauen, dass die ganze Schöpfung von Gott her „gut“, ja „sehr gut“ geschaffen ist (vgl. Gen 1), kontrastieren die Sündenfallerzählungen (Paradiesgeschichte, Brudermord, Turmbau zu Babel) der biblischen Urgeschichte. Sie schildern keine historischen Ereignisse, sondern erzählen in bildhaft-symbolischer Weise, „was niemals war und immer ist“ (Sallust). In ihnen spiegelt sich die Erfahrung der Begrenztheit und Verletzlichkeit menschlicher Existenz. Von jeher erleben sich Menschen als „gebrochen“ in ihrer Beziehung zu Gott, zu Mitmenschen, zur Umwelt und zu sich selbst. Sie bedürfen der Vergebung, Versöhnung, Befreiung, Heilung. In diese leidvolle Selbsterfahrung – des Einzelnen wie des ganzen Volkes Israel – ist zugleich eingeschrieben die tröstliche und aufrichtende Erfahrung der Barmherzigkeit, Treue und Vergebungsbereitschaft Gottes, der auch an scheinbaren Endstationen von Verzweiflung, Zerrüttung, Schuld „Gräber“ öffnet und neues Leben schenkt (vgl. Ez 37). Durchzogen von dieser Grunderfahrung mahnen die alttestamentlichen Schriften auch zur Versöhnung untereinander und kennen detaillierte Bestimmungen zu Aussöhnung und Wiedergutmachung (vgl. Ex 21ff.). Die Sehnsucht nach und Hoffnung auf ein endgültig glückendes, universales Miteinander aller Geschöpfe und Nationen unter den Augen Gottes spiegeln sich in Visionen vom endzeitlichen Friedensreich (vgl. Jes 11) und der Völkerwallfahrt zum Zion (vgl. Jes 60).
 
Im Neuen Testament erhält diese Hoffnung eine neue Signatur: Ihre anfanghaft erlebte Erfüllung im „Jetzt“. Die verdichtet erfahrene, heilvolle und befreiende Präsenz Gottes „in Person“ trägt den Namen Jesus Christus. In seiner Gegenwart erleben Menschen auf faszinierende Weise, dass eine gewöhnliche Grenzen überschreitende, versöhnte Gemeinschaft möglich ist (vgl. Mk 2,15). Jesus lebt und ist, was er verkündet – die „Basileia Gottes“, die Gegenwart der bedingungslosen Liebe und des entgegenkommenden Erbarmens Gottes (vgl. Lk 15), die zu einem neuen Miteinander befähigt – und er lebt es bis zum Tiefpunkt des Todes am Kreuz. Noch im Abgrund seines Todes, so Jürgen Werbick, vergegenwärtigt das versöhnende Wirken des Gottesgeistes „die Beziehungsmächtigkeit und Beziehungswilligkeit Gottes“. In diesem Sinn spricht Paulus von der in Gottes Liebe gründenden „Versöhnung“ von Gott und Mensch, die in den deutero-paulinischen Schriften (Kol/Eph) kosmisch ausgeweitet (vgl. Kolosser-Hymnus) und ekklesiologisch zugespitzt wird (Kirche als Ort der versöhnten Einheit von Juden(christen) und Heiden(christen)). Sie schenkt „Zeiten des Aufatmens“ (Apg 3,20), indem sie die Menschen vom Zwang der Selbstrechtfertigung erlöst. In den Spuren Jesu sind Christ:innen lebenslang herausgefordert, dieses Geschenk je neu zu empfangen, zu „realisieren“ und in den Konflikt- und Unheilsgeschichten einer zerrissenen Welt (und Kirche), an der „‘Diakonie der Versöhnung‘ (vgl. 2 Kor 5,19)“ (Jürgen Werbick) teilzunehmen. (rk)
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1.1 - Christinnen und Christen als Botschafter der Versöhnung – Ökumenische Feier des Festes Kreuzerhöhung in München

