Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zu Pfingsten

5. Juni 2022
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Wolkentaube

LESUNG

Darum erkläre ich euch: Keiner, der aus dem Geist Gottes redet, sagt: Jesus sei verflucht! Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.

Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.
Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.

Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.
Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus.

Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

1. Kor 12,3b-7.12-13
 

Evangelium

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, daß sie den Herrn sahen.

Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!

Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Joh 20,19-23


Alfred Tüllmann

IMPULS
von Alfred Tüllmann

Liebe Schwestern und Brüder!

Von den kirchlichen Hochfesten hat es Pfingsten wohl am schwersten. Wir wissen oft nicht so recht, was wir damit anfangen sollen. Selbst unser einfallsreicher Handel, der sonst keine Gelegenheit für das große Geschäft auslässt, hat Pfingsten noch nicht so richtig entdeckt und vermarktet.
Anders als Weihnachten und Ostern. Darunter kann man sich ja auch durchaus etwas vorstellen.

Aber Pfingsten? das Fest des Hl. Geistes? – Da macht sich doch wohl etwas Ratlosigkeit breit.

Eine junge Frau hat einmal im Scherz gefragt, ob es eine Lebensbeschreibung, eine Biographie des Hl. Geistes gibt. Was würden wir wohl antworten?

Gibt es überhaupt einen Lebenslauf vom Hl. Geist? Was wissen wir vom Hl. Geist?

Wenn die Hl. Schrift von ihm spricht, dann tut sie das meist in Vergleichen, in Bildern. Vom Sturm ist da die Rede – oder vom Feuer, vom Wasser. So handelt der Hl. Geist: wie Sturm, Feuer oder Wasser. Was bedeutet dies?

1.) Sturm ist er. Das heißt: Er weht, wo er will. Niemand hat ihn für sich allein gepachtet. Niemand kann ihn anbinden. Und er bringt etwas in Bewegung: in der Kirche, in der Gemeinde, in jedem einzelnen Christen. Ohne ihn gäbe es nur Flaute. Ohne ihn hätten wir keinen frischen Wind in der Kirche, keine frische Luft. Ohne ihn würden wir ersticken an unserem Stumpfsinn, an unserer Behäbigkeit und Gleichgültigkeit. Wie der Sturm, so rüttelt der Hl. Geist seine Kirche immer wieder und wieder und wieder wach, damit sie lebendig bleibt. (Sie denken jetzt bestimmt: Da redet er von Sturm, aber es geht nur sehr zäh vorwärts mit dem frischen Wind. Ja, das stimmt. Aber bedenken Sie: Nicht Gottes Mühlen mahlen langsam, sondern wir Menschen, ja genau wir selbst, sind meist die Behäbigen und Inflexiblen.)

2.) Und Feuer ist der Hl. Geist, ansteckendes Feuer der Freude an Gott und seinem Wort, das er zu uns gesprochen hat. Wärmendes Feuer, das eine gute Atmosphäre schafft, eine Atmosphäre der Güte und Herzlichkeit, in der wir miteinander leben können. Klärendes, reinigendes Feuer, das uns prüft, ob wir echt sind als Christen. Feuer, das keine Halbheit, keine Lauheit und Unentschlossenheit duldet.

3.) Und Wasser, lebendiges Wasser ist der Hl. Geist. Ohne Wasser gibt es kein Leben, keine Fruchtbarkeit, keine Gesundheit, keine Sauberkeit, keine Frische.

Schwestern und Brüder!

Vielleicht kennen Sie den Film „Die Wüste lebt.“ Die Wüste – das ist zunächst der Inbegriff der Dürre, der Lebensfeindlichkeit. Aber wenn der Regen einmal auf sie nieder strömt, dann bringt sie in kürzester Zeit ein wahres Paradies hervor, und überall beginnt es zu blühen und zu wachsen. So wirkt auch der Hl. Geist auf unseren ausgetrockneten Seelen. Er belebt uns. Er bringt uns als Christen, als Kirche zum Blühen.

Er ist die geistige Luft, die wir atmen. Er ist das Feuer und die Energie, die uns beweglich hält. Er ist die Grundlage allen religiösen Lebens; wie Wasser über uns ausgegossen. Er bringt die Kirche zum Blühen und zum Wachsen.
Vielleicht gibt es also doch so etwas wie eine Lebensbeschreibung des Hl. Geistes. Er hat seine Geschichte. Er hat seine Erlebnisse. Er handelt und wirkt - in der Kirche, in den Christen. Er lebt in uns. Die Kirche ist seine Biographie.

Paulus sagt in seinem 1. Korintherbrief: „Wisst ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und dass der Hl. Geist in euch wohnt?“ Der Hl. Geist hat uns als Wohnung bezogen, und das nicht als vorübergehende Ferienwohnung oder nur zum Wochenende, sondern als seinen Hauptwohnsitz. Er will nicht nur wie ein stiller Untermieter bei uns wohnen, der uns weiter möglichst wenig stört. Der Geist Gottes ist vielmehr der eigentliche Hausherr, der als Sturm und Feuer uns immer wieder aus unserer Bequemlichkeit aufscheuchen und die verschlossenen Türen unserer Selbstzufriedenheit aufsprengen möchte.
Friedrich Nietzsche, der große Kritiker der Kirche, hat einmal gesagt: „Das Sitzfleisch, das ist die eigentliche Sünde wieder den Hl. Geist.“  Und er meinte damit wohl die Bequemlichkeit der Christen, die sich nicht aufraffen können, die sich nicht aufscheuchen lassen von den Ansprüchen, die Christus tatsächlich auch heute an uns stellt.

Der Hl. Geist will Geschichte machen in uns und durch uns. Er will das Angesicht der Erde erneuern. Er will in uns und durch uns wirken. Er will die Kirche, er will unsere Gemeinde, unsere kleine Welt, in der wir leben, christlicher und menschlicher machen.

Der Hl. Geist wirkt durch uns, z. B. wenn wir
  • einem Ratlosen zuhören und ihm Orientierung geben
  • einem Traurigen oder Verbitterten gut zureden
  • einen Mutlosen aufrichten
  • einen Einsamen nicht im Stich lassen
  • einem Schuldigen vergeben …
Der Hl. Geist wirkt in uns nicht nur, wenn wir glauben und vertrauen, oder wenn wir beten, singen oder Gottesdienst feiern. Nein, er wirkt auch in uns wenn wir ein christlich geprägtes Leben führen und dadurch unseren Glauben bekennen. Ganz im Sinne der Aussage Jesu im Evangelium vor 3 Wochen: Liebet einander!

Der Hl. Geist ist es, der uns als Christen erst richtig aktiv und lebendig macht. Das ist das Leben des Hl. Geistes, dass in uns, in der Kirche sich stets aufs Neue etwas bewegt, dass Menschen verwandelt werden zu neuen Menschen, zu wahren Christen.

Schwestern und Brüder oder besser noch: Liebe Gemeinde!

Wir können und dürfen heute, bei diesem Gottesdienst am Pfingstfest bitten: Sende deinen Geist auf uns selbst herab und heilige uns, damit wir zu neuen Menschen werden, die in der Kraft des Hl. Geistes diese Welt verwandeln in eine wahrhaft christliche Welt.

Amen

Ihr Alfred Tüllmann

Quelle: Korbiwiki, Predigtpraxis, Wortgottesfeiern