Pfarrverband Isen

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Rundbrief von Sr. Maria vom Kreuz (Eva Maria Rosenhuber)

Hier ist der Rundbrief von Sr. Maria vom Kreuz (Eva Maria Rosenhuber) als Text und als PDF-Download, inkl. Bilder:
Kabinda, 18.2.2015

Liebe Freunde und Wohltäter von Kabinda,

heute, am Aschermittwoch, beginnen wir bereits die Fastenzeit, und eigentlich sollte Sie der Rundbrief in der Weihnachtszeit erreichen – doch sie kennen sicherlich die Aktivitäten, die zum Jahreswechsel ausgeführt werden müssen (Jahresberichte, Statistiken…..) – und in diesem Jahr hatten wir zusätzlich zu diesen Aktivitäten zwei große Feste in unserer Gemeinschaft, eine große Freude für unser Haus in Kabinda:
Am 8. Dezember, dem Fest der unbefleckten Empfängnis, durfte ein Bruder unseren Hauses seine ewigen Gelübde ablegen. Er ist in Kabinda in die Gemeinschaft eingetreten, hatte seine ersten Jahre des Gemeinschaftslebens in Kabinda verbracht, und ist dann für einige Jahre in anderen Häusern der Gemeinschaft gewesen, zuletzt in Frankreich wo er das Theologiestudium abgeschlossen hat. Er ist im August nach Kabinda zurückgekommen und aus Fr. Martin ist nun Fr. Hilaire geworden
Doch damit noch nicht genug – Zum Abschluss der Weihnachtszeit, am Fest der Taufe Jesus, durfte in unserer Kapelle zum ersten Mal seit Ihrer Einweihung eine Weihe gefeiert werden: Zwei unserer Brüder, Fr. Hilaire und Fr. Isidore, wurden von unserem Bischof zum Diakon geweiht – welch eine Freude für unsere Gemeinschaft und für die ganze Diözese.

Nach wochenlangen Vorbereitungen auf allen Ebenen (Liturgie, Einladungen, Festessen …) und sechs Stunden der Freude (3 Stunden Gottesdienstfeier und 3 Stunden geselliges Beisammensein) wartete noch ein hoher Berg Geschirr auf uns – und nach einem Tag war der ganze Festglanz wieder verschwunden – doch in unseren Herzen leben die Freude und die erhaltenen Gnaden weiter – und wir denken schon langsam an die Vorbereitungen für die Krönung dieses Festes und unserer Diakone: Die Priesterweihe, die voraussichtlich im August stattfinden wird.
Diese Höhepunkte im Jahresablauf stärken uns und geben uns die Kraft für alle schwierigen Situationen und Prüfungen, die ebenso im Alltagsgeschehen eingebettet sind.

Im Lande beginnen die Vorbereitungen für die Präsidentenwahlen im November 2016 - mit den Vorbereitungen beginnen auch zeitweilige Unruhen und Manifestationen in den Großstädten. Die Sehnsucht nach einem Wechsel lebt in der Bevölkerung, doch gleichzeitig das dumpfe Gefühl und ein Zweifel an einer korrekten Durchführung und die Ahnung, dass durch irgendwelche dunklen Geschäfte dieser Wechsel verhindert wird.
Von der Verwirklichung der 'fünf Baustellen', der Devise der jetzigen Regierung, bekommen wir in Kabinda nicht allzu viel zu sehen. Die Straßenverhältnisse der Nationalstr. 2 ändern sich nicht – es soll nun neuerdings ein großes Budget vorgesehen sein, um diese Piste in Stand zu setzten – wird es wieder eine Enttäuschung wie schon mehrmals in den letzten Jahren, oder ändert sich wirklich etwas? Hindernisse wie in diesem Fall kommen immer häufiger vor, die Unfälle häufen sich, leider manchmal auch mit Todesfolge.

