Pfarrverband Reichenkirchen-Maria Thalheim

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Pfarrkirche St. Florian in Fraunberg

Pfarrkirche St. Florian Fraunberg
Liebe Besucher unserer Kirche!

Immer und zu allen Zeiten gab es besondere Stätten des Gebets, wo sich Menschen in ihrer Not, aber auch in ihrer Freude an Gott gewendet haben. So errichteten unsere Vorfahren mit vielen Opfern diese Pfarrkirche St. Florian in Fraunberg, um hier eine Stätte des Gebets und ein Zeichen der Nähe Gottes in der Mitte ihres Ortes zu haben. Die Aufgabe unserer Zeit ist es, unsere schönen Kirchen zu erhalten und mit Leben zu füllen.

Innenraum mit Blick zu den Altären

von Dr. Georg Brenninger (aus dem Kirchenführer von 1991)
Baugeschichte:

Aufgrund fehlender Quellen für die Zeit um 1500 können wir die Baugeschichte nur aus Erfahrungswerten rekonstruieren. So dürfte nach einem romanischen Bau - angeblich um 1250 - in der Zeit kurz vor 1500 eine spätgotische Kirche errichtet worden sein, von der sich der Turmunterbau erhalten hat. Aus dieser Zeit stammen auch die Seitenfiguren des Hochaltars.

Der heutige Kirchenbau geht in das 18. Jahrhundert zurück und wurde aufgrund eines Entwurfs des Landshuter Maurermeisters Georg Felix Hirschstötter errichtet. 1769 begann man mit den Arbeiten an der Kirche. Bei einem Blitzschlag 1775 oder 1780 wurde die Kirche stark beschädigt. Für die Wiederherstellung holte man vom Münchner Maurermeister Anton Baumgartner einen Kostenvoranschlag ein, der sich auf 1178 Gulden belief. Dies war aber für die Gemeinde unerschwinglich, so dass man den Erdinger Maurermeister Matthias Rösler beauftragte, der dann 1782 die Arbeiten um die Hälfte der oben genannten Summe ausführte (584 fl.).
Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv liegt auch eine interessante Zeichnung einer aufwendig gestalteten Rokokofassade der Fraunberger Pfarrkirche, die nicht ausgeführt wurde.

Im Jahre 1977 wurde mit umfangreichen Innen- und Außenrenovierungen begonnen, die erst 1991 beendet werden konnten.

Innenraum mit Blick zu den Emporen
Baubeschreibung:
Dreiachsiges Langhaus (1769) mit Lisenengliederung abgeschrägten Ecken, eingezogener, zweiachsiger Chor, der geschlossen ist, südlich angebaute doppelgeschossige Sakristei (Obergeschoss als ehem. Herrschaftsloge). An der Chornordseite der erwähnte spätgotische Turmunterbau mit je drei hohen spitzbogigen Blendnischen und dem 1869 konstruierten Turmüberbau mit Spitze über vier Giebeln (zuvor Satteldach). Südwestlich am Langhaus kleines Vorzeichen, gegenüber kapellenartiger Anbau. Im Innenraum Tonnengewölbe mit Stichkappen über Wandpfeilern tuskischer Ordnung. Im Erdgeschoss noch das spätgotische Netzrippengewölbe und westlich gemauerte Wendeltreppe in der Dicke der Turmmauer (vgl. Riding, Kögning und Moosen).

Die Deckengemälde wurden 1908 durch die Münchner Maler Ludwig Ametsberger und Hans Kögl im Neurokokostil geschaffen und zeigen den Kirchenpatron St. Florian, im Langhaus dessen Verhör und im Altarraum sein Martyrium.
Deckengemälde - St. Florian beim Verhör
Deckengemälde - St. Florian beim Martyrium
Am Chorbogen das Allianzwappen der Fraunberger von 1908.
Allianzwappen der Fraunberger am Chorbogen

Hochaltar mit Gnadenstuhldarstellung
Einrichtung:

