Patrozinium Mariae Geburt (8. Sept.)
Schon beim Betreten der äußerlich schlichten Kirche Maria Geburt über den südliche Seiteneingang zeigt einem die Architektur des prachtvollen spätgotischen Portals aus Adneter Marmor in der Vorhalle, einer Salzburger Steinmetzarbeit aus der Zeit um 1510: Man betritt hier einen besonderen Raum - das Haus Gottes -, wie eine „Pforte des Himmels“ bereitet einen das Portal darauf vor.
Auch die Fragmente eines Stifterbildnisses aus dem 17. Jahrhundert, in der Vorhalle neben der Sakristeitür, die einen Stifter mit Frau und Töchtern zeigen, weisen darauf hin: dies ist ein Ort des Gebetes. Dementsprechend ist auch die kleine Marienkapelle neben der Vorhalle als Ort der Fürbitte und des Gebetes mit Kerzenbank vor einem Marienbild des 18. Jahrhundert gestaltet.
Das Portal des barockisierten Baus ist letztes Ausstattungsstück der gotischen Baugestaltung. Der Kirchenbau hat eine lange Geschichte: Sie reicht zurück in die Anfänge der Christianisierung im südostdeutschen Raum. Man darf annehmen, dass die Liebfrauenkirche Piding die erste Seelsorgekirche des hl. Rupert von Salzburg in seinem abgesonderten Seelsorgbezirk Hall (Reichenhall) war, d.h. ein erster Kirchenbau ist für den Beginn des 8. Jahrhunderts anzunehmen. Zwei hervorragende Bildwerke zeugen neben dem Portal von der Qualität der spätmittelalterlichen Ausstattung: Zum einen ein spätgotisches Tafelbild mit der Darstellung der Maria im Ährenkleid (um 1460), hervorragendes Werk der Salzburger Malerei, das einst als Mittelbild des Hochaltares diente und sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München befindet. Zum anderen das Tafelgemälde „Christus als Schmerzensmann“ (182,5 x 116 cm), ein anrührendes Hauptwerk von Rueland Frueauf d. Ä. (um 1440-1507), bedeutendster Meister der älteren Salzburger Malerschule; es bildete die Rückwand des gotischen Hochaltares und befindet sich heute in der Alten Pinakothek in München. Die Bilder des gotischen Altarschreins wurden bis 1939 im Dachstuhl der Kirche aufbewahrt und dann vom damaligen Pfarrer verkauft, um eine Kirchenrenovierung zu finanzieren.
Der die heutige Erscheinung der Kirche bestimmende Umbau erfolgte unter Propst Augustin Eslinger von Kloster Höglwörth; unter diesem wurde das Kirchengewölbe zu Piding als verputzte Holzkonstruktion neu erbaut und der übrige Teil der schadhaften Kirche repariert. Als die Kirche ausgebaut war, wurde sie am 4. April 1761 vom Salzburger Erzbischof Sigmund Christoph eingeweiht. Bis zum Jahr 1818 stellte das Kloster Höglwörth die Seelsorge, dann wurde Piding Expositur und Vikariat und erst 1893 Pfarrei. 1868 wurde die Kirche nach Westen um ein Joch vergrößert und der Spitzturm errichtet.
Von den weltlichen Herren Pidings, den Pflegverwaltern und Richtern im Dienste Salzburgs, die auf Schloss Staufeneck residierten, zeugen einige barocke Grabsteine. Sie waren ursprünglich in der südlichen Vorhalle in den Boden eingelassen und fanden bei der Kirchenrenovierung 1982 einen würdigen Platz neben dem Hochalter und in der Vorhalle.
Der Kirchenraum ist ein einfacher, rechtwinkliger Saalraum mit dreiseitig geschlossenem Chor. Flache Wandpilaster zwischen großen Fenstern gliedern seine Wände. Von ihnen greifen Gurtbogen auf die verputzte, hölzerne Korbbogentonne der Wölbung über. Dadurch wird der Raum umgreifend architektonisch gegliedert, wie dies fast ausnahmslos bei den österreichischen Kirchen der Fall ist. In Bayern wurden dagegen im 18. Jh. meistens die Gewölbe durch ein großes Freskogemälde optisch geöffnet. Die Klarheit der mit einem Blick überschaubaren Raumanlage weist bereits auf die Kirchenbauten des Klassizismus voraus. Das Gewölbe ist mit zartem Stuck in flachen Rocailleformen versehen. Seine Motive stimmen mit den Stukkaturen des Wessobrunner Meisters Tassilo Zöpf überein. Durch diesen Stuck erhält der Kirchenraum eine bayerische Prägung. Emblematische Zeichen mit dem Herzen Mariae und dem Auge Gottes nehmen die Mittelfelder ein. Am Chorbogen die Wappen des Erbauers, des Propstes von Höglwörth. Die Empore der Kirche wurde 1959 erneuert, ihr Stuck mit den Symbolen der Eucharistie übernommen.
Die Ausstattung der Kirche stammt aus der Zeit des barocken Baus. Im Mittelpunkt steht die Gottesmutter Maria, die Patronin der Kirche, deren Patrozinium, „Maria Geburt“, am 8. September gefeiert wird:
Eine Madonna mit dem Jesuskind aus dem späten 19. Jh. bildet das Zentrum des spätbarocken Hochaltars aus der Zeit um 1760. Wie eine „Himmelspforte“ ist die Altararchitektur angeordnet: Maria ist als Fürsprecherin und als Vorbild der Glaubenden „Pforte des Himmels“ – durch den Glauben kommt der Mensch zu Gott. Umrahmt werden Maria und das Kind von anbetenden Engeln, die einen Vorhang gleichsam zum Blick in den Himmel öffnen, und zwei Säulenpaaren.
Zwischen den Säulen steht links die Figur des hl. Augustinus (28. August) , zunächst Glaubenssucher, dann großer Theologe, um 400 Bischof in Nordafrika, Kirchenvater und Ordensheiliger der Augustiner Chorherren, deren Kloster in Höglwörth bis 1818 die Seelsorge in Piding leistete. In der Hand hält der hl. Augustinus ein Herz, was auf die Stelle aus seinen „Bekenntnissen“ zurückgeht: „Du hast unser Herz mit deiner Liebe getroffen.“ Mit dem Ausspruch: „Liebe und tue was du willst“, fasst Augustinus die ganze Ethik des Christentums zusammen.
