Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

Münchener Str. 1, 83620 Feldkirchen-Westerham, Telefon: 08063-243, E-Mail: feldkirchen.hoehenrain.laus@ebmuc.de
Logo Pfarrverband

Impuls zu Erscheinung des Herrn

6. Januar 2022
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Evangelium
vom Fest Erscheinung des Herrn (Dreikönig)

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes
in Betlehem in Judäa geboren worden war,
siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen
und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er
und mit ihm ganz Jerusalem.
Er ließ alle Hohepriester
und Schriftgelehrten des Volkes
zusammenkommen
und erkundigte sich bei ihnen,
wo der Christus geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa;
denn so steht es geschrieben bei dem Propheten:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda,
bist keineswegs die unbedeutendste
unter den führenden Städten von Juda;
denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen,
der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich
und ließ sich von ihnen genau sagen,
wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem
und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind;
und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir,
damit auch ich hingehe und ihm huldige!
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg.
Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen,
zog vor ihnen her
bis zu dem Ort, wo das Kind war;
dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen,
wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus
und sahen das Kind und Maria, seine Mutter;
da fielen sie nieder und huldigten ihm.
Dann holten sie ihre Schätze hervor
und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde,
nicht zu Herodes zurückzukehren,
zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Mt 2, 1–12


Harald Petersen noch neuer

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
was religiöse Kunst und vor allem die Malerei angeht, da habe ich einen klaren Favoriten. Es ist der leider bereits verstorbene Priester und Maler Sieger Köder. Dass ich dafür, vor allem von Kolleginnen und Kollegen, gerne als nicht mehr ganz zeitgemäß belächelt werde, stört mich nicht. Ich kann mich nach wie vor für seine ausdrucksstarken Bilder, Menschen und Gesichter begeistern. Und auch der Theologie, die aus seinen Bildern spricht, fühle ich mich sehr nahe und verbunden.
 
Das Fest Erscheinung des Herrn (Dreikönig) ist für mich fest mit einem, wahrscheinlich etwas unbekannteren Bild von Sieger Köder verbunden. Es ist keines seiner Altarbilder, sondern nur eine kleine, schwarzweiße Tuschezeichnung und trägt den Namen „Wir haben seinen Stern gesehen“.
 
Zu meinem großen Bedauern kann ich es Ihnen in diesem Impuls nur beschreiben aber aus rechtlichen Gründen nicht zeigen. Wenn sie den Namen des Künstlers und den Titel des Bildes aber im Internet suchen, werden Sie schnell fündig werden.

Das Bild können Sie sich hier ansehen (Link auf google.de)

Auf dem Bild sieht man die drei Könige, Weisen oder Sterndeuter, wie sie, offensichtlich Mitten in der Wüste, auf Steinen sitzen. Über ihnen zieht der Stern über den nächtlichen Himmel.
 
Der Erste blickt hinauf zum Himmel und deutet auf den Stern. Der Mittlere ist ganz in eine aufgeschlagene Karte vertieft und der Dritte schaut ebenfalls in den Himmel, auf seinen Knien eine offene Schriftrolle.
 
Offensichtlich machen die Drei gerade Rast und beratschlagen wie und wohin ihre große Suche weitergehen soll.
 
Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Steine, auf denen sie sitzen als eine umgestürzte Säule, die vielleicht einmal zu einem Palast oder einem Tempel gehört hat.
 
Genau dieses unscheinbare Detail hat mir vor vielen Jahren den Zugang zu diesem Bild eröffnet. Die zerbrochene Säule steht für mich seitdem für das Vergangene, für all das, was  mir einmal groß, wichtig und imposant erschien, im Laufe der Zeit aber seine Gültigkeit verloren hat.
 
Das meine ich nicht nur welt- oder religionsgeschichtlich, sondern ganz persönlich. Die zerbrochene Säule steht sinnbildlich für das, was mir in meinem Glaubensleben an (kindlichen) Überzeugungen und Gewissheiten verloren ging.
 
Und gerade jetzt, nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie, kann ich mich vielleicht so gut wie nie zuvor, in die, die auf der Säule sitzen, einfühlen. Auch wenn sie noch nicht aufgestanden sind und das, was einmal war, hinter sich gelassen haben, so versuchen sie doch nach vorne zu schauen, weiter zu kommen, sich neu zu orientieren, eine Richtung zu finden.
 
Ausgehend von der zerbrochenen Säule auf der sie sitzen repräsentiert für mich jeder der drei Weisen eine andere Möglichkeit nach Antworten, Orientierung und Wahrheiten zu suchen.
 
Der bereits beschriebene Sternengucker muss sich auf dem Bild ganz schön den Kopf und vielleicht auch den Verstand verrenken, um den Stern nicht aus den Augen zu verlieren. Vielleicht hofft er darauf sein Glück und seine Zukunft in den Sternen zu finden. Der Glaube an Vorsehung, an Schicksal und eine Bestimmung geben ihm Sicherheit und dem Leben einen Sinn.
 
Der Zweite studiert konzentriert seine Karte. Vielleicht ist er der Realist der Gruppe, der sein Heil in den Erkenntnissen von Wissenschaft und Forschung sucht. Wer wie er seinen Weg sucht, braucht eine gute Karte oder noch besser, ein vernünftiges Navi. Wer wissen will wo’s lang geht in der Welt und wie sie funktioniert braucht Wissen über Physik und Biologie, Soziologie und Geschichte und vor allem ein gutes GPS!
 
Und der Dritte im Bunde scheint zu versuchen all das, was um ihn herum geschieht, richtig zu deuten. Er will wissen, ob das, was er da in seiner Bibel, seinem Koran oder einem anderen Heiligen Buch liest, auch etwas zu tun hat mit der Wirklichkeit die er sieht, hört und erlebt.
 
Beim Betrachten dieses Bildes wird mir immer wieder bewusst, dass ich alle drei dieser Sterndeuter auch in mir trage und noch eine Menge anderer Sinnsucher mehr.
 
Wie sie bin ich noch lange nicht angekommen und ich spüre, dass der Ort, zu dem mich mein Stern führen wird, noch die eine oder andere Sinn- und Glaubenskrise entfernt liegt.
 
Und trotzdem hat für mich die Erzählung von den drei Reisenden aus dem Morgenland und ihrer Suche nach dem Stern schon immer nach Freiheit und Abenteuer geklungen.
 
Auch wenn die Drei nicht so aussehen, zumindest auf dem Bild von Köder, als ob sie fertige Antworten im Gepäck hätten, so fühle ich mich von ihnen doch reich beschenkt. Nicht mit Gold, Weihrauch und Myrre, sondern von ihren Erfahrungen.
 
Die drei Könige warnen mich auf der Hut zu sein vor zwielichtigen Typen wie König Herodes & Co und am allermeisten vor denen, die behaupten den Stern und alle Antworten bereits gefunden zu haben.
 
Die drei Weisen ermahnen mich, wenigstens ab und zu den Kopf aus der Karte, den Büchern und vor allem meinem Smartphone zu heben. Schließlich wäre es doch schade, die eigene Sternstunde zu verpassen.
Und die drei Sterndeuter lehren mich nicht endlos darüber nachzudenken, was das alles zu bedeuten haben mag. Für sie war eines klar: Sterne sind nicht nur dafür da, um angebetet, erforscht oder gedeutet zu werden. Sie sind zuallererst dafür da, um ihnen zu folgen.
 
Ihr Harald Petersen