Bild_Kreuzerhöhungsweg 14.09.2022
 
Wie kann es gelingen ökumenisch auf die Frage der Versöhnung zu blicken und dabei die verbindenden Wurzeln in den Mittelpunkt zu stellen? Einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Zugang wählten die Kirchen in München, indem sie gemeinsam das Fest Kreuzerhöhung feierten und dabei miteinander auf das Fundament unserer Versöhnung - das Kreuz Christi - blickten.
Am 14. September feiern viele Kirchen das Fest Kreuzerhöhung, dessen Wurzeln bis ins 6. Jahrhundert zurückreichen. Der Legende nach soll an diesem Tag das wahre Kreuz Christi, das bei einem persischen Überfall verloren gegangen war, wiedergefunden und in Konstantinopel zur Verehrung auf einem Hügel erhöht und verehrt worden sein. Heute ist dieses Fest ein wenig aus dem Blick geraten und zumindest in der katholischen und evangelischen Tradition den allermeisten Christen kaum im Bewusstsein. Dabei blicken an diesem Tag katholische, orthodoxe und evangelische Christen gemeinsam in besonderer Weise auf die Mitte ihres Glaubens: das Kreuz Jesu Christi. In ihren jeweiligen liturgischen Traditionen verneigen sie sich dankbar vor der darin geschenkten Versöhnung, die die Richtung allen christlichen Versöhnungshandelns weist.

Dieses Jahr trafen sich in St. Michael die Vertreter ganz unterschiedlicher in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in München vertretenen Konfessionen, um gemeinsam dieses fast vergessene Hochfest zu begehen. Am Beginn stand ein kraftvolles Gebet, an das sich ein gemeinsames Nachdenken über die Aktualität des Kreuzgeschehens im Saal von St. Michael anschloss. Den in unseren Augen hervorragenden Impuls von Pater Martin Stark SJ, der diesen Austausch eröffnete, möchten wir Ihnen gerne zugänglich machen. Nicht zuletzt, weil er für das Themenfeld Versöhnung, die eigentliche theologische Verortung aufzeigen kann. (fs)

Vortrag - Pater Stark - Kreuzerhöhung
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1.2 - „Versöhnte Verschiedenheit“ – interreligiöse Friedensmeditationen

Interreligiöse Friedensmeditation
 
„Selig, die Frieden stiften“ (Mt 5,9) ist Christ:innen von Jesus ins Stammbuch geschrieben. „Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf", mahnt der Buddha seine Anhänger. Doch was tun angesichts eines Kriegs, dem wir ohnmächtig gegenüberstehen? Was tun angesichts politischer Entscheidungen, auf die wir keinen Einfluss haben? Was tun angesichts von medialer Propaganda, die Aggressionen und Feindseligkeiten anheizen?  Es bleibt möglich, im eigenen Herzen und in der eigenen Umgebung Frieden zu kultivieren. Es bleibt möglich, sich im Anliegen des Friedens miteinander zu verbinden. Es bleibt möglich, aus der Quelle allen Friedens zu schöpfen und statt weiteren Unheils gute Gedanken, Mitgefühl und Liebe in die Welt zu schicken – christlich gesprochen zu beten.
 
In diesem Sinn lädt der Fachbereich Dialog der Religionen seit diesem Frühjahr zu interreligiösen online-Friedensmeditationen ein. Haben wir vor einem halben Jahr in Zusammenarbeit mit einer buddhistischen Meditationsgruppe begonnen, so ist die Initiative inzwischen gewachsen zu einem Kooperationsprojekt mit verschiedenen christlichen Kontemplationsschulen sowie buddhistischen, hinduistischen und Sufi- Gemeinschaften. Erfahrene Meditationsanleiter:innen aus diesen Traditionen begleiten die Teilnehmer:innen je einen Abend. Auf diese Weise ergibt sich eine bunte Palette: von Achtsamkeits-und Zentrierungsübungen über Imaginationen, Bildbetrachtungen, Licht- und Mitgefühlmeditationen bis hin zu originärem Zen.
 