Zwischen dem rechten Säulenpaar ist der hl. Johannes Nepumuk (16. Mai) dargestellt, der in Prag 1393 auf Befehl des Königs in die Moldau gestoßen wurde, weil er sich für die Benachteiligten einsetzte und nicht verraten wollte, was die Königin ihm in der Beichte anvertraut hatte. Er ist Schutzpatron der Beichtväter, der Brücken und gegen Überschwemmungen. Die Saalach in Piding trat oft über ihre Ufer – sicher der Grund, weshalb dieser Heilige an so herausgehobener Stelle auf dem Hochaltar verehrt wird.
Im Altaraufsatz die Figur Gottvaters mit der Weltkugel, wie sie im Barock in ganz Süddeutschland üblich war. Für die Rokoko?Altarausstattung ist kein Künstlername überliefert. Sie kann dem Pidinger "Tischlermeister" Dominikus Plasisganik zugeschrieben werden. Der große Tabernakel des Hochaltares stammt von 1936.
Der linke Seitenaltar zeigt den Beginn der bedeutenden Rolle Mariens für Jesu Heilswirken: die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria – das Jesuskind kommt bildlich mit dem ‚Kreuz’ als Leidens- und Erlösungszeichen auf Maria herunter. Umgeben ist diese Darstellung von Medaillons, die die lobpreisenden Aussagen der „lauretanischen Litanei“ über Maria zeigen – u.a. „Pforte des Himmels“. Das Bild wurde als modernes Gegenstück für den rechten Seitenaltar gegenüber 1959 von Georg Gschwendtner, Karlstein bei Bad Reichenhall, gemalt. Rechts und links vor dem Altar finden sich Figuren hl. Franziskaner: der Ordensgründer Franziskus von Assisi (1182-1226) und Antonius von Padua (1195-1231, gemäß einer Legende mit dem Jesuskind auf dem Arm: die Bettelmönche, die Gottes Schöpfung besonders lobten werden besonders für ihre selbstlose Nachfolge Jesu und ihren Einsatz für die Armen gepriesen.
Der rechte Seitenaltar zeigt ein Rosenkranzbild mit der Darstellung der 15 klassischen Rosenkranzgeheimnisse in verschiedenfarbigen Medaillons, welche die Figur Mariens umrahmen: die freudenreichen, die glorreichen und die schmerzhaften Geheimnisse aus dem Leben Jesu. Zu Seiten der Jungfrau knieen der hl. Dominikus (1170-1220) und die hl. Katharina von Siena (1347-1380), denen gemäß einer Vision des Dominikanermönches Alanus de Rupe aus dem Jahre 1464 von Maria der Rosenkranz übergeben wurde. Das Gemälde trägt unten die Inschrift "Gott dem Allmächtigen und seiner Hochgelobten Mutter der H. Junckfrau Maria auch deß Rosenkranz Patronin zu Ehren, hat Michael Copeindl der Zeit Hochfürstl. Salzb. Pflegsverwalter zu Plain und Stauffenegg und Sidonia Catharina geborne Pflautzmann sein Eheweib diese Tafel anhero verordnet im 1670 Jahre." Rechts und links der Inschrift sind der Stifter, der Salzburger Pflegverwalter auf Burg Staufeneck und seine Gattin abgebildet. Den Seitenaltar umrahmen die Holzskulpturen der hl. Notburga aus Rattenberg, fromme Dienstbotin in Tirol (1265-1313) und von Isidor dem Bauern (12. Jh.), vorbildlicher Gläubiger bei Madrid: Sie verweisen als Patrone der Dienstboten und Bauern auf die Bedeutung der Landwirtschaft in Piding.
In den Auszugsbildern der beiden Seitenaltäre sind die Pestheiligen Sebastian und Rochus dargestellt, Malereien des frühen 20. Jahrhunderts. Auf beiden Seitenaltären sind barocke Reliquienbüsten aufgestellt, u.a. von den Salzburger Bistumsheiligen Rupert und Wolfgang.
Ebenfalls an der südlichen Wand hängt im hinteren Bereich der Kirche ein Gemälde des Malers F.G. Weibhauser von 1855, u.U. für diese Kirche geschaffen, jedoch im 20. Jh. in der Strailachkapelle und seit 2006 hier angebracht. Es zeigt die trauernde Mutter Maria mit dem vom Kreuz abgenommenen Jesus. Umgeben wird diese „Pieta“ von trauernden Frauen, Engeln, die die Leidenswerkzeuge zeigen und von Medaillons, die die 7 Schmerzen Marias darstellen. Dieses Bild vervollständigt die vielfältigen Motive in der Kirche, die das Leben der Kirchenpatronin Maria zeigen und die Verehrung, die sie durch das Volk erfährt, wiederspiegeln.
Die übrige Ausstattung der Kirche:
Im Altarraum ist ein moderner Altartisch für die dem Volk zugewendete Feier der Messe errichtet und ein Ambo zum Verlesen der Heiligen Schrift vom selben Künstler.
An der südlichen Wand des Altarraumes findet sich eine sehr gute barocke Figur des Hl. Joseph, des Mannes der heiligen Maria, vom Anfang des 18. Jahrhunderts, mit dem Jesusknaben am Arm und der Lilie – Symbol der Reinheit - in der Hand.
Das Taufbecken, im Altarraum links vorne, weist diese Kirche als Pfarrkirche aus: sie ist die Hauptkirche der Pfarrei, in der bei der Taufe Christen in die Pfarrgemeinde aufgenommen werden. Das Taufbecken stammt – obwohl die Kirche viel älter ist - erst von 1840, da wie erwähnt, bis ins 19. Jahrhundert hinein die 8 Kilometer entfernte Klosterkirche Höglwörth die zuständige Pfarr- und Taufkirche war.
Die Kanzel an der rechten Seitenwand - früher Ort der Verkündigung -, entstanden um 1760, wird auf dem Schalldeckel bekrönt von der Figur Christi als Guter Hirte – Symbol dafür, dass Jesus wie ein Hirte für jeden einzelnen Menschen sorgt.
