Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 22. Sonntag im Jahreskreis

29./30. August
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Baumkreuz

Evangelium
vom 22. Sonntag im Jahreskreis

In jener