Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 1. Advent

28./29. November 2020
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Adventskranz: 1. Advent

Evangelium
vom 1. Advent

Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam!

Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.

Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Mk 13,33–37

Harry neu

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,

in den letzten Tagen musste ich öfters mal an etwas denken, dass mir früher meine Tante immer wieder gesagt hat: „Sei vorsichtig, was du dir wünscht… es könnte in Erfüllung gehen!“ Wie mit vielen mehr oder weniger schlauen Weisheiten der Erwachsenen, konnte ich als Kind damit natürlich nichts anfangen.

Heute muss ich über mich selbst schmunzeln und darüber, wie recht meine Tante doch hatte. Seit dieser Woche ist klar, dass der aktuelle Corona-Shutdown noch bis zum 21. Dezember gelten wird. Das öffentliche Leben und unsere privaten Kontakte bleiben auf ein Minimum reduziert. Auch Weihnachten wird zwar nicht ausfallen, aber doch deutlich anders verlaufen als gewöhnlich.

Während ich etwas selbstmittleidig so darüber nachdenke, was in dieser Advents- und Weihnachtszeit alles anders sein wird oder ganz ausfallen muss, höre ich die Stimme meiner Tante in meinem Kopf: „Sei vorsichtig, was du dir wünscht“.

Noch vor einem Jahr bin ich, mit mindestens ebenso viel Selbstmitleid, vor meinem Kalender gesessen und habe mich über die vielen Termine beschwert, die zwischen Christkönig und Weihnachten darin zu finden waren. Wie viele Menschen habe auch ich damals noch von einer staad‘n Zeit geträumt; von leeren Fußgängerzonen ohne Gedrängel; von einem ruhigen und besinnlichen Advent und von langen Abenden daheim bei meiner Familie. Ich habe mir einen Advent herbei gewünscht, der nicht „Vorweihnachtszeit“ heißt, der nicht bereits Anfang November beginnt und in dem ich nicht von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier hetzen muss.

Kurz gesagt, ich war mit meinen Wünschen sehr unvorsichtig und nun sieht es so aus, als würden einige davon tatsächlich in Erfüllung gehen. Nur SOOOOO! hatte ich mir die Sache selbstverständlich nicht vorgestellt! Jetzt denke ich mir bei jedem Termin, den ich aus meinem Kalender streiche doch insgeheim: Schad! Eigentlich war’s letztes Mal doch recht schön – auf der Weihnachtsfeier.

Um ehrlich zu sein, ich gehöre nicht zu Menschen, die davon ausgehen, dass Gott uns diese Pandemie geschickt hat. Für mich ist sie keine Strafe Gottes, sondern schlicht und ergreifend ein außer Kontrolle geratenes Virus, nicht mehr und nicht weniger. Das heißt aber nicht, dass ich denke, dass wir aus der aktuellen Situation nichts für unser Christsein lernen könnten.

Ich bin überzeugt, dass sich für uns in den kommenden Wochen noch viele neue Perspektiven und Blickwinkel ergeben werden. Vielleicht wird sogar wieder ein bisschen deutlicher, worum es an Weihnachten eigentlich geht.

„Seid wachsam!“, so die eindringliche Aufforderung des Evangeliums.

Ich werde also versuchen, nicht nur betrübt, empört und besorgt darüber zu sein, was „Dank“ Corona alles nicht geht, sondern auch wach, achtsam und offen für das zu bleiben, was in diesem besonderen Advent trotz oder sogar wegen Corona alles möglich ist.

Und eines ist jetzt schon sicher, ich werde sehr viel vorsichtiger damit sein, was ich mir für nächstes Jahr so alles wünsche. Natürlich hoffe auch ich, dass die Pandemie schnellstmöglich besiegt und ihre Folgen bewältigt sein werden. Aber den Wunsch, dass im nächsten Jahr alles wieder ganz gewöhnlich sein möge, den spar ich mir – nur so zur Sicherheit ;-)

Ihr Harald Petersen