Umlaufend an den Kirchenwänden sind die 12 Apostelleuchter umrahmt von Rokokostuck angebracht (vgl. Johannishögl).
An der Rückwand der Kirche hängt der schöne Rokoko-Kreuzweg – handkolorierte Kupferstiche des Augsburger Meisters Albrecht Schmidt.
Geschichtliches:
Der alte Ortsteil Mauthausen liegt am Rande einer Geländeterrasse aus Flussschotter, einem nacheiszeitlichen Hochufer der Saalach. Hier steht auf einem Terrassenvorsprung das idyllische romanische Kirchlein, das dem hl. Laurentius geweiht ist.
1965 wurden nördlich der Kirche bajuwarische Reihengräber entdeckt, die aus dem 7. Jh. stammen. Vermutlich steht die heutige Kirche anstelle einer vorchristlichen Kultstätte. Im Zuge der Christianisierung des Gebietes durch den Hl. Rupert wird hier eine erste Holzkirche erbaut worden sein, der um 1200 der heute noch stehende Steinbau folgte. Der Ort Mauthausen lag an der Grenze zwischen dem Erzstift Salzburg und dem bayerischen Reichenhall. Er trägt seinen Namen von der einstigen Mautstelle an der Salzstraße Reichenhall?Teisendorf, die sich seit 908 im Besitz der Erzbischöfe von Salzburg befand. 1275 wurde erstmals die "Stauffenbrukke" erwähnt. Damals wurden durch den Vertrag von Ehrharting die Grenzen zwischen dem Fürstbistum Salzburg und dem Herzogtum Bayern festgelegt. Ende des 15. Jh. ging das Zollhaus in bayerischen Besitz über.
Baubeschreibung:
Die Mauthauser St.?Laurentius?Kirche ist ein einfacher romanischer Bau. Im Außenbau sind die romanischen Mauern mit großen Kalksteinquadern noch sichtbar, an der Süd? und Ostseite vermauerte romanische Rundbogenfenster. Ein schindelgedecktes Satteldach mit einem kleinen Dachreiter schließt die Kirche ab.
Im Inneren wurden um 1500 (Bauinschrift am Chorbogen) Gewölbe eingezogen und der Kirchenraum durch Wandpfeiler mit Runddiensten in eine Wandpfeilersaalkirche altbayerischen Typs verändert. Der Chor ist um 4 Stufen erhöht und gerade geschlossen, seine Wölbung ist nach Ausweis der Malereien Anfang des 15. Jh. eingezogen worden. Bei Grabungen unter dem Chor, 1949, ließ sich nicht feststellen, wodurch die auffällige Erhöhung des Chores, die sonst nur bei Unterkirchenanlagen üblich ist, bedingt wurde. Vielleicht finden sich unter dem Chor noch Reste einer vorchristlichen Kultstätte. Die Gewölberippen im Langhaus sind abgeschlagen, wurden jedoch bei der Restaurierung malerisch rekonstruiert.
„Hilfe in der Not“
Die Mauthauser Kirche spiegelt in ihrer Einfachheit und ihrer thematischen Ausgestaltung das harte Leben und die Not der Bevölkerung wieder: es wird berichtet von Überschwemmungen der Saalach, Seuchen und Feuersbrünsten und in den langen Wintermonaten lag und liegt Mauthausen beschattet durch den Rücken des Fuderheuberges beinahe ganztägig in Dunkelheit und Kälte.
Vor diesem Hintergrund kann man die Ausstattung der Kirche als Bitte um „Hilfe in der Not“ betrachten – der Glaube sollte Trost spenden und Hilfe bringen:
Der Hochaltar, eine hübsche Rokokoarbeit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigt in seiner Mitte den Kirchenpatron hl. Laurentius, dessen Festtag am 10. August begangen wird, eine spätgotische Figur des 16. Jahrhunderts. Bereits er verdeutlicht den thematischen Schwerpunkt der Ausstattung: Laurentius nahm sich in seinem Amt als Diakon im Rom des 3. Jahrhunder der Not der Armen an und half wo er konnte. Aufgrund seines Glaubens wurde er vom römischen Kaiser auf einem Rost bei lebendigem Leibe verbrannt. Er wird als großer Märtyrer verehrt; sein Name bedeutet „der mit Lorbeer geschmückte“. Laurentius ist somit Mitleidender und Helfender zugleich, er ist insbesondere Patron der Armen und aller, die mit Feuer bei der Arbeit zu tun haben, so der Feuerwehrleute und Köche.
Die beiden Seitenfiguren des Hochaltares sind ebenfalls heilige Märtyrer und Nothelfer:
Links der hl. Sebastian, ein Schutzheiliger - wie Laurentius eine Figur des 16. Jahrhunderts aus dem verloren gegangenen spätgotischen Altar der Kirche, der besonders bei Pest und Seuchen angerufen wird. Rechts der hl. Florian, eine Rokokofigur des 18. Jahrhunderts, der Helfer gegen Feuersnot.
Im Altarauszugsbild, d.h. als oberer Abschluss des Hochaltaraufbaus, ein Rokoko-Ölgemälde mit der Darstellung der Steinigung des Stephanus: Stephans erlitt als erster Christ den Tod für sein Glaubenszeugnis und gilt deshalb als erster christlicher Märtyrer. Untrennbar mit Stephanus verbunden ist der Ausspruch, den er nach Apostelgeschichte 7,56 vor seinem Tod gesprochen hat:
„Ich sehe den Himmel offen!“ Wie eine Sprechblase steht dies bildhaft über dem
Tun der Heiligen und als Hoffnung für das harte Leben der Menschen.
Auch die beiden den finanziellen Möglichkeiten entsprechend mit einfachen Materialien und doch formschön gestalteten Seitenaltäre lenken den Blick des Gläubigen auf das Thema Leid und Erlösung.
