Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zu Christkönig, 34. Sonntag im Jahreskreis

21./22. November 2020
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Christkönig

Evangelium
vom Christkönigsonntag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken.

Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?

Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht.

Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen?

Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.

Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.

Mt 25,31-46

Alfred Tüllmann

IMPULS
von Alfred Tüllmann

Liebe Schwestern und Brüder,

Lassen Sie mich mit einer kurzen Geschichte beginnen. Der arabische Mystiker Ibn Sadi erzählt: Auf der Straße traf ich ein kleines frierendes Mädchen, zitternd in einem dünnen Kleid, ohne Hoffnung, etwas Warmes zu essen zu bekommen. Ich wurde zornig und sagte zu Gott: Wie kannst du das zulassen? Warum tust du nichts dagegen? Eine Zeitlang sagte Gott nichts. Aber in der Nacht antwortete er ganz plötzlich: Ich habe sehr wohl etwas dagegen getan. Ich habe doch dich geschaffen.

Liebe Mitchristen! Das ist schon das Ende der Geschichte. Oder ist es vielleicht doch erst der Anfang? Ein Mensch spürt plötzlich, dass er nun selbst an der Reihe ist, nicht die anderen, und nicht Gott. Er selbst ist gefordert, hier zu helfen, hier zu dienen. Dazu hat Gott ihn geschaffen.

Es ist ja wohl nicht so selbstverständlich, dass wir Menschen uns ausgerechnet zum Dienst geschaffen fühlen. Viel lieber lassen wir uns bedienen und hofieren und verehren. Wir wollen Karriere machen, Einfluss gewinnen, Erfolg haben, Macht ausüben. Bloß ein Diener, eine Dienerin zu sein, das wäre den meisten wohl zu wenig.

Aber wer ganz praktisch denkt, der weiß, dass ohne den Dienst der anderen niemand leben kann. Das beginnt schon mit dem Dienst unserer Mutter in der Schwangerschaft und Geburt. Und wie danach die Eltern ihre Kinder großziehen.

Und selbst als Erwachsene sind wir noch auf vielfache Weise angewiesen auf die Dienste unserer Mitmenschen: Ich war z. B. in einem amerikanischen Konzern zuständig für unsere internationalen Großkunden in Europa. Ja, ich war sehr erfolgreich.

Habe ich „ich“ gesagt?

Man sagt es halt so. Aber richtig betrachtet, wäre ich ohne meine Kollegen und Mitarbeiter, die mir im Hintergrund zugearbeitet haben, nicht in der Lage gewesen, überhaupt etwas zu schaffen. Also waren wir als Team erfolgreich. Und das nur, weil wir uns gegenseitig geholfen (sprich: gedient) haben. Sonst hätte das Team nicht funktionieren können.

Wir brauchen also einander in unzähligen Diensten, die zum Teil unersetzbar und unbezahlbar sind.

Und genauso ist es mit unserem Glauben, mit der Religion. Glücklich die Kinder und Jugendlichen, die es zuhause noch erfahren und miterleben dürfen, dass für ihre Eltern Gott eine Wirklichkeit ist, dass für die Eltern das Wort Christi Gültigkeit hat, dass sie sich bewusst als Teil der Kirche Jesu Christi fühlen. So geben wir einander die Glaubenserfahrungen weiter.
Wir sind füreinander verantwortlich, dass wir uns gegenseitig in unserem Christsein bestärken, in der Familie, in der Pfarrgemeinde, in der großen Gemeinschaft der Kirche. Dienst am Menschen, an seinem Glauben, an seiner religiösen Orientierung.

Unser Herr Jesus Christus hat uns hierin schon ein Beispiel gegeben. Er sagt: „Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ Und setzt dieses Wort in die Tat um,
-- wenn er fast bis zum Umfallen predigt und Gottes frohe Botschaft verkündet,
-- wenn er sich der Kranken annimmt,
-- wenn er sich Zeit nimmt für das Gespräch mit den Sündern,
-- wenn er seine Jünger unterweist, damit sie seinen Dienst dann weiterführen in der Jüngergemeinde, in der Kirche.

Er sagt ihnen: „Wer wirklich der Größte sein will, der soll sich zum Geringsten und zum letzten Diener machen.“ Und Jesus tut das beispielhaft selbst, als er den Jüngern beim Abendmahl die Füße wäscht. Er macht sich zum Sklaven. Und er bleibt der Sklave der Menschheit bis zu seiner allerletzten Erniedrigung in seinem Tod am Kreuz. „Eine größere Liebe hat niemand, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ Jesus hat wirklich alles gegeben für seine Freunde, für die Menschen.

Wir Christen betrachten uns als seine Erben und Verwalter. Wir als Kirche haben sein Vermächtnis zu bewahren und zu pflegen, auch heute. Darum muss die Kirche vor allem eine dienende Kirche sein. Das gilt für alle, für jeden Christen. Das gilt in noch besonderer Weise für jeden, der in der Kirche ein Amt innehat.
-- für den Papst genauso wie für den Gemeindereferent,
-- für den Pfarrer genauso wie für seine ehrenamtlichen Mitarbeiter,
-- für einen Bischof ebenso wie für einen Mesner oder Organist oder Lektor oder Pfarrgemeinderat oder Kirchenpfleger oder auch alternativem Leitungsteam…

Wir haben unseren Platz und unser Amt in der Kirche nur, um damit zu dienen, um den Menschen zu dienen und auch um Gott zu dienen. Und es ist wohl spürbar, dass die meisten Amtsträger in der Kirche diesen Dienst auch leisten und dass sie ihr Amt so verstehen. Noch selten hat die Kirche sich sosehr bemüht und soviel für die Menschen getan. Noch nie hatte sie so viele Mitarbeiter in den Gemeinden, die sich als ehrenamtliche Helfer heute einsetzen, um in seelsorglichen und in caritativen Aufgaben den Menschen zu dienen, auch wenn ein Teil unserer Gesellschaft das nicht zur Kenntnis nehmen will.

Liebe Mitchristen! So sind wir alle eingeladen und gefordert, mitzumachen, damit die Kirche lebendig ist und bleibt. Wenn es um unseren gemeinsamen Dienst als Kirche geht, kann man sich nicht zurückziehen und einen anderen vorschieben. Man kann nicht andere für sich Christ sein lassen. Jeder muss an seiner Stelle seinen Dienst selbst leisten.

Im Evangelium des Christkönigs--Sonntags haben wir die eindringliche Mahnung Jesu gehört, die Aufforderung zur Tat. „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Und für all die, die zu bequem waren oder zu selbstsüchtig, als dass sie anderen geholfen und  gedient hätten, gibt es dann keine Entschuldigung mehr. „Ich war in vielfältigen Nöten, und ihr habt nichts für mich getan. Geht weg von mir!“

Es genügt also nicht, nur zu klagen und zu schimpfen, wie am Anfang der arabische Mystiker Ibn Sadi erzählt: „Warum tut da niemand etwas? Und wie kann Gott das zulassen?“ Gott sagt auch zu uns: „Wofür habe ich dich geschaffen? Wozu seid ihr in meiner Kirche?“ Er hat uns geschaffen, damit wir ihm und den Menschen dienen.

Ihr Alfred Tüllmann

Quellen: Predigt-Praxis, Predigtforum, Wortgottesfeier