Der Innenraum der Pfarrkirche wird wesentlich von der einheitlich erhaltenen klassizistischen Altarausstattung geprägt - eine Seltenheit in unserer altbayerischen Heimat. Die wenigen und nächstgelegenen Beispiele aus jener Epoche sind in Altfraunhofen, Schwindkirchen und Maria Dorfen zu finden. Die Fraunberger Ausstattung ist ein vom Dorfener Schreiner Anton Fackler geschaffenes Werk, das 1808 vom Moosburger Maler Anton Feichtinger seine Marmorierung erhalten hat. Fackler erhielt für den Hochaltar 120 fl, für die beiden Seitenaltäre ebenfalls 120 fl, für die Kanzel 40 fl und für zwei Beichtstühle 20 fl, Feichtinger 240 fl.
Der zweisäulige Hochaltar - mit gleichzeitiger Stipesverkleidung und konvexer Tabernakelanlage - besitzt ein barockes Altarbild mit einer im italienischen Stil gehaltenen Gnadenstuhldarstellung. Im Auszug Gemälde Kirchenpatron St. Florian. Während die seitlich auf Gewölk knienden Engel noch vom hochbarocken Vorgängeraltar von 1686 stammen dürften, sind die Seitenfiguren der Heiligen Georg (mit Plattenharnisch und Mantel, langem Lockenhaar und Fürstenhut, Schild und Lanze) und Florian (Attribute erneuert) noch vom spätgotischen Altar aus der Zeit gegen 1500 übernommen. Die Leuchterenglein dagegen stammen vom bekanntesten Rokokobildhauer Niederbayerns, von Christian Jorhan d.Ä.

Die Seitenaltäre sind ebenfalls von Fackler als zweisäulige klassizistische Retabeln gestaltet worden. Am nördlichen als Altarblatt die Darstellung Maria Magdalenas, die Jesus im Haus Simons die Füße trocknet (vgl.
Lukas 7,38), ein Werk des Münchner Malers Josef Hauber (1766 1834). Im Auszuggemälde sehen wir den hl. Johannes Nepomuk (Adelsheiliger).
Gegenüber am südlichen Altar die seltene Darstellung Christi mit den beiden Jüngern vor Emaus - auffallend die Hutbedeckung Jesu -, ebenfalls von Josef Hauber. Im Auszuggemälde hl. Johannes Evangelist.
Seitenaltar links
Seitenaltar rechts
Die drei Altäre stehen in der stilistischen Fortentwicklung vom Rokoko (vgl. Altenerding, Aufkirchen, Rappoltskirchen), die in den kühleren Klassizismus mündet (vgl. Langenpreising und Schwindkirchen, Grünbach). Stilistisch dazugehörig die klassizistische Kanzel mit gerundetem Korpus. Als Füllungsinschriften "Wer meine Gebote/hat und sie hält, der/ist's, der micht liebt./Joan. XV.21." (bzw. westlich) "Ich bin der/ Weg, die Wahr/heit und das/Leben./Joan.XIV.6.".

Auf der 1958 erneuerten Doppelemporenanlage war die 1938 von Julius Zwirner, München, eingebaute Orgel (zwei Manuale, 12 Register) mit fünfteiligem nachklassizistischem Rundbogenprospekt, der von Georg Beer aus Erling-Andechs 1875 errichteten Vorgängerorgel. Im Jahr 2000 wurde die Orgel wieder erneuert.

Das Chorgestühl stammt vom Erdinger Kistler Petrus Riester und ist beidseits als klassizistische Bankreihe mit zwei Füllungen in Vorder- und Rückwand sowie Vasenaufsätzen ausgestaltet. Das Laiengestühl mit Rokokowangen, die westliche bezeichnet "JW A 1780" .

Vier Beichtstühle - den Rechnungen nach zwei vom Dorfener Schreiner Anton Fackler, 1786, einer vom Erdinger Schreiner Josef Führer - sind als dreiteilige, offene Anlagen (mit konvexer Halbtüre für den Priestersitz) in die Langhauswände eingelassen. Als Inschriften wie bei der Kanzel wieder Bibelzitate:
(a) "Wer seine Missethaten verheim-/licht, dem wird's nicht wohlgehen, wer sie aber be-/kennt und unterläßt, der wird Barmherzigkeit erlangen./Prov. XXVIII.13." bzw.
(b) "Es wird Freude bei den Engeln Gottes/seyn über einen einzigen Sünder, der Buße thut./ Luc. IX.42." bzw.
(c) "Wenn du es doch erkenntest, was/dir zum Heile dient. Luc. IX.42." und
(d) "Ich bin nicht gekommen, die Gerechten/Zu berufen, sondern die Sünder zu Buße./Luc. V.32.".
Einer von zwei Beichtstühlen links
Einer von zwei Beichtstühlen rechts
"Maria" und Leuchterenglein
Interessante Skulpturen an den Langhauswänden: Aus der Spätgotik um 1500 die stehende Maria mit dem nackten Kind auf dem linken Arm aus dem 17. Jahrhundert zwei Leuchterenglein, aus dem 18. Jh. die hl. Petrus und Paulus, Anna, Joseph und aus der Rokokozeit von Christian Jorhan hl. Florian und Auferstehungschristus. Als Gemälde der Barockzeit die Darstellungen des Passauer Gnadenbildes "Maria Hilf", hl. Joseph und hl. Franz Xaver.
St. Florian über der Taufkapelle - Kreuz neben der Taufkapelle
St. Florian
Kreuz neben dem Taufbecken
Der Barockzeit gehören auch der rotmarmorne Taufstein und das Gemälde Christus am Kreuz in der neueingerichteten Taufkapelle an.