Der linke Seitenaltar (Foto) ist Maria geweiht. Er trägt einen Altaraufbau, das Plastik und Architektur in Malerei nachahmt und in seiner Farbigkeit an die Volkskunst (Bauernschränke) der Reichenhaller Gegend erinnert. Maria, die Mutter Jesu, kennt die Not der Menschen und bittet für sie bei Gott. Sie wird hier gleich in zwei Darstellungen um Fürbitte angerufen: dem Gemälde „Maria mit nacktem Jesuskind“ aus dem 18. Jh. und in einer Nachbildung der „schwarzen Madonna“ von Altötting aus dem 19. Jh., des berühmtesten Bayerischen Gnadenbildes. Die Wundertätigkeit dieser durch Kerzenruß geschwärzten Figur sollte auch die Kopie vor Ort weitergeben.
Der rechte Seitenaltar (Foto) ist ein Kreuzaltar. Der Altaraufbau enthält vor gemalten Rocailleornamenten und Architekturteilen ein Kruzifix aus der Mitte des 18. Jh. Das Kreuz ist für Christen Zeichen für Tod und Leben zugleich: Durch seinen gewaltlosen Tod am Kreuz hat Jesus Christus aus Liebe zu den Menschen Sünde und Tod für alle überwunden. Gerade im Leid kann es Kraft geben auf das Kreuz Christi zu schauen: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“ (aus der Karfreitagsliturgie)
Das Leid Christi und seiner Mutter ist nochmals vor dem Altaraufbau Mitleid erregend dargestellt: in einem Vesperbild des 17. Jh.’s.
Bei der Renovierung von 1951 wurden an Gewölbe und Wänden der Kirche spätgotische Malereien entdeckt. Diese gehen im wesentlichen auf zwei Ausstattungsperioden zurück; aus der ersten, die um 1420 zu datieren ist, stammen Einzelbilder im Chor und am ersten Joch der Südwand (rechte Seite) des Langhauses, aus der zweiten, die vermutlich nach der Einwölbung um 1500 einsetzte, stammt die Reihe von Heiligenbildern an der Nordwand des Langhauses.
Bereits diese frühe Fresken-Ausstattung der Kirche behandelt in verschiedenen Spielarten das Thema „Hilfe in der Not“:
In beinahe lebensgroßen Figuren sind an der nördlichen Seitenwand die heiligen Nothelfer dargestellt, die Hilfe in verschiedenster Notlage zusagen. Die Verehrung der 14 Nothelfer (zwei Mal die heilige Zahl sieben) nahm in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Dominikanerkloster zu Regensburg seinen Anfang und breitete sich in dieser religiös aufgeladenen Zeit des Umbruchs rasch aus. Die Zusammenstellung der 14 Heiligen ist örtlich verschieden. In der Mauthauser Kirche ist die Zahl der Heiligen aus Symmetriegründen um einen auf 15 vermehrt wurden. Jeder einzelne Heilige wird durch eine Namensunterschrift bezeichnet. Die Gegenstände, die die Heiligen bei sich haben, ihre Attribute, erzählen von ihrem Wirken bzw. ihrem Leidenstod. Alle 15 Nothelfer sind als Erlöste gezeigt: als von Gott Wiedererweckte präsentieren sie mit gelösten Mienen ihre Marterwerkzeuge, auch die Heiligenscheine deuten ihr neues Leben bei Gott an. Sie sind somit für die Gläubigen lebendige Zeichen der Erlösung aus dem Leid und zudem durch ihre Fürsprache bei Gott Helfer in der Not.
Linker Bogen:
Die hl. Margareta aus Antiochia, dargestellt mit dem gebändigten Drachen, soll den Teufel mit dem Kreuzzeichen besiegt haben. Sie wurde 307 unter Diokletian enthauptet. Sie ist Kulturpatronin, ihr Tag, der 20. Juli, gilt den Bauern als Merk- und Lostag.
Die hl. Barbara wurde nach der Legende von ihrem Vater in den Turm eingesperrt, um sie vor Christen zu hüten. Durch einen Engel empfängt sie die heilige Kommunion. Sie wird daher mit Turm, Kelch und Hostie dargestellt. Vom Vater ausgeliefert wurde sie um 306 gefoltert und getötet. Sie gilt als Patronin der Bergleute, Gefangenen und Glöckner und wird als Helferin gegen plötzlichen Tod verehrt. Am 4. Dezember gibt es den Brauch, Barbarazweige ins Wasser zu stellen, die als Segen für das kommende Jahr gelten.
Die hl. Katharina von Alexandria (Fest 25. November) wurde unter Kaiser Maxentius um 306 enthauptet, nachdem sie als Gefangene 50 gegen sie aufgebotene Philosophen bekehrt hat und das Rad, mit dem sie gemartert werden sollte, zersprungen war. Sie ist Patronin der Philosophen und Hochschulen.
Der Volksmund sagt: „Die Margarete mit dem Wurm, die Barbara mit dem Turm und Katharina mit dem Radl, des sind die drei heiligen Madl“
St. Eustachius ist Patron der Jäger.
St. Vitus (Fest 15. Juni) ist Patron der Zünfte und Vereine. Nach der Legende wurde er vom eigenen Vater verfolgt und unter Kaiser Diokletian getötet. Er gilt als Helfer bei Naturkatastrophen und Augenleiden.
Mittlerer Bogen:
St. Pantaleon (Fest 27. Juli) wurde nach der Legende als Leibarzt des Kaisers Maximilian durch Aufnagelung seiner Hände auf den Kopf gemartert. Er gilt als Patron der Ärzte.
St. Christopherus (Fest 25. Juli) war nach der Legende ein Riese, der dem mächtigsten Herrscher dienen wollte. Er fand diesen im Jesuskind und merkte seine Bedeutung als er das Kind auf seinen Schultern durch den Fluss trug und er sein Gewicht kaum tragen konnte. Sein Bild findet sich im Mittelalter oft in kolossalen Darstellungen an Kirchenwänden. Der Anblick des Bildes soll vor plötzlichem, unvorbereitetem Tod bewahren.
St. Achatius (Fest 22. Juni) ist abgebildet mit einem Dornenzweig, mit dem er angeblich unter Kaiser Hadrian als Soldat gemartert und anschließend gekreuzigt wurde.