Bewährt hat sich das Motto: „Gemeinsam schweigen und meditieren für Frieden und Versöhnung“. Als roter Faden ziehen sich Zeiten der Stille durch die sehr unterschiedlich gestalteten Meditationen. Dabei bedeutet das Schweigen weit mehr als den „kleinsten gemeinsamen Nenner“ angesichts der religiösen Diversität der Beteiligten. Im Schweigen setzen wir einen Gegenpol zu unserer lauten Welt, geben dem anderen Raum, öffnen uns unserer eigenen Tiefe, berühren die Präsenz des Mysteriums in uns und in allem. Zugleich realisiert sich in unserem Miteinander auf unspektakuläre Weise ein Stück Frieden: Inmitten gesellschaftlicher, politischer und religiöser Tendenzen der Spaltung erleben wir, dass versöhnte Verschiedenheit, Einheit in Vielfalt möglich ist. „Aber wieder steigt aus unseren leeren hilflosen Händen die Taube auf“ (Hilde Domin).
Möge diese Erfahrung Kreise ziehen – in unserem Alltag und unserer Welt. (rk)

Alle Interessierten sind sehr herzlich eingeladen!
 
Jeweils am 1. und 3. Mittwoch des Monats von 19:00-19:45 Uhr
(konkrete Termine: 02.11.2022 / 16.11.2022 / 07.12.2022 / 21.12.2022 / 04.01.2023 / 18.01.2023 / 01.02.2022 / 15.02.2023 / 01.03.2023 / 15.03.2023 / 05.04.2023 / 19.04.2023 / 03.05.2023 / 17.05.2023 / 07.06.2023 / 21.06.2023 / 05.07.2023 / 19.07.2023)
Zugangs-Link per Zoom:
https://eu01web.zoom.us/j/62031206743?pwd=TVZhU001c290R1JOeEo0MkJ0S1ZhZz09

Flyer

1.3 - Der schwierige Weg der Versöhnung auf dem Westbalkan - Ein Reisebericht

Brücke in Mostar
 
Der Balkan ist seit langem ein Minenfeld, was das Zusammenleben von Nationen, Konfessionen und Religionen anbelangt. Der Rat der Religionen München unternahm im September 2022 eine Begegnungsreise nach Bosnien und Herzegowina, die der Penzberger Imam Dr. Benjamin Idriz mit großem Engagement organisierte und führte. Vor 30 Jahren begann dort ein furchtbarer Bürgerkrieg, der mit einem Völkermord an bosnischen Muslimen endete. Orthodoxe Serben, katholische Kroaten, bosnische Muslime, die vorher alle friedlich zusammenlebten und untereinander heirateten (jede dritte Ehe und Familie), standen sich plötzlich in Hass und erbitterter Feindschaft gegenüber und die Weltgemeinschaft schaute tatenlos zu und machte verheerende Fehler. Das Friedensabkommen von Dayton 1995 sollte Frieden bringen, doch es schuf einen bis heute nicht funktionierenden Staat Bosnien und Herzegowina mit der autonomen (serbischen) „Republik Srpska“, die sich im Sommer eigentlich endgültig abspalten wollte. Dies aber hätte wohl zu erneuten ethnischen Säuberungen und zu einem Bürgerkrieg geführt.
Welche Rolle spielen die Religionen bei dem Konflikt? Darum ging es vor allem bei den Gesprächen der Münchner Delegation, der Vertreter der katholischen (Weihbischof Graf zu Stolberg, Dr. Andreas Renz) und evangelischen Kirche, des Muslimrates München, der liberalen jüdischen Gemeinde, der Bahai-Gemeinde und der buddhistischen Gemeinden angehörten.
Übereinstimmend berichteten die Religionsvertreter von Sarajevo, dass es auf der religiösen Ebene eine gute Zusammenarbeit gebe. Der katholische Bischof, der Präsident der jüdischen Gemeinschaft wie auch der Großmufti betonten, wie sehr in den letzten zwei Jahrzehnten durch den Interreligiösen Rat das Vertrauen zwischen den Religionsgemeinschaften gewachsen sei, was sich etwa daran zeige, dass Spenden der muslimischen Bevölkerung für die Opfer des Krieges in der Ukraine der Caritas zur Überbringung in die Ukraine übergeben wurden. Auch beim Wiederaufbau von Kirchen und Moscheen gab und gibt es religionsübergreifende Solidarität: Muslim:innen spendeten für den Kirchenbau, Christ:innen für den Bau von Moscheen – in Deutschland wohl undenkbar. Auch die Renovierung des jüdischen Zentrums in Sarajevo wurde mit Hilfe muslimischer Spenden bewältigt. Der Wille zur Versöhnung und Zusammenarbeit auf dieser Ebene ist also groß. Doch das ist nicht überall im Lande so: Während in Mostar, jenem symbolträchtigen Ort mit der wiederaufgebauten Brücke, ein Dialog zwischen den serbisch-orthodoxen und den muslimischen Vertretern möglich und gewachsen ist, verweigert sich der katholische Bischof wie schon sein Vorgänger gegenüber dem interreligiösen Dialog, obwohl die Katholiken heute die Mehrheit in Mostar bilden.
Die orthodoxen Serben wiederum anerkennen nicht den Völkermord an den bosnischen Muslimen. Bei einem tief bewegenden Gespräch mit der Vorsitzenden der „Mütter von Srebrenica“, die selbst Mann und Sohn beim Genozid 1995 verloren hat, wurde deutlich, wie Versöhnung dennoch gelingen kann: Sie hege keinen Hass, sondern setzt sich ein für die Erinnerung an die Ermordeten und die Völkerverständigung in einem Friedensdorf vor Ort. Doch die Politik wird, wie so oft, wo anders gemacht und ein aggressiver Nationalismus auf allen Seiten vergiftet weiter die Seelen. Die Angst der Menschen auf dem Westbalkan vor einem neuen Krieg ist groß – zumal die Weltgemeinschaft wie die Europäische Gemeinschaft wieder einmal versagt und mit anderem beschäftigt ist. Dass die nationalistischen Parteien bei der jüngsten Wahl Anfang Oktober - außer im serbischen Teil - deutlich verloren haben, ist jedoch ein gutes Zeichen. (ar)
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1.4 - Versöhnung und Einheit als zentrale Themen der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe

ÖRK Vollversammlung
 
Zum ersten Mal in seiner Geschichte kam vom 31. August bis zum 8. September 2022 der Ökumenische Rat der Kirchen in Deutschland zusammen. Dazu reisten mehr als 4000 Delegierte aus den weltweit 352 Mitgliedskirchen nach Karlsruhe an, um miteinander zu beten, um zu aktuellen gesellschaftspolitischen und ökumenischen Themen zu diskutieren und auf diesem Wege die Einheit untereinander zu stärken. Die Begegnung stand dabei unter dem Motto "Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt". Inmitten einer auf vielen Ebenen höchst herausfordernden Zeit stellte der ÖRK ganz bewusst die Themen Einheit und Versöhnung in den Mittelpunkt, so dass diese beiden Themen alle Panels und Gebetszeiten wie ein roter Faden durchzogen.

Dass die Themen Versöhnung und Einheit so prominent und facettenreich behandelt wurden macht geradezu ein Kennzeichen des Ökumenischen Rates der Kirchen aus. Immer wieder hat er sich in ganz unterschiedlichen Konflikten für Versöhnung eingesetzt. So spielte er um nur ein prominentes Beispiel herauszugreifen eine wichtige Rolle im Hintergrund bei der Überwindung der Apartheid in Südafrika in den 80er und 90er Jahren.
Doch wie ist dies bei dieser Vollversammlung gelungen angesichts des laufenden Angriffskrieges in der Ukraine und der zahlreichen anderen Konflikte weltweit? Oder konkret: Wie ist es gelungen mit den Delegierten der russisch-orthodoxen Kirche umzugehen und gleichzeitig die Stimmen aus der Ukraine zu Gehör zu bringen? Wie ist es gelungen auf so komplexe Konfliktlagen wie im Nahen Osten zu antworten?
G. Vlantis, der selbst als Delegierter des Ökumenischen Patriarchates vor Ort war, und Dr. A. Renz geben einen exemplarischen Einblick. (fs)

Was ist eigentlich der Ökumenische Rat der Kirchen?

