Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zu Christi Himmelfahrt

21. Mai
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Bankerl

Lesung aus der Apostelgeschichte


Im ersten Buch, lieber Theóphilus,

habe ich über alles berichtet, was Jesus von Anfang an getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde.

Vorher hat er den Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist erwählt hatte, Weisung gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.

Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.

Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samárien und bis an die Grenzen der Erde.

Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.

Apg 1,1-11

Harald Petersen 2

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?

Liebe Schwestern und Brüder,
 
in der Vorbereitung auf diesen Impuls zum Fest Christi Himmelfahrt habe ich mich vor ein paar Tagen auf „mein Kirchenbankerl“ gesetzt. Es steht nicht in der Kirche, sondern vor unserer kleinen Dorfkirche im Freien. Ein sehr guter Platz, um nach oben zu schauen und über den Himmel nachzudenken.

Es war ein schöner, warmer Tag, als ich da saß, der tiefblaue Himmel voll großer, weißer Wolken. Ich konnte mir in diesem Augenblick gut vorstellen, dass es genau so ein Himmel gewesen sein muss, als Jesus vor den Augen seiner Jünger emporgehoben wurde. Dass es eine von diesen imposanten Wolken war, die in aufnahm.

Für die meisten Menschen ist der Himmel über unseren Köpfen, das Firmament oder die Atmosphäre um unsere Erde herum natürlich nicht mehr der Ort, an dem Gott wohnt oder gar auf einer Wolke sitzt. Dazu haben wir den sichtbaren Himmel viel zu stark entmystifiziert, erforscht und unter unseren Einfluss gebracht. Wenn man so will, musste Gott umziehen. Jetzt ist er im Himmel der Theologie zuhause. Ein Ort, der eigentlich gar kein Ort mehr ist, sondern mehr als Zustand beschrieben wird. Himmel heißt dann zum Beispiel, so bei Gott zu sein, wie Christus bei uns war: vergebend, heilend, aufrichtend, tröstend…

Vor allem aber ist für uns Christinnen und Christen der Himmel kein Ort, sondern eine Person. Das entscheidende ist nicht, dass Jesus Christus in den Himmel auffuhr, sondern dass er selbst der Himmel ist. In ihm war der Himmel schon einmal unter uns auf Erden. Wir, die wir seinen Namen tragen, sind mit ihm bereits Himmelsbürger, stehen mit einem Fuß schon im Himmel. 

Und während ich so auf meinem Kirchenbankerl saß, in die Wolken schaute und in wohlklingenden, theologischen Formulierungen für diesen Impuls schwelgte, da geschah etwas Sonderbares. Auf einmal hatte ich einen Satz aus der heutigen Lesung im Kopf, der nicht mehr weggehen wollte: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“

Es klang nicht wie ein Zitat, sondern mehr wie ein direkter Aufruf: Du Harry, was sitzt du da herum und schaust in den Himmel empor? Hast du nicht Wichtigeres zu tun? Halber Fuß im Himmel? Himmelsbürger? Um Himmels Willen!

Es ist die Mahnung der Engel, die an Christi Himmelfahrt an die Jünger von damals ging. Und ich befürchte sie geht auch an uns, die Jüngerinnen und Jünger von heute.

Jesus hat sie und uns nicht einfach hier auf Erden zurückgelassen, um ihm verträumt in den Himmel nachzuschauen. In seiner Botschaft vom Reich Gottes, hat er uns andere Weisung gegeben. Nach jedem gemeinsamen Mahl mit ihm, sendet er uns mit dem Auftrag Zeuginnen und Zeugen zu sein, vor unserer eigenen Haustür und bis an die Grenzen der Erde.

Unser Platz im Himmel, die Himmelsbürgerschaft ist uns verheißen, keine Frage. Aber ich glaube, hier und jetzt braucht Jesus uns erst einmal als Erdenbürgerinnen und Erdenbürger. Er braucht uns als dauerhafte, diplomatische Vertretung des Reich Gottes in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche. Dafür haben wir in Taufe und Firmung die Kraft empfangen, dafür ist der Heilige Geist auf uns herabkommen und dafür brauchen wir beide Beinen fest auf der Erde!

Ich wünsche Ihnen, dass Sie an diesem Feiertag oder in den kommen Tagen auch ein gemütliches Bankerl finden, auf dem Sie in Ruhe sitzen, in den Himmel schauen, Kraft tanken, durchatmen und den guten Geist Gottes spüren dürfen. Ich wünsche Ihnen aber auch Orte und Gelegenheiten, an denen Sie für andere vergebend, heilend, aufrichtend und tröstend ein Stück Himmel auf Erden sind. Amen.
 
Ihr Harald Petersen