Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 22. Sonntag im Jahreskreis

29. August 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Jesus Christ

Evangelium

In jener Zeit
versammelten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus.

Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben; so halten sie an der Überlieferung der Alten fest.
Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?

Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesája hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.

Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.

Dann rief Jesus die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage!

Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.
Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft.

All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Mk 7, 1–8.14–15.21–23

Textauslegung

Das Evangelium ist eine Absage an jede religiöse Praxis, in der es um das Einhalten von scheinbar heiligen Regeln und Riten geht.

Die Erlösung liegt in der Berührung Jesu. Ob jemand nah bei Gott ist, entscheidet sich an der Ausrichtung des Herzens. Hier wird das am Beispiel der Speiseregeln diskutiert. Jesus ist sehr klar: Es gibt nichts, was von außen an einen Menschen herantritt, das ihn unrein macht.

„Unreinheit“ ist in der Antike dabei zunächst ein kultischer Begriff: Wer unrein ist, kann keinen Dienst im Tempel, am heiligen Ort, tun. Das Konzept von „rein/unrein“ wurde aus dem rein kultischen Bereich dann auch in den Alltag übertragen. Vor allem die pharisäische Gemeinschaft versuchte, ein heiliges Leben zu führen. Die Idee war: Wenn wir auch ohne Tempel leben, wir leben doch in der ständigen nahen Gegenwart Gottes. Diese Grundidee macht ernst mit der Gottebenbildlichkeit der Menschen. Jede und jeder ist heilig. Alle können nah in Gottes Gegenwart leben.

In der Praxis wurde daraus ein oft falsch verstandenes oder auch überzogenes Regelsystem.

Genau hier setzt Jesus in dieser innerjüdischen Diskussion an: Es geht nicht darum, sich die Hände zu waschen oder Lebensmittel zu bestimmen nach „rein“ und „unrein“, sondern darum, sich im Herzen für Gott zu öffnen.

Darin liegt für Jesus auch der Sinn und das Ziel der 10 Gebote. Bis heute entzündet sich am richtigen Essen oft eine quasi religiöse Debatte.
Noch folgenschwerer wirkten sich in der Kirchengeschichte Konzepte von „rein/unrein“ aus, die sich auf die Körper von Frauen und Männern beziehen. Jesuanisch ist das nicht. Ihm geht es ums Herz.

Biblisch ist das Herz die stärkste Quelle von Entscheidung und Gefühlen. Darauf sollten wir also unsere ganze Kraft richten: Was fühlen wir, was bewegt uns, was lässt uns kalt, worüber urteilen wir?

Dr. Katrin Brockmöller
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