Pfarrverband Isen

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Nachruf auf Pfr. Thomas Zehetmaier †

Der Pfarrverband Isen-Lengdorf-Pemmering-Watzling nimmt in Dankbarkeit Abschied von Pfr. i.R. Thomas Zehetmaier, der am 19.08.2018 nach 10 Jahren segensreichem Wirken als Ruhestandspfarrer verstorben ist.
 
Geboren am 8.12.1938, dem Hochfest Mariae Empfängnis, wuchs er in Pyramoos (St. Wolfgang) auf. Er arbeitete auf dem elterlichen Bauernhof mit und war als Milchkontrolleur tätig, ehe er mit 22 Jahren in das Spätberufenenseminar Waldram eintrat, wo er 1965 das Abitur ablegte. Nach dem Studium der Katholischen Theologie in Freising und München wurde er am 11.07.1971 durch den damaligen Münchner Erzbischof Julius Kardinal Döpfner (1913-1976) zum Priester geweiht – bei der Primiz in Oberndorf eine Woche später waren viele Menschen aus unserem Pfarrverband dabei, die Isener Blaskapelle übernahm die musikalische Umrahmung.
 
Sein gesamtes berufliches Leben als Seelsorger verbrachte der „Bauernbub“ in München, zunächst als Kaplan in St. Lantpert (Schwabing) und Hl. Familie (Harlaching) – in der zweitgenannten Pfarrei sollte er als Pfarrer von 1976 bis zur Pensionierung 2008 wirken, 1998 bis 2004 war er außerdem Dekan von München-Giesing. Nach insgesamt 35 Jahren in der Pfarrei Hl. Familie kam er am 1.09.2008 zu uns nach Isen.
 
Vom ersten Tag an gewann Pfarrer Zehetmaier das Vertrauen und die Herzen aller Christen im Pfarrverband Isen-Lengdorf-Pemmering-Watzling. Gerade seine ruhige und ausgeglichene Art, das aufmerksame Zuhören und Eingehen auf die Nöte und Sorgen seiner Mitmenschen machten ihn zu einem echten Seelsorger. Ministranten beschreiben ihn als „recht an Netten und Staaden“ Im Gespräch bewies er Bodenständigkeit, die bäuerliche Herkunft verleugnete er  nie, zugleich zeigte er sich aber auch als belesener uns tiefsinniger Denker, der sich an klassischer Musik und theologischer Literatur erfreute. Besonders der Münchner Theologe Romano Guardini (1885-1968) prägte ihn – wie unzählige Anspielungen in Predigten nahelegen –, und so charakterisiert ihn das Zitat auf dem Sterbebildchen auch treffend: „Geborgenheit im Letzten schenkt Gelassenheit im Vorletzten“! Ganz besonders eindrucksvoll waren Zehetmaiers Predigten, wenn er ein Lied vortrug – er war ein großartiger Sänger, und damit verwirklichte er auch sein Lebensmotto, das dem Ps 104,33 entnommen ist: „Ich will dem HERRN singen in meinem Leben, meinem Gott singen und spielen, so lange ich da bin“.
Spielen als zweckfreies Handeln beinhaltete für Pfarrer Zehetmaier auch den Sinn für das Schöne – sein Messbuch war in einem wunderbaren handgestickten Einband eingeschlagen –, darüber hinaus ist es ein Vorgeschmack für Gottes Herrlichkeit!
 
Besonders dankbar sind wir im Pfarrverband für die vielen Gottesdienste und liturgischen Einsätze, die Pfarrer Zehetmaier übernommen hat, um das Gottesdienst-Angebot im übergroßen Pfarrverband aufrecht erhalten zu können. Und selbst, als er krankheitsbedingt ab Januar 2017 nicht mehr zelebrieren konnte, war er immer noch ein Pfarrer i.R. – in Reichweite – , der mit Krankenbesuchen und Gebet seinen Gläubigen nahe war. Er konnte sich gut in die Nöte hineinversetzen, er hat – wie es Papst Franziskus fordert – immer „den Geruch der Schafe angenommen“.  Als Priester war er zutiefst durch das Vatikanische Konzil (1962-1965) geprägt, er war Geistlicher und Seelsorger ohne jeglichen Klerikalismus, mit offenem Herzen und verschmitztem hintergründigem Charme und Humor. Gerne erzählte er, wie der Konzilsmoderator Julius Kard. Döpfner ihm und seinen Mitstudenten einst „druckfrisch“ über Konzilserfahrungen berichtete.
 
Ein zentraler Begriff in Zehetmaiers Leben ist „Familie“. Er fühlte sich in Isen sicherlich so wohl, da er seine Familie und Verwandten in der Umgebung (Pyramoos, St. Wolfgang…) nahe wusste – ganz zu schweigen von Frau Elisabeth Rott, die ihm Jahrzehnte „als gute Seele“ den Haushalt geführt hatte. Natürlich ist die „Heilige Familie“ zu nennen – der Name „seiner“ Münchner Großstadtpfarrei. Josef und Maria, die Jesus in seiner Kindheit und Heranwachsen Heimat und ein familiäres Umfeld boten – diese bodenständige Atmosphäre zeichnete sein seelsorgerliches Wirken aus. Und letztlich musste er auf die „Heilige Familie“ auch nach seiner Pensionierung nicht verzichten – ist doch in Isen der Sakramentsaltar der Heiligen Familie geweiht.
 
Unter den vielen Hobbies, die Pfarrer Zehetmaier hatte wie Schnitzen, Schwammerl-Suchen, Photographieren…, sind besonders die Bienen hervorzuheben, die in der Antike übrigens ewiges Leben symbolisierten. Als „Bauernbub“ konnte er in seinem Münchner Pfarrgarten Bienenstöcke aufstellen, nach seiner Pensionierung fanden die Bienen in Pyramoos bei seiner Schwester Unterschlupf. Und es ist ein schöner Zufall, dass Zehetmaiers Münchner Adresse Am Bienenkorb war und der große Biologe, Nobelpreisträger und Bienenforscher Karl von Frisch (1886-1982) in Zehetmaiers Pfarrei lebte. Doch mit dieser Naturverbundenheit machte sich Zehetmaier nicht nur selbst eine Freude, oft verschenkte er ein Glas Honig mit einem Psalmvers beschriftet. Auch dem Pfarrgarten kam Zehetmaiers Naturverbundenheit zugute, wenn man ihn dort im Arbeitskittel zusammen mit Frau Rott sah!
 
Pfarrer Zehetmaier strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die erstrebenswert erscheint. Trotzdem war ihm die „Doppelpoligkeit“ des Glaubens und Lebens bewusst, wie er selbst schrieb: „So ist es ein Wesensmerkmal für uns, wanderndes Gottesvolk zu sein, das fest beheimatet und verwurzelt ist und doch keine bleibende Stätte in dieser Welt hat. Wir gehören zu einer Pfarrei, erleben Geborgenheit und Heimat im Gotteshaus und bleiben doch nicht beisammen, sondern werden mit dem Ite missa est, mit dem Gehet hin in Frieden hinausgeschickt zu den Menschen, hineingeschickt in die Welt und in die Zukunft!“
 
Am 19. August 2018, seinem Todestag, hieß es im Sonntagsevangelium: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben!“ (Joh 6,51). Möge der allmächtige und gütige Gott unserem Pfarrer Thomas Zehetmaier, der als Priester unzählige Male das eucharistische Brot reichte, in diesem Sinne die Fülle des Lebens geben!
 
(Reinold Härtel)