Doch es gibt kleine Fortschritte, auch in Kabinda: in diesem Jahr wurde heftig daran gearbeitet, die Wasserversorgung in Kabinda zu verbessern, und seit wenigen Wochen kann die Bevölkerung Wasser an Fontänen schöpfen – diese Möglichkeit haben zum jetzigen Zeitpunkt vor allem Einwohner an den Haupt-straßen, doch die Hoffnung besteht, dass die Arbeiten vorangehen und auch die Nebenstraßen mit Wasser versorgt werden. Im Augenblick sind die Fontänen noch nicht überbelastet – die Bevölkerung muss sich erst daran gewöhnen, für Wasser zu bezahlen. Der Gang zur Quelle bleibt noch die bevorzugte Versorgung.

In diesem Jahr haben wir auch ganz besonders heftige Gewitter erlebt, sehr häufig mit Unfällen durch Blitzschlag, sehr häufig auch mit Todesfolge. Es ist wahr, schon immer gibt es relativ viele Unfälle durch Blitzschlag – doch in den letzten 2 Jahren haben diese Unfälle deutlich zugenommen. Auch bei den schwachen Gewittern konnte man sehr oft in der Folge hören, dass hier und dort wieder jemand durch Blitzschlag gestorben ist. Diese Situation beängstigt die ganze Bevölkerung, und wie es sich für die afrikanische Mentalität gehört, wird auch hinter Naturereignissen das Böse gesehen und der Schuldige gesucht. Hier Fotos von einem Sturm der letzten Wochen – ich denke die Bilder sagen mehr aus als Worte - in 10 Minuten waren mehrere Häuser völlig zerstört, die Dächer von mehreren Häusern am Boden, neben dem Haus, Bäume und schwere Äste am Boden und die wenigen Habseligkeiten der betroffenen Familien dem Regen ausgesetzt.

Eine weitere sehr beunruhigende Situation seit wenigen Wochen ist der Zustand der Gefangenen im Gefängnis von Kabinda (aber nicht nur in unserem Gefängnis) – abgesehen von dem miserablen Zustand des Gebäudes leiden die Gefangenen regelrecht an Hunger, es fehlt jegliche staatliche Unterstützung und die Gefangenen bekommen nur sehr selten zu essen. Der Direktor des Gefängnisses hat alle Kirchen und Gemeinschaften, die gelegentlich eine Mahlzeit für die Gefangenen zubereiten, um Hilfe gebeten. So konnten wir bei unserem letzten Besuch verheerende Zustände feststellen, - Menschen die sich wie Tiere auf die Nahrung stürzen, die hygienischen Verhältnis katastrophal, viele von den Gefangenen in einem Zustand der akuten Unterernährung und eigentlich bräuchten viele von ihnen eine dringende ärztliche Behandlung und Betreuung im Krankenhaus – doch auch hierfür sind die bürokratischen Wege sehr langwierig und die Todesfälle in den Gefängnisse aufgrund fehlender medizinischer Behandlung sind nicht selten.

Vor 2 Wochen wurde die neue Provinz Lomami ausgerufen – auf administrativer Ebene ist sie noch nicht funktionell – doch wurde unser Krankenhaus nun zu einem Provinzkrankenhaus.
Im Augenblick ist unser Krankenhaus eine riesige Baustelle, an allen Ecken wird restauriert und Erweiterungsbauten für 3 Krankenabteilungen erstehen aus dem Erdboden und ein Gebäude für die ambulanten Untersuchungen. Die Arbeiten gehen relativ schnell voran und wir hoffen, dass alles ein gutes Ende findet.