St. Georg (Fest 23. April) ist einer der beliebtesten Heiligen des Mittelalters. Er war römischer Offizier und starb unter Diokletian als Martyrer für seinen Glauben. Nach einer Legende aus dem 13. Jahrhundert besiegte er einen Drachen, der eine Stadt in Kleinasien bedrohte und dem als letzter Ausweg die Tochter des Königs geopfert werden sollte. Hier wird er in der Kleidung eines Ritterordens dargestellt. Der Volksheilige ist Patron der Waffenschmiede, Soldaten, Pilger, Jugendvereine und besonders der Bauern. Flurumritte und Bittgänge zu seinem Festtag sollen Segen bringen.
St. Dionysius (Fest 9. Oktober) ist der erste Bischof von Paris und wurde zum französischen Nationalheiligen. Nach der Legende wurde er mit sechs Gefährten von Rom nach Gallien gesandt und soll nach seiner Enthauptung seinen Kopf bis zu dem nach ihm benannten Saint-Denis.
Rechter Bogen:
St. Nikolaus (Fest 6. Dezember) war reicher Erbe und Bischof von Myra in der heutigen Türkei. Er wird wegen seiner Güte und Freigiebigkeit verehrt. Die drei goldenen Kugeln, die er in der Hand hält, schenkte er nach der Legende unbemerkt drei jungen Frauen und bewahrte sie so davor, dass ihr Vater sie aus Armut verkaufen musste. Um den heiligen Nikolaus rankt sich reiches Brauchtum: der gütige Bischof wird von düsteren Gestalten, in Piding und Umgebung „Krampei“ genannt, begleitet.
St. Erasmus (Fest 2. Juni) war Bischof von Asien und wurde unter Diokletian an verschiedenen Orten gemartert. Er starb 303 in Kampanien. Er wird mit Schiffstauwinde dargestellt und gilt als Patron der Schiffer und wird in Sturmnöten angerufen.
St. Blasius (Fest 3. Februar) war Bischof. Mit überkreuzten Kerzen wird an seinem Gedenktag der Blasiussegen erteilt, der vor Halskrankheiten schützen soll.
St. Ägidius (Fest 1. September) war Abt eines von ihm gegründeten Klosters bei dem später die nach ihm benannte Stadt St. Gillis entstand. Er wird dargestellt mit einer Hirschkuh und ist Patron der stillenden Mütter und des Viehs.
St. Leonhard (Fest 6. November) gilt als Patron der Gefangenen, Kranken und Wöchnerinnen und wird von den Bauern als Schutzherr der Pferde verehrt.
Im Chor an der Nordwand ein Freskenband mit drei Einzelmotiven. Die Figuren sind vor dunkelfarbige, rechteckige Felder, die mit helleren Farbstreifen umrahmt sind, gestellt:
Christus als „Schmerzensmann“ wird zugleich als Mitleidender und als Auferstandener gezeigt, der den Tod überwunden hat und die Gläubigen bei der Kommunion (Leib und Blut Christi) am Heil teilnehmen lässt.
Eine anrührend dargestellte Schutzmantelmadonna mit dem Jesuskind gewährt den notleidenden Menschen Schutz unter ihrem Mantel.
Im Osten, an der Stirnseite des Chores, links vom Hochaltar, befindet sich die Darstellung der Anbetung der Hl. Drei Könige, die in ihrem edlen Ausdruck Sinnbild der mittelalterlichen Herrschaftsordnung sind. Sie stimmen stilistisch mit den Fresken der Nordwand überein.
Zwei weitere Wandmalereifelder an der Südwand enthalten die Darstellung eines hl. Bischofs (Wolfgang oder Virgilius) und eines hl. Königs (Kaisers, Heinrich II.?). Der Erhaltungszustand dieser Malereien erlaubt keine exakte Datierung mehr. Am ehesten ist ein Datum um nach 1420 möglich.
Das Gewölbe des Chores enthält die Darstellung Christi als Weltenrichter zwischen den Symbolen der vier Evangelisten. Matthäus Mensch mit Flügeln als Symbol, wegen Stammbaum Jesu zu Beginn.
Besonders diese sind in hervorragendem Zustand erhalten; sie sind auf verschiedenfarbige Felder mit Sternen gesetzt und von reich geschwungenen Schriftbändern umgeben. Die Schlusssteine des Gewölbes enthalten die Wappen von Kloster Höglwörth und der Grafen von Plain, deren Geschlecht damals bereits seit über zwei Jahrhunderten ausgestorben war. Die Anbringung des Wappens macht die Annahme wahrscheinlich, dass sich unter dem Chor eine Grablege der Stifterfamilie befindet. Die Figur Christi im Mittelfeld des Gewölbes ist weniger gut erhalten. Von dem Mund Christi gehen eine Lilie und ein Schwert aus; diese symbolisieren den Richtspruch Christi über die Gerechten und Ungerechten.
Oberhalb des ersten Fensters der Südwand des Langhauses ein fragmentarisch erhaltenes Wandbild mit der seltenen Darstellung des Opfers von Kain und Abel.
Abel, der Gerechte wird von Kain mit der Keule aus Neid erschlagen. Wieder steht das Thema der Erlösung im Mittelpunkt: wer sich für Gott entscheidet wird erlöst werden, auch wenn sein Los in diesem Leben noch so hart sein mag.
Die Mauthauser Kirche zeigt, wie der Glaube den Menschen in ihrem harten Leben Trost und Kraft geben kann und wie die Gläubigen es verstanden, auch mit einfachen Mitteln formschön und ausdrucksvoll zu gestalten. Beispiele hierfür sind auch die hübsche Holzempore mit Datum 1661 und in Schablonen-Malerei nachgeahmten Intarsienarbeiten im Westen und das guterhaltene, schlichte Gestühl des 18. Jh., das zum stimmungsvollen Raumeindruck der Kirche beiträgt.
Johanneshögl – „Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen“ (Offenbarung des Johannes 21,3)
„Da entrückte er mich in der Verzückung auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam“ (Offenbarung des Johannes 21,10). In allen Kulturen gilt seit alters her der Berg als Ort der Gotteserscheinung: Hier wird Gott unmittelbar erlebbar. Von der Aussichtskanzel Johannishögl eröffnet sich ein herrlicher Blick auf Salzburg, den einstmaligen Sitz des zuständigen Erzbischofs und weltlichen Herren Pidings und in die Berchtesgadener Alpen hinein.
