Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

Münchener Str. 1, 83620 Feldkirchen-Westerham, Telefon: 08063-243, E-Mail: feldkirchen.hoehenrain.laus@ebmuc.de
Logo Pfarrverband

Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis

11./12. Juli
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

saen_pixabay.com

Evangelium
vom 15. Sonntag im Jahreskreis

An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen.

Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.

Wer Ohren hat, der höre!

Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben. Ihr also, hört, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet.

Zu jedem Menschen, der das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; bei diesem ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt; er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er sofort zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört, und die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken es und es bleibt ohne Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht – hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.

Mt 13, 1-11;18–23

Harald Petersen 2

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,

viele der Menschen, die sich aktiv in unseren Pfarrgemeinden engagieren haben mich in den vergangenen Wochen immer wieder teils hoffnungs-, teils sorgenvoll gefragt: „Meinst du, dass die Menschen nach Corona wieder kommen?“

Gemeint sind damit die Gottesdienstbesucher*innen, besonders die Kinder und Familien, gemeint sind die Erstkommunionkinder und Firmlinge, unsere Ehrenamtlichen, unsere Gruppen und Verbände und gemeint sind auch die älteren Menschen, denen der Weg in die Kirche und der Gottesdienst mit Maske zu beschwerlich geworden ist. Werden sie wieder kommen?

Auch bei uns im Pfarrverband sind uns in den vergangenen Wochen aufgrund der strengen Auflagen in dem einen oder anderen Gottesdienst die Sitzplätze ausgegangen. In Zukunft, so die Befürchtung, werden uns wieder die Gläubigen ausgehen.

Die jüngsten Zahlen zu den Kirchaustritten verstärken diese Sorge. 2019 traten 272.771 Menschen aus der katholischen Kirche aus – ein sprunghafter Anstieg gegenüber den Vorjahren und sogar dem bisherigen Rekordjahr 2014 – und all das vor Corona!

Ich versuche schon seit längerem dafür Werbung zu machen, den Erfolg unseres ehrenamtlichen Engagements und unserer hauptamtlichen Arbeit nicht nur an Kirchenbesucher- und Mitgliederzahlen zu messen. Trotzdem muss ich zugeben, dass mich die aktuellen Entwicklungen nicht so unberührt lassen, wie ich das gerne hätte.

„Hoffnung“, hat der Philosoph Sören Kierkegaard einmal gesagt: „ist Leiden am Wirklichen und Leidenschaft für das Mögliche.“

Wenn wir das heutige Gleichnis Jesu streng allegorisch auslegen, so wie das Matthäus in seinem Evangelium tut, und die vier Ackerböden mit vier Arten von Menschen gleichsetzten, dann kommen wir wirklich zu einem traurigen, ja hoffnungslosen Ergebnis. Mindestens ¾ der Menschen, heute statistisch weit mehr, können mit dem Wort Gottes nichts (mehr) anfangen.

Und diese Menschen sind ja nicht nur Zahlen in einer Statistik. Es sind unsere Ehepartner und Kinder, unsere Verwandte, Freunde und Nachbarn, an denen die frohe Botschaft ziemlich weiträumig vorbei geht.

Und das bewegt mich natürlich auch ganz persönlich. Ich wünsch mir für meine kleine Tochter, dass das Wort Gottes bei ihr auf guten Boden fällt; dass sie Ohren hat, die hören; dass ihr Vertrauen auf Gott und ins Leben tiefe Wurzeln schlagen wird. Ich weiß aber auch, dass ich Glauben, selbst mit der besten religiösen Erziehung, nicht machen und schon gar nicht erzwingen kann und an dieser Wirklichkeit leide auch ich. 

Liebe Schwestern und Brüder,

aber irgendwie muss doch da noch mehr in diesem Gleichnis stecken? Etwas, dass ich bis jetzt übersehen hab. Die streng allegorische Auslegung der vier Arten von Ackerböden als vier Arten von Menschen, dieses statistische Schubladendenken, das passt doch eigentlich gar nicht zu Jesus. 

Vielleicht sind mit den vier Arten von Ackerböden ja noch etwas anderes gemeint. Vielleicht sind damit eher vier verschiedene Haltungen oder Verhaltensweisen gemeint, mit denen Menschen auf das Wort Gottes reagieren. Haltungen können sich im Laufe eines Lebens verändern und Verhaltensweisen sogar von Tagesform und Situation abhängig sein.

Dann wäre es auch möglich, dass ein Mensch, dass ich selbst, alle vier Arten von Ackerboden in mir trage. Das kommt mir auf jeden Fall bekannt vor. Um ganz ehrlich zu sein, ich kenne die ausgetretenen Wege und Begrenzungen in meinem Kopf, die Dornen, die um mein Herz ranken und den felsigen Boden, die Oberflächlichkeit und den Aktionismus meines Glaubens.
Gott sei Dank kenne ich aber auch die kostbaren und unverfügbaren Momente in denen Worte tatsächlich in meinem Leben Wunder bewirken. In denen es mir irgendwie gelungen ist, etwas von dem Wenigen, was ich vom Evangelium begriffen habe, tatsächlich zu leben.

Für mich steckt die gute Nachricht des heutigen Evangeliums, nicht in der Situationsanalyse und nicht im Blick auf das Wirkliche. Sie steckt für mich in der Art, wie der Sämann sät, wie Jesus mit dem Wort Gottes umgeht.
Jesus selbst hat oft genug erfahren müssen, wie seine Botschaft die Menschen nicht erreicht und schon gar nicht verändert hat. Trotzdem sät er verschwenderisch und mit der Leidenschaft für das Mögliche weiter. Er macht keinen Unterschied zwischen Acker und Weg, er reißt keine Dornen aus und umgeht nicht die steinigen Stellen. Er verschenkt sein Wort aus vollen Händen und im Vertrauen darauf, dass es dort, wo es aufgeht, reiche, ja übereiche Frucht bringen wird.

Besonders in diesen schwierigen Zeiten, in der so viele in unserer Kirche an der Wirklichkeit der Zahlen leiden, macht mir das Gleichnis vom Sämann neuen Mut. Gegen jede müde Resignation motiviert es mich auch weiterhin mit dem Wort Gottes verschwenderischen umzugehen. Diesen Mut wünsche ich auch Ihnen und vor allem wünsche ich Ihnen die Leidenschaft für das Mögliche.
 
Ihr Harald Petersen