Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis

18./19. Juli
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Unkraut

EVANGELIUM
vom 16. Sonntag im Jahreskreis

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis:

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg.

Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?

Er antwortete: Das hat ein Feind getan.

Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?

Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!
 
Mt 13,24-30

Christine Dietrich

IMPULS
von Pastoralassistentin i.V. Christine Dietrich


„Bist du verrückt? Für die Kirche arbeiten? Wie kannst du nur?“

Liebe Schwestern und Brüder,
das war die Reaktion eines Bekannten, als ich ihm vor einigen Jahren von meinem Berufswunsch erzählt habe.

Und auch wenn´s mich traurig gemacht hat: Überrascht hat es mich nicht…

Wie oft macht sich die Kirche doch selbst unglaubwürdig? Wie oft jagt ein Skandal den anderen?

Das ist es, was Außenstehende von Kirche mitkriegen. Das ist der Grund, warum sich so Viele kopfschüttelnd abwenden…
Das macht mich traurig.

Und es ärgert mich: Dass einzelne Menschen mit dem, was sie sagen und tun, die Kirche in ein so schlechtes Licht rücken, die frohe Botschaft so unglaubwürdig machen. Dass das viele Gute, das Gott in die Herzen der Menschen sät, durch „Unkraut“ verdorben wird.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Unkraut muss weg  – Das haben sich auch die Knechte im heutigen Evangelium, im Gleichnis Jesu, gedacht.

Da hat ihr Herr nur guten Samen gesät. Und doch entdecken sie eines Tages Unkraut zwischen dem Weizen. Da wollen sie es sofort ausreißen, doch der Herr hält sie davon ab: „Lasst beides wachsen bis zur Ernte.“ „…damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.“

So erstaunlich die Antwort des Herrn auch ist – wer lässt schon gern Unkraut auf seinem Feld wachsen? – so wichtig ist doch die Botschaft, die hinter dem Gleichnis Jesu steckt:
Zum Leben gehört Unkraut dazu – so hart es ist. Schlechtes und Böses lauert überall auf unserer Welt; das können wir, egal wie sehr wir uns anstrengen, nicht ausrotten. Nicht einmal in der Kirche. Nicht einmal in uns selbst. Schwäche, Schuld, Versagen und Scheitern lassen sich nicht einfach ausreißen – haben aber auch, und das ist das Entscheidende, nicht das letzte Wort.

Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott alles im Griff hat, dass er nicht zulassen wird, dass das Unkraut den Weizen erstickt.

Auch wenn wir dafür Geduld  brauchen: Es ist nicht unsere Aufgabe, zu beurteilen, zu verurteilen, zu trennen zwischen Weizen und Unkraut. Dafür ist Gott zuständig – „am Tag der Ernte“, wie es im Evangelium heißt.
Unsere Aufgabe ist eine andere: Wir sollen uns um das Gute kümmern: das Gute säen und zum Wachsen bringen – immer wieder neu.

Denn je mehr Gutes angepflanzt wird und wächst – in uns, in unserem Umfeld, in unseren Mitmenschen, in der Kirche – desto weniger stört das Unkraut, desto weniger kann das Unkraut Überhand nehmen.

Liebe Schwestern und Brüder,
am Ende meines Pastoralkurses blicke ich voller Dankbarkeit auf die vergangenen zwei Jahre, die ich hier im Pfarrverband erleben durfte.
Gott sät guten Samen. Er lässt Gutes wachsen und er lässt nicht zu, dass das Unkraut den Weizen erstickt. Das durfte ich voller Freude in den letzten zwei Jahren hier bei Ihnen reichlich erfahren:
So viel Gutes, das aufgegangen ist – durch Worte und Taten. So Vieles, worüber ich mich freue, und an was ich mich dankbar zurückerinnere:
Die Offenheit, das Wohlwollen und die Herzlichkeit, die Unterstützung und Begleitung, das Zutrauen und die Bestärkung, die mir entgegengebracht wurden.

Glaube, der gelebt wird, auch im Alltag; die Freude am Glauben und an der Gemeinschaft; Begeisterung, die ansteckt; Hoffnung, die geteilt wird; Liebe, die trägt. Das alles durfte ich spüren, daran durfte ich teilhaben.
Und das ist es, was für mich Kirche ausmacht.

Das ist der gute Samen, den der Herr sät: wahrer Weizen, dem Unkraut nichts antun kann.

Ihre Christine Dietrich