Prophetie, Diplomatie und die 11. ÖRK-Vollversammlung angesichts des Krieges in der Ukraine (G. Vlantis)

Der ÖRK, das Judentum und der Israel-Palästina-Konflikt (A. Renz)
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Kardinal Marx beruft XIII. Diözesankommission für Ökumene

XIII. Diözesankommission für Ökumene, Foto Vorsitz u. Mitglieder
 
„Ohne ein intensives ökumenisches Miteinander sind alle Kirchen in unserem Land weniger glaubwürdig.“ Kardinal Marx ermutigt XIII. Diözesankommission zur Stärkung der Ökumene und des Dialoges der Religionen.
Die Ökumene und der Dialog der Religionen leben auf der einen Seite vom Engagement vieler, die vor Ort die Begegnung und das Miteinander leben und gestalten. Sie benötigt aber auch Orte, an denen das, was sich hier entwickelt und gelebt wird, reflektiert, für die Leitungsverantwortlichen eingeordnet und so konkrete Entscheidungen auf dieser Ebene unterstützt werden können. Ein solcher Ort ist die vom Ökumenischen Direktorium in jeder Diözese vorgeschriebene bischöfliche Ökumenekommission. München und Freising hat bereits nach dem Konzil und damit weltweit als eine der ersten Diözesen eine solche Kommission zur Beratung von Kardinal Döpfner berufen. Am 14. September hat nun die XIII. Diözesankommission für Ökumene im Erzbischöflichen Palais in Anwesenheit von Kardinal Reinhard Marx offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Die Diözesankommission, der 16 römisch-katholische Mitglieder sowie eine Beobachterin der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und ein Beobachter der multilateralen Ökumene angehören, ist für die Dauer von vier Jahren ernannt. Sie hat die Aufgabe die Ökumene und den Dialog der Religionen zu beobachten und zu stärken. Kardinal Marx übergab den Berufenen ihre Ernennungsurkunden und ermutigte sie zum Einsatz für gemeinsame ökumenische Handlungsfelder: „Ohne ein intensives ökumenisches Miteinander sind alle Kirchen in unserem Land weniger glaubwürdig. Es geht darum, gemeinsam Zeugnis zu geben für das Evangelium“, betonte der Erzbischof von München und Freising. Zugleich wies er darauf hin, dass Ökumene nicht nur eine Aufgabe der beiden großen christlichen Kirchen sei, sondern dass es um die multilaterale Ökumene unter Einbeziehung der ganzen Bandbreite christlicher Konfessionen gehe. Die Ökumene bestehe nicht nur aus theologischen Gemeinsamkeiten, die in Texten dokumentiert würden, so Marx. Vielmehr gehörten auch „das gemeinsame diakonische Handeln und das gemeinsame Gebet gleichrangig“ dazu. Im Blick auf intensivere Zusammenarbeit hoffe er auf zukunftsweisende Ideen, etwa beim gemeinsamen sozial-caritativen Engagement der Kirchen in bestimmten Stadtvierteln oder Dekanaten. Er wolle Gespräche führen, um Möglichkeiten der Kooperation auf regionaler Ebene mit den zuständigen evangelischen Partnern auszuloten. Kardinal Marx wünschte sich, „auch einmal einen gemeinsamen Seelsorgerinnen- und Seelsorgertag auf ökumenischer Basis abzuhalten“. Außerdem regte er die Bildung weiterer lokaler Arbeitsgemeinschaften christlicher Kirchen (ACK) an, wie sie zuletzt in Prien am Chiemsee geglückt sei. Dort sei die Ökumene bereits fest in ehrenamtlicher Hand und eine „Sache des Kirchenvolks“. (fs)
 
Die XIII. Diözesankommission für Ökumene stellt sich vor.
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Veranstaltungen

St. Benno München Grafik
 
Montag, 07.11.2022, 19:00 Uhr – ca. 21:00 Uhr
"Gott" in fernöstlichen Religionen
Wie sehen Hinduismus und Buddhismus die letzte Wirklichkeit?

Referentin: Dr. Renate Kern
Ort: Pfarrsaal Bennopolis, Kreittmayrstraße 29, 80335 München
Flyer
Logo Interreligiöse Runde
 
Donnerstag, 10.11.2022, 19:00 - 21:00 Uhr
Buddhistische Vorstellungen von Tod und Wiedergeburt: Das Tibetische Totenbuch

Referentin: Prof. Dr. Petra Maurer
Ort: Pfarrsaal St. Paul (OG), St. Paulsplatz 8, 80336 München
U4/U5 Theresienwiese
Flyer
Mittwoch, 23.11.2022,19:30 - 22:00 Uhr
Das Bekenntnis zum barmherzigen Gott - Das Gottesbild im Islam und Christentum

Referent: Dr. Andreas Renz
Ort: Pfarr- und Familienzentrum Christkönig Rosenheim, Kardinal-Faulhaber-Platz 7 83022 Rosenheim
Mehr Infos
2022-09-22_Veranstaltung_Tora
 
Ausgewählte Texte der Tora aus jüdischer Sicht (Online-Reihe)
Referentin: Tamar Avraham, Jüdische Theologin, Jerusalem
Termine der Reihe: 27.10., 24.11., 08.12.2022, 26.01. und 23.02.2023 jeweils 19:00 – 20:30 Uhr Online via Zoom-Konferenz
Mehr Infos
Mittwoch, 8. Februar 2023, 19:00 Uhr
„Engel tragen dich auf Flügeln …“

Himmlische Boten und Begleiter

Referent: Dr. Andreas Renz
Pfarrsaal St. Michael, Maxburgstr. 1 in München
Mehr Infos
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Literaturtipps

Celebrate Christ's love PDF Literaturtipp 5. Newsletter
 
Celebrate Christ’s Love/Feiern wir die Liebe Christi
Die Lieder und Gebete der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen
Wenig ist so eindrucksvoll bei einer Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen wie die Vielfalt der hier zusammenkommenden spirituellen Traditionen hautnah zu erleben. Anlässlich der 11. Vollversammlung in Karlsruhe ist nun eine im Netz frei verfügbare Materialsammlung erschienen, die diesen Reichtum auch über das Ereignis vor Ort zugänglich macht. In vier Sprachen (englisch/französisch/spanisch/deutsch) abgefasst finden sich auf etwas über 100 Seiten die an den acht Tagen der Vollversammlung gefeierten Gebetseinheiten. Sie entfalten an jedem Tag einen Schwerpunkt des Mottos  „Christ’s love moves the World to Reconsilitation and Unity“. Da geht es um Versöhnung und Einheit, um die Liebe zur Schöpfung, um Mitgefühl, um Gerechtigkeit und Zeugnis. Nicht jedes Lied oder jedes Gebet lässt sich sofort in den deutschen Kontext übertragen, aber wer mit ein wenig ökumenischer Neugier an dieses Heft herangeht wird hier ein Schatzkästchen für die eigene Arbeit entdecken können. (fs)

PDF - Celebrate Christ’s Love/Feiern wir die Liebe Christi
Das Neue Testament jüdisch erklärt
 
Das Neue Testament jüdisch erklärt
Hgg. von Wolfgang Kraus, Michael Tilly und Axel Töllner, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-438-03384-0, 58,00 €
 
In den letzten Jahren haben immer mehr jüdische Theolog:innen das Neue Testament erforscht und als eine jüdische Quelle erkannt. 2011 erschien erstmals im Englischen das Neue Testament in einer Kommentierung von international renommierten jüdischen Gelehrten. Dieser Kommentar wurde nun ins Deutsche übersetzt und mit Essays von jüdischen und christlichen Autor:innen erweitert. An dem über 900 Seiten umfassenden Werk haben insgesamt fast 90 Wissenschaftler:innen mitgewirkt.
Im ersten Teil wird der neutestamentliche Text in der Lutherübersetzung mit Kommentaren aus jüdischer Sicht zu jedem Bibelabschnitt wiedergegeben. Ergänzt wird dieser Teil durch 85 Infoboxen, in denen einzelne Themen wie „Judas“, „Pharisäer bei Lukas“, „Jesus und die jüdischen Feste“ oder „Die Juden und der Tod Jesu“ vertieft werden.
Der zweite Teil bietet mehr als 50 Aufsätze von jüdischen und christlichen Autor:innen zu Themen, ohne deren Kenntnis der Zusammenhang zwischen dem Neuen Testament und seinem jüdischen Kontext unverständlich bleiben wird: Zu geschichtlichen (z.B. „Aufstände gegen Rom“) und gesellschaftlichen (z.B. „Der Sanhedrin“) Aspekten, jüdischen Strömungen und Gemeinschaften (z.B. „Messianische Bewegungen“), Juden und Nichtjuden (z.B. Speisen und Mahlgemeinschaft“), Glaubenspraxis (z.B. „Opferkult und Tempel“), Glaubensvorstellungen (z.B. „Auferstehung und Jenseitsvorstellungen“), Jüdischer Literatur (z.B. „Midrasch und Gleichnisse“), Reaktionen auf das Neue Testament (z.B. „Jesus in der rabbinischen Tradition“) und zur Situation in Deutschland (z.B. „Jüdische Wegbereiter des jüdisch-christlichen Dialogs“). Zeittafeln, ein Glossar und Register kommen ergänzend hinzu.
Das Werk sollte zu einem unerlässlichen Werkzeug von Religionslehrer:innen, Katechet:innen und Prediger:innen werden. (ar)
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Gebet

Heiliger ewiger Gott, Schöpfer und Bewahrer
von allem, wir danken dir für das Leben in
dieser wundersamen Schöpfung, in die du
uns für einen flüchtigen Moment eingeladen
hast. Lass uns in dieser Welt leben und
voranschreiten nach deinem heiligen Willen,
und lass uns jeden Schritt bereuen, mit
dem wir uns weiter von deiner Strahlkraft
entfernen.
 
Wir danken dir für die Freude, dich zu kennen.
Wir danken dir für den Frieden, den
nur du unseren Herzen bringen kannst.
Lass uns deine Güte und Liebe mit all
unseren Worten, Taten und unserem
ganzen Leben verkünden. Lass die ganze
Welt dich kennenlernen, dich, die Heilige
Dreieinigkeit, die Quelle des Lebens, der alle
Ehre gebührt ewiglich. Amen.
 
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem
Heiligen Geist, nun und immerdar und von
Ewigkeit zur Ewigkeit. Amen.

aus: Ein Akathistos zu Gottes Ehren; zugeschrieben
dem Metropoliten Tryphon (Turkestanow; 1861-1934)

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Erzdiözese München und Freising (KdöR)
vertreten durch das Erzbischöfliche Ordinariat München
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Kapellenstraße 4 / 80333 München

Verantwortlich für den Inhalt:
Dr. Florian Schuppe (fs), Fachbereich Ökumene
Dr. Andreas Renz (ar), Fachbereich Dialog der Religionen

Redaktion

Dr. Florian Schuppe (fs), E-Mail: FSchuppe@eomuc.de | Dr. Andreas Renz (ar), E-Mail: ARenz@eomuc.de | Dr. Renate Kern (rk), E-Mail: RKern@eomuc.de | Jana Puritscher, E-Mail: JPuritscher@eomuc.de | Bettina Hardy, E-Mail: BHardy@eomuc.de

Tel: 089/2137-2360
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Bildnachweise

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FB Ökumene, Dr. Florian Schuppe und FB Dialog der Religionen, Dr. Andreas RenzName: FB Ökumene, Dr. Florian Schuppe und FB Dialog der Religionen, Dr. Andreas Renz
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Hands Across the Divide in Derry, NordirlandName: Hands Across the Divide in Derry, Nordirland
Bildnachweis: zoocreative / Hands Across the Divide / CC BY-SA 2.0
Bild_Kreuzerhöhungsweg 14.09.2022Name: Bild_Kreuzerhöhungsweg 14.09.2022
Bildnachweis: SJ-Bild/Georg Fleischer
Interreligiöse FriedensmeditationName: Interreligiöse Friedensmeditation
Bildnachweis: iStock.com (istockphoto-928175916-612x612)
Brücke in MostarName: Brücke in Mostar
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ÖRK VollversammlungName: ÖRK Vollversammlung
Bildnachweis: Albin Hillert, WCC
XIII. Diözesankommission für Ökumene, Foto Vorsitz u. MitgliederName: XIII. Diözesankommission für Ökumene, Foto Vorsitz u. Mitglieder
Bildnachweis: R. Kiderle
St. Benno München GrafikName: St. Benno München Grafik
Bildnachweis: St. Benno München
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Bildnachweis: In Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung der Erzdiözese München und Freising, dem Forum der Jesuiten und missio München
2022-09-22_Veranstaltung_ToraName: 2022-09-22_Veranstaltung_Tora
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