Der Service er Intensivabteilung wurde in diesem Jahr in Betrieb genommen, nachdem wir die Arbeiten mit Hilfe eines Projektes der ONG unserer Gemeinschaft fertigstellen konnten. Doch das neue Röntgengerät (seit 5 Jahren immer noch in den Versandkisten verstaut) wartet noch auf seine Einrichtung. Das große Problem sind die Bleiplatten, die in Wände eingearbeitet werden müssten zur Sicherung vor den Strahlen – sie wurden wohl gekauft, doch sind sie niemals in Kabinda angekommen. Trotz einem ständigen Briefwechsel ist es den Verantwortlichen nicht gelungen, eine Lösung dafür zu finden; das finanzierende Projekt ist inzwischen abgeschlossen – somit bleibt aufs Neue die Frage, wie diese Arbeiten abgeschlossen werden können.

In St. Damien liegen unsere Hauptschwerpunkte jetzt bei der Schulunterstützung, Hilfe für die medizinische Versorgung und der Hilfe zur Selbsthilfe, in dem wir bedürftigen Familien für eine begrenzte Zeit eine tägliche Nahrungsration im Bedarfsfall geben, doch gleichzeitig mit der Familie oder der betroffenen Person überlegen, wie sie wieder selbst für sich sorgen kann und ihr dabei helfen, diese Aktion in die Tat umzusetzen. Mehrere Frauen haben mit einem kleinen Commerce angefangen, und für die meisten läuft es recht gut. So konnte sich eine Frau schon ein Fahrrad kaufen, mit dem nun ihre Kinder in die Dörfer gehen und Nahrungsmittel (Mais, Bohnen, Erdnüsse) zu niedrigen Preisen kaufen und sie dann in Kabinda wieder verkaufen. Eine andere Frau konnte sich eine Nähmaschine kaufen, und nun verdient sie damit das Nötige.

Natürlich gibt es auch immer Ausnahmen und Menschen, die weiterhin eine Unterstützung auf lange Dauer brauchen, vor allem die alten Menschen, geistig Behinderte oder chronisch Kranke mit starken Behinderungen

Als Maßnahmen zur Erhaltung der Gebäude in St. Damien konnten wir in diesem Jahr die Dächer aller Gebäude mit Rostschutz und Ölfarbe lackieren, außerdem hatten wir finanziell die Möglichkeit, das Gelände um das Depotgebäude mit einem Maschendrahtzaun abzusichern.
Wir konnten in diesem Jahr auch den Witwen und alleinstehenden Frauen, die in der Pfarrgemeinde in einer Baracke Zuflucht finden, neben der Nahrung, die wir ihnen schon seit Jahren zukommen lassen, konkret helfen. Die Baracke ist schon seit Jahren in einem schlechten Zustand, das Blechdach nicht mehr dicht. Doch hat die Gemeinde keine Gelder um diese Behausung in Stand zu setzen. Zusammen mit weiteren Spendern konnten wir das Dach dieses Gebäudes erneuern, die Mauern in Stand setzen und somit das Gebäude wieder bewohnbar machen.

Die Hostienbäckerei läuft auf vollen Touren, und die Produktion von rotem Palmöl für den Stromgenerator ist noch ziemlich begrenzt, da die gepflanzten Palmen noch keine Früchte tragen – dies sind die Aktivitäten der Gemeinschaft um am Lebensunterhalt der Gemeinschaft tatkräftig beizutragen.
Es gäbe noch vieles zu erzählen – und vor allem vieles zu unternehmen, doch unseren Kräften sind Grenzen gesetzt -- ‚Die Ernte ist groß, doch die Arbeiter sind wenig‘ – Bitten wir Gott gemeinsam, dass er uns zusätzliche Arbeiter in seinen Weinberg nach Kabinda schickt.
Wie immer gilt Ihnen allen unser herzlicher Dank – denn ohne Ihre Unterstützung sind unsere Hände leer. Gott segne Sie und Ihre Familien und vergelte Ihnen Ihre Treue für Ihre spirituelle, moralische und materielle Unterstützung mit seiner Liebe und seinem Frieden.

Mit freundlichen Grüßen, im Namen aller Geschwister der Gemeinschaft
Ihre Sr. Maria vom Kreuz (Eva Maria Rosenhuber)