Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zu Weihnachten

25. Dezember 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Sterne

Evangelium

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes.

Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.

Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.

Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.

Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.

Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.
 
Matthäus 1,18-25

Harald Petersen noch neuer

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
glauben sie an Wunder? Z.B. an die biologische Unmöglichkeit die das Paradox der Geburt eines Kindes aus einer Jungfrau darstellt.
 
Als aufgeklärter und moderner Mensch frage ich mich schon, ob ich die Erzählungen des Weihnachtsevangeliums rund um Maria, Josef und das Jesuskind ruhigen Gewissens glauben, verkünden und feiern kann.
 
Ich habe nämlich durchaus, trotz aller Technikkritik und Fortschrittsskepsis, eine große Leidenschaft für die Naturwissenschaften. Die Erkenntnisse der modernen Biologie, Chemie und am allermeisten der Physik und besonders der Teilchen- und Quantenphysik faszinieren mich. In meinem Bücheregal stehen neben Bibel und theologischen Werken viele populärwissenschaftliche Bücher von Stephen Hawkins, Harald Lesch und Co.
 
Nur stellt sich dadurch natürlich die bereits erwähnte Frage, wie sich naturwissenschaftliches Denken, Religiosität und vor allem mein Glaube miteinander verbinden lassen.
 
Ausgerechnet in diesem sonderbaren Jahr, in dem Wissenschaft und (Aber-) Glaube so oft und unschön gegeneinander ins Feld und auf die Straße geführt worden sind, bekam ich vor ein paar Tagen unerwartet Hilfe in diesem Dilemma. Sie kam in Form eines Artikels der stellvertretenden Chefredakteurin DER ZEIT Sabine Rückert.
 
Im Magazin der diesjährigen Weihnachtsausgabe hält sie ein Plädoyer für alle, die auch heute noch an Wunder glauben.
 
Rückert schreibt über Menschen, die einerseits aufgeklärt und realistisch auf die Welt schauen und sie gleichzeitig auf wundersame, mutige und revolutionäre Weise verändert haben.
 
Auch heute noch an Wunder zu glauben, bedeutet demnach vor allem sensibel zu sein, für das Außergewöhnliche und nichts als unverrückbar und damit unveränderbar anzunehmen.
 
Beispiele für solche Menschen, die das Unmögliche nicht nur für möglich hielten, sondern es auch möglich machten gibt es viele: Mahatma Gandhi, der das bis dahin unumstößliche Gesetz, dass Freiheit nur durch Waffengewalt zu erreichen sei, außer Kraft setzte.
 
Die Afroamerikanerin Rosa Parks, die sich 1955 weigerte, ihren Sitzplatz für einen Weißen frei zu machen – was damals vollkommen unvorstellbar war – und somit den Anfang vom Ende der Rassentrennung in den USA einleitete.
 
Die Forschenden, die das Wunder vollbrachten innerhalb eines halben Jahres einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. 
 
Sie alle haben eine Gemeinsamkeit. Sie haben sich getraut die ausgetrampelten Pfade des „So war es, und so bleibt es, und so wird es immer sein“ zu verlassen und neue Wege einzuschlagen.
 
Für mich passt da die etwas unbekanntere und sperrige Weihnachtserzählung des Evangelisten Matthäus sehr gut dazu, vor allem die Figur des Heilige Josef.
 
Josef war, soweit wir wissen, alles andere als ein wundergläubiger Träumer. Er war Praktiker – ein Handwerker – der mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stand. Und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb erschien ihm das, was ihm der Engel Gottes ins Herz legte, nicht als unmöglich.
 
Möglicherweise gehen Realismus und der Glaube an die Möglichkeit des Unmöglichen ja doch besser zusammen als ich dachte. Oder wie es der Physik-Nobelpreisträger Nils Bohr einmal ausdrückte: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“
 
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete und wundervolle Weihnachten.
 
Ihr Harald Petersen