In der Sakristei ist eine Lavaboanlage in Rotmarmor angebracht, datiert 1637 als Stiftung des damaligen Pfarrers C.N. (mit Wappen).

Von den liturgischen Geräten erwähnenswert sind ein Kelch von Johann Georg Oxner, München um 1700; aus der selben Zeit ein Kelch des Augsburger Goldschmieds Ludwig Schneider; ein weiterer Kelch - als Geschenk des Ridinger Pfarrers Josef Jakob - um 1910 angefertigt vom Mühldorfer Goldschmied Peter Gückel. Die Barockmonstranz stammt aus der Zeit um 1720, ein Kreuzpartikel vom Wartenberger Goldschmied Alex Clausner, um 1730.

Ein 1782 vom Wartenberger Maler Franz Joseph Aiglstorffer geliefertes Heiliges Grab hat sich leider nicht erhalten. Erhalten sind auch nicht mehr die vom Erdinger Schreiner Petrus Riester angefertigten klassizistischen Kirchen - und Sakristeitüren.
Grabinschrift
Eine Reihe von Grabdenkmälern sind im Gotteshaus zu finden, denn früher hatten Geistliche und Adelige das Vorrecht, in der Kirche beerdigt zu werden. Deshalb gibt es südlich vom Altarraum die (nunmehr vermauerte) Gruft der Herren von Fraunberg, an deren Eingang in der Sakristei interessante Grabdenkmäler zu sehen sind: Das stattliche Rotmarmordenkmal für Seiz (1430) und Lukas Fraunberg (1442), für Ferdinand Amadeus Joseph Reichsfreiherr von und zu Fraunberg (t 21.12.1737), für Johann Maximilian Wolfgang Sigismund, Reichsfreiherr von und zu Fraunberg (t 7.1.1758 im Alter von 62 Jahren) und seine Frau Maria Anna Walburga Adelheid (t 7.1.1757).

Die frühere Pfarrkirche besaß eine angebaute Marienkapelle (mit zwei Glocken im Türmchen), die um 1765 abgebrochen wurde. Dabei wurden eine Reihe von Adelsgrabsteinen für die Fundamentierung der jetzigen Kirche hergenommen, so dass wir vermuten dürfen, dass in den Grundfesten weitere Geschichtsdenkmäler eingemauert sind.

Das Schloss hatte zudem eine eigene Kapelle, die 1810 abgebrochen wurde, wobei man das Steinmaterial zum Schulbau verwendete. Zeitweise war an dieser Kapelle ein eigener Geistlicher angestellt. Der Pfarrer hingegen wohnte bis in unser Jahrhundert herein im Pfarrhof. Der heutige Pfarrhof wurde 1818 neu gebaut und ist jetzt in Privatbesitz.

Quellen:Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, GL 985.
Staatsarchiv Landshut, Rep. ad 7b, V:6, Fast. 24, Nr. 167 Archiv des Erzbistums München-Freising 189300201,189400103-189400104.
Pfarrarchiv Reichenkirchen, Kirchenrechnungen Fraunberg 1782 ff.
Staatsarchiv München, LRA 147672 und Kataster 5170.

Literatur:
Dettinger, Martin von: Die älteren Matrikeln des Bistums Freising, Bd.s, München 1849, 540-541.
Mayer, Anton: Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising, Bd.s, München 1874, 374-375.
Die Kunstdenkmale von Bayern 1,4: Bezirksamt Erding, München 1902 (= Nachdruck München-Wien 1982), 1244-1245.
Brenninger, Georg: Die Orgeln des Landkreises Erding in Geschichte und Gegenwart (= Erdinger Land 1), Erding 1977, 86.
Des.: Pfarrkirche Fraunberg (= Kunsttopographie des Erzbistums München-Freising), Typoskript.
Zur Adelsgeschichte:
Soden-Fraunhofen, Georg Graf von: Fraunberg-Fraunhofen, entstammen sie einer Familie? in: Zwischen Sempt und Isen 15 (1972) 3-10

Text (aus dem Kirchenführer von 1991): Dr. Georg Brenninger, Schröding

Fotos: Thomas Obermeier