Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis

18. Juli 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Bank im Grünen

Evangelium

In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.

Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind,
und ruht ein wenig aus!

Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.

Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.

Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

Und er lehrte sie lange.

Mk 6, 30–34

Harry neu

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
es gibt zwei große Bewegungen, die sowohl die Geschichte der Kirche und des Christentums im Ganzem als auch unser persönliches Glaubensleben prägen: Sendung und Sammlung.
 
Im Evangelium vom letzten Sonntag haben wir gelesen, wie Jesus seine Jünger mit leichtem Gepäck sendet, um das Reich Gottes zu den Menschen zu tragen. Heute lesen wir, wie die Jünger sich wieder um Jesus versammeln.
 
Jesus tut das, was wohl jeder gute Meister, Vorgesetzte oder Leiter tun würde, er nimmt ihren Bericht entgegen und sorgt dann dafür, dass auf getane Arbeit der wohl verdiente Feierabend folgt: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ Der äußeren Sammlung (collectio) soll nun also die innere Sammlung oder Einkehr (recollectio) folgen.
 
Nur wer sich die nötige Zeit zur Ruhe und Besinnung gönnt, kann wieder kraftvoll und mit vollem Einsatz ans Werk gehen - oder theologisch gesprochen: Sendung braucht Sammlung.
 
Diese Erkenntnis ist weder besonders neu noch überraschend. Ich finde es trotzdem wichtig festzuhalten, dass sie offensichtlich auch schon für Jesus eine Selbstverständlichkeit war. Besonders weil ich immer öfters den Eindruck habe, dass seine heutigen Jüngerinnen und Jüngern, haupt- wie ehrenamtliche, Ruhezeiten, freie Tage oder gar ein paar Wochen Urlaub vom (Ehren-) Amt fast als etwas unchristliches empfinden.
 
Wann haben Sie das letzte Mal bewusst Ferien von ihrer kirchlichen Tätigkeit gemacht? (Coronabedingte Zwangspausen zählen nicht ;-)
 
Bis hierhin finde ich die Aussage des Evangeliums ziemlich eindeutig. Sie heißt kurz gesagt: Gönn dir ab und zu auch mal eine Pause! Doch dann wird es schon schwieriger. Nicht nur wir, sondern auch Jesus und seine Jünger machen die Erfahrung, dass dieser gut gemeinte Rat um einiges leichter gesagt als getan ist.
 
Der Plan Jesu, sich mit seinen Jüngern für ein paar Stunden oder Tage zurückzuziehen scheitert. Die Menschen sahen wie sie sich aufmachten und „liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an“.
 
Diese Situation kennen wir sowohl als Gesellschaft, in Beruf und Ehrenamt, aber auch ganz privat nur zu gut. Beispielsweise bräuchten wir alle jetzt dringend einen entspannten und sorgenfreien Sommer. Trotzdem sind die katastrophalen und tragischen Folgen der Klima-Krise bereits bei uns angekommen. Obendrein wartet am anderen Ende des Sommers schon die Delta-Variante auf uns!
 
Leider löst auch das heutige Evangelium die Spannung zwischen Sammlung und Sendung nicht auf. Die Art wie Jesus auf die Menschenmenge regiert wirkt auf mich fast ein wenig resigniert, zumindest meine ich immer ein leises Seufzen zu hören, wenn es heißt: „Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
 
Worin besteht dann aber die gute Nachricht des heutigen Evangeliums? Für mich steckt sie vor allem in der Erfahrung, wozu wir Menschen fähig sind. Ich finde nämlich, dass wir erstaunlich lange in der Lage sind über uns selbst, unsere Fähigkeiten und Kräfte hinaus zu wachsen, wenn die Umstände es von uns verlangen.
 
Entscheidend ist aber, dass es für uns Christinnen und Christen in der Nachfolge Jesu nicht Ehrgeiz, Streben nach Macht und Einfluss oder Egoismus sind, die uns dazu antreiben. Es sind Mitleid, Verantwortungsbewusstsein, Solidarität und Liebe, die uns dazu befähigen. Und es ist die Hoffnung, dass uns der gute Geist Gottes, auch dann innere Kraft und Ruhe schenkt, wenn uns das Leben mal wieder keine Zeit zu einer Pause lässt.
 
Ihr Harald Petersen