Dem entsprechend befand sich an dieser Stelle auf dem Högl wohl bereits ein vorchristliches Heiligtum. Am Fuß des Johannishögl, am sog. Auhögl, fand man Siedlungsreste einer Niederlassung der Jungsteinzeit des Altheimer Kulturkreises um 1800 vor Christus. Es gibt Vermutungen, dass der Brunnenschacht am Fuße der Kirche möglicherweise ein keltischer Opferschacht war.
Der heute bestehende Bau der Kirche besteht aus romanischen Mauern mit spätgotischem Gewölbe und einem barocken Turm. Das Langhaus ist wie Mauthausen in einen einschiffigen Wandpfeilerbau umgebaut worden; der Chor erhielt einen Schluss in fünf Seiten des Achtecks. Vom romanischen Kirchenbau mit flacher Decke sind über dem Gewölbe im Dachstuhl noch Reste zu erkennen.
An der Südwand der Kirche wurden 1948 die ältesten Fresken des Rupertiwinkels entdeckt und freigelegt.
Die Fresken lassen sich drei Zeiträumen zuordnen:
Die erste Schaffensperiode fällt in die Zeit um 1250: Eine Christophorus?Darstellung voll Ernst und herber Verhaltenheit, reinste Romanik. In der Zeit des Mittelalters bestand der Glaube, dass der Anblick des Hl. Christophorus vor einem plötzlichen Tod an diesem Tag bewahre, weshalb sich Darstellungen dieses Heiligen an vielen Fassaden und Kirchenwänden finden.
Weiter rechts eine prachtvolle Darstellung aus der Welt des Hochmittelalters, die Legende des hl. Georg. Ganz anders als im Kirchenraum ein schöner, in allem höfischen Glanz erstrahlender Ritter und ein phantastisches Flügelungeheuer als Drache, den St. Georg bezwingt - die Erzählerfreude mittelalterlicher Epen scheint hier auf. Zur Linken hält die von Georg gerettete Königstochter das Untier mit einem Strick fest, während rechts im Bild die königlichen Eltern aus den obersten Fenstern eines Turmes den Kampf beobachten. Der Künstler dürfte dieses Bild ebenso wie eine Enthauptungsszene (St. Alban?) und die Darstellung des Martyriums des Hl. Erasmus Mitte des 14. Jahrhunderts geschaffen haben. Diese Fresken wurden von Expertenseite als einzige Wandmalereien nördlich der Alpen im Stil der weltberühmten Runkelsteiner Fresken (Südtirol) bezeichnet.
Ganz vom Einfluss italienischer Kunst scheinen die hochwertigen Wandmalereien einer wohl salzburgischen Malerschule aus der Zeit um 1400 geprägt zu sein, die neben Passionsbildern wiederum einen – ausgezeichnet erhaltenen - Christophorus zeigen. Es sind die besterhaltenen Fresken aus dieser Zeit in ganz Bayern. Die Malereien sind seit der Neueindeckung der Kirche nur über eine verschlossene Seitentüre zugänglich. Schlüssel im kath. Pfarramt Piding.
Innenausstattung und ihre Deutung:
Ein kleines Detail weist auf das Programm hin, das diesem Kirchenbau – wie im Grunde vielen katholischen Kirchenbauten – zu Grunde liegt. Als Schlussstein im Chor findet sich das Bildnis Christi – erkennbar am Kreuz im Heiligenschein, dem sog. Kreuznimbus.
Die Darstellung bezieht sich auf den Epheserbrief des Apostels Paulus in dem es in Kapitel 2, Vers 20 bis 22 heißt:
„Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes gebaut.“ (Eph 2,20-22)
Der Schlussstein im Chorgewölbe stellt Jesus, den Schlussstein des Kirchen-Gebäudes dar: durch Jesus und seine frohe Botschaft wird das Gebäude der Kirche / die Gemeinschaft der Gläubigen / die Welt zusammen gehalten.
Johannishögl ist den beiden Johannes geweiht. Beide erwiesen sich als Propheten. Beide sind auf dem Flügelaltar im linken Seitenschiff dargestellt, der besondere Beachtung verdient. Ursprünglich war dies der Hochaltar der Kirche, er stammt aus der Zeit um 1520/30 und ist im Schema eines spätgotischen Flügelaltares mit Schnitzfiguren im Schrein aus gemalten Flügeln aufgebaut. Die Heiligenfiguren des Schreines sind im Stil spätgotisch, während die qualitätvollen Malereien und die Ornamentik bereits dem Stil der deutschen Renaissance verpflichtet sind. Die Malereien werden dem Laufener Maler Gordian Guckh zugeschrieben. Die Flügel enthalten die Darstellungen innen der hl. Apostel Petrus und Paulus, außen der Heiligen des Bistums Salzburg Rupert und Wolfgang, in der Bekrönung Darstellungen des Johannes auf Patmos bei der apokalyptischen Vision, in der Predella wappenhaltende Engel. Die Wappen weisen auf den Stifter des Altares, Propst Wolfgang Griesstätter von Höglwörth, 1522?41, hin. Als letzter Prophet des sog. Alten Bundes, d.h. dessen was Gott seinem Volk im Alten Testament mitgeteilt hat und auf dem die ganze Heilsgeschichte aufbaut, steht herausragend die Person Johannes des Täufers:
Er lebte als Asket in der Wüste (mit seinem Kamelhaarmantel als Büßer erkennbar) und hat auf Jesus, das Lamm Gottes hingewiesen, daher sein in Richtung Lamm auf seinem Arm ausgestreckter Zeigefinger im spätgotischen Flügelaltar. In liebevoller barocker Verkleinerung ist dieses Hinweisen des Täufers auf Jesus, das Lamm Gottes bereits in seine Kindheit vorverlegt: Der Johannesknabe im Kamelfellmantel spielt mit dem Lamm.
Der Gedenktag des Johannes wird seit alters her am Fest der Sommersonnwende (24.Juni) gefeiert. Christus ist das Licht; das Weihnachtsfest wird deshalb zur Zeit der Wintersonnwende begangen. Johannes weist auf Jesus hin; er führt die Menschen zu diesem Licht hin. Er wird im Johannesevangelium 5,35 auch die „Lampe, die brennt und leuchtet“ genannt. Auf dem Johanneshögl wurde jedes Jahr ein großes Johannesfeuer entzündet.
Er hat Jesus getauft.
Er ist für seinen Glauben gestorben. Seine Enthauptung durch Herodes, König von Gnaden der Römer in Judäa (?), ist im barocken Altarbild dargestellt. Salome Tochter des Herodes, hatte seine Tötung gefordert und hält nun sein Haupt auf einer Schale; eine sog. Johannesschale, befand sich in der Zeit der Spätgotik in der Kirche von Johanneshögl, sie befindet sich heute im Reichenhaller Heimatmuseum.
Johannes, der Evangelist und nach alter Überzeugung auch der Verfasser der sog. „geheimen Offenbarung“ ist der Prophet, der das Geschehen der letzten Tage und des Jüngsten Gerichts vorhersagt. Man sieht ihn im obersten Bild dem sog. Auszugsbild über dem Flügelaltar während er seine Vision vom sog. „apokalyptischen Weib“ auf der griechischen Insel Patmos niederschreibt.
Zu dieser Vision passen Reste einer Darstellung des Jüngsten Gerichtes auf der Rückseite des Flügelaltares: Früher war der Flügelaltar Hauptaltar. Dahinter wurde in dieser Zeit die „Ohrenbeichte“ abgenommen, Beichtstühle gab es damals noch nicht. Der Anblick des Jüngsten Gerichts sollte den Beichtenden auf das Wesentliche im Leben hinweisen und ihn zur Reue bringen.
Das Jüngste Gericht ist auch im Fresko aus der Mitte des 15. Jahrhunderts an der Nord-Wand der Kirche dargestellt und sollte ebenfalls die Menschen auf die Wichtigkeit eines guten Lebens hinweisen. Jesus ist in der Mandorla dargestellt, Sinnbild für die umfassende Herrschaft über den Erdenkreis. Um Jesus sind die Apostel versammelt. Maria und Johannes der Täufer treten als Fürsprecher auf. Die Teilung in Gerettete und Nichts-Gerettete weist auf die Wichtigkeit hin sich zu entscheiden. Johannes in seiner Offenbarung stellt uns das Leben bei Gott vor Augen, die Geretteten erscheinen als ‚Erleichterte’, neugeboren wie Kinder: „Kein Leid wird mehr sein, keine Klage, keine Mühsal… Seht ich mache alles neu.“ (Off 20)
Als Gegenstück auf der gegenüberliegenden Wand die Darstellung einer „Kreuzigung mit Gedräng“, wohl von einem Schüler des Salzburger Malers Konrad Laib Mitte des 15. Jahrhunderts geschaffen: eine umfassende Darstellung der Erlösung und des Gerichtes. Unter dem Kreuz Maria mit Johannes, dem Evangelisten und weitere heilige Jüngerinnen von Jesus.
Die Menge – Juden als Zuschauer und römische Soldaten - muss sich entscheiden, ob sie für oder gegen Jesus ist. Longinus, der römische Hauptmann, der Jesus mit der Lanze die Seitenwunde beibringt, bekehrt sich zu Christus. Die mitgekreuzigten Schächer entscheiden sich für bzw. gegen Jesus. Und doch wirkt auch in dieser „Gerichtsszene“ die Liebe Jesu: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Lukasevangelium 23,34. Hier wird Erlösung verdeutlicht: „Im Kreuz ist Heil im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“
Als Kurzformel verdeutlicht dies auch das große barocke Kreuz, das am Chorbogen hängt.
Nicht mehr in der Kirche aufbewahrt werden zwei spätromanische Holzfiguren, Maria und Johannes von einer Kreuzigungsgruppe Mitte 13.Jh., jetzt im Heimatmuseum Bad Reichenhall.
Umlaufend sind an den Längswänden der Kirche die 12 Apostelleuchter angebracht: sie stehen für die 12 Apostel und bilden das Fundament der Kirche. Das Fundament der Apostel wird auch durch die gleich zweimalige Darstellung der hervorragendsten beiden Apostel verdeutlicht: Petrus mit dem Schlüssel, der seine Löse- und Bindegewalt (vgl. ) versinnbildlicht und Paulus mit dem Schwert, das seine Hinrichtung durch das Schwert aufgrund seines Einsatzes für die Verbreitung des Glaubens anzeigt: an den geöffneten Flügeln des Flügelaltares und die Figuren rechts und links am Hochaltar. Eine Darstellung der Apostel findet sich auch im Fresko vom Jüngsten Gericht.
„Auch wir“ sollen Wohnung Gottes sein: erlebbar wird dies in der Feier der Eucharistie hier im Gottesdienstraum: Christus nimmt als „Leib Christi“ in Form der Hostie unmittelbar erfahrbar „Wohnung“ im Gläubigen. „Wohnung Gottes“ sein meint nach christlichem Glauben aber mehr, nämlich den Auftrag Jesu im Leben zu verwirklichen: „Gott zu lieben“ und „deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst.“ (Lk 10,27)
Leben ist eingespannt zwischen Gut und Böse (Georg), Leben und Tod (Kreuzigung und Jüngstes Gericht), der Glaube an Jesus Christus kann retten.
Einzelheiten:
Darstellung des Hl. Georg in der Kirche und an der Kirchenwand, zeigt den Kampf von Gut und Böse in erzählerischer Form: die Georgslegende berichtet, dass ein Drache – Sinnbild des Bösen und der Versuchung des Menschen – ein Königreich heimsuchte und durch das Opfer von Schafen besänftigt wurde, bis eines Tages nur mehr Menschen zum Opfer übrig waren. Das Los fiel auf die Tochter des Königspaares. Georg, Ritter, der sich zum Christentum bekehrt hatte, besiegt den Drachen und rettet so die Königstochter.
Barocker Hochaltar: Architektur, Skulptur und Ornamentik des Altares sind hübsche Erzeugnisse der bäuerlichen Barockkunst des Alpenvorlandes vom Anfang des 18. Jh. Über allem thront Gottvater mit der Weltkugel in der Glorie, umgeben von Engelschören. Auf dem Tabernakel, Aufbewahrungsort der Hostien, findet sich das interessante „Pelikanmotiv“: nach damaliger naturkundlicher Vorstellung stach sich der Pelikan mit dem Schnabel selbst in die Brust, um seine Jungen zu nähren (das Heraufwürgen der Nahrung des Vogels zum Füttern der Jungen wurde in dieser Weise missdeutet); dies wurde als Bild für Christus gedeutet, der sich selbst für die Menschen hingab, erlebbar in der Feier der Eucharistie.
An den Schrägwänden des Chores finden sich zwei spätgotische Figuren der Pestheiligen Sebastian und Rochus. Sebastian überlebte die Wunden durch die Pfeile (im Volksmund die „Pfeile der Pest“). Rochus steckte sich bei der Pflege Pestkranker auf seiner Pilgerreise (die Jakobs-Muschel am Hut weist ihn als Pilger aus) nach Rom selbst an.
Darstellung des Hl. Sebastian und eines heiligen Bischofs, die durch den Ausbruch eines Fensters in der Barockzeit beeinträchtigt wurden.
Im Vorraum der Kirche findet sich ein Votivaltar mit Inschrift von 1616, der Malereien (Hl. Wolfgang und Maria) im Stil der deutschen Renaissance enthält.
Der Hauptraum der Kirche wird von spätgotischem Netzgewölbe überspannt. Er enthält Reste spätgotischer Wandmalerei, unter der besonders die Darstellung der Kreuzigung bemerkenswert ist.
Die westliche Empore enthält reizvolle Darstellungen heiliger Einsiedler in Landschaften, die von niederländischen Miniaturen des 17. Jh. angeregt sind. Diese Bildern der Einsiedler lassen sich wieder als Hinweis auf die besondere religiöse Kraft dieses Ortes verstehen.
Die Lage der Kirche auf einer Aussichtskanzel des Voralpenlandes und ihre mittelalterlichen Kunstschätze stellen die Kirche von Johanneshögl gleichrangig der berühmten Streichenkapelle im Chiemgau zur Seite.
Im Mittelpunkt der Strailachkapelle, eines schlichten rechteckigen Baus mit halbrundem Schluss (sieben Meter lang, vier Meter breit und fünf Meter hoch) steht ein Bildnis des unter dem Kreuz fallenden Heilands. Ein Schreiben des Hochfürstlichen Salzburglichen Consistoriums von 1709 erteilt Walburga Hofmüllerin, verwitwete Müllerin aus Reichenhall, die Erlaubnis zur Errichtung dieser Kapelle zwischen Mauthausen und der Staufenbrücke mit jener Darstellung. Die Lage an der alten Salzstraße ließ Max Wieser darauf schließen, dass bereits zuvor Salzfahrer hier eine Kapelle erbaut hatten.
Als die Kapelle 1768 neu eingedeckt wurde, forderte die Bevölkerung lautstark, das Bildnis des unter dem Kreuz fallenden Heilands zu erhalten. Dennoch sollte sie 1785, in der Zeit der beginnenden Aufklärung, ebenso wie die Johanneskapelle am Högl abgerissen werden, was jedoch der zuständige Pfarrherr, der Propst des Klosters Höglwörth, verhindern konnte.
Nach Kriegsende 1945 wurde die Kapelle kurze Zeit von den Amerikanern als Kontrollposten benutzt und die vorhandenen Kirchenstühle verheizt.
Nach der Renovierung im Jahr 1973 wurde das Bauwerk aufgebrochen und zwei Soldatenfiguren und zwei Leuchter gestohlen.
2004 wurde dei notwendige Außenrenovierung mit dem Aufsetzen eines neuen Kreuzes auf dem Dachfirst abgeschlossen. 2005 erfolgte eine Neugestaltung des Innenraumes als „Kreuzweg-Kapelle“. Das nachträglich angebrachte Altarbild von J.G. Weibhauser von 1855 mit der Darstellung der „Sieben Schmerzen Mariens“ wurde in die Pfarrkirche Piding verbracht. Die Christusfigur „Jesus fällt unter dem Kreuz“ befindet sich nun mit dem neuen Altaraufbau im Mittelpunkt der Apsis. Das barocke Tafelbild der „Grablegung Christi“ ist als Antipendium im Altar eingefügt. An die Seitenwände der Kapelle wurden die 14 Kreuzwegstationen gehängt. Der Kreuzweg wurde 1907 auf dem Dachboden des Nachbaranwesens Zebhauser aufgefunden; es darf angenommen werden, dass er seinerseits in der Kapelle aufgehängt war. Die einfachen Holzrahmen in Kerbschnitttechnik wurden 1907 gefertigt. Fehlende Rahmen wurden nachgeschnitzt und die Kreuzwegbilder durch Reproduktionen ersetzt.
Die Gestaltung der Strailachkapelle lädt zur Meditation über Leid und Unrecht in der Welt und den Mitvollzug des Leidenswegs Christi ein, der das Leid der Menschen mitgetragen und in der Auferstehung überwunden hat.
Etwa 200 m unterhalb der Johanneskirche befindet sich im Wald eine Rundkapelle mit fünf Meter Durchmesser und ca. acht Meter Höhe. Sie wurde 1701 vom Kloster Höglwörth erbaut. 1785 – in der Zeit der Aufklärung - wurde sie laut Beschluss des Hochfürstlichen Salzburglichen Consistoriums gesperrt und sollte dem Verfall überlassen werden. Nur der Einsatz des Höglwörther Propstes konnte dies verhindern. Bei der Restaurierung im Jahre 2002 wurde festgestellt, dass diese Rundkapelle ebenso wie die Kirche auf dem Johannishögl Johannes dem Täufer geweiht worden war. Nach der Freilegung der Inschrift und des hochwertigen barocken Stuckaltars mit zwei die Figurennische umrahmenden Putten und dem Erwerb einer neuen Johannesfigur erstrahlt dieses Kleinod in neuem Glanz und lädt den Wanderer zum Verweilen und stillem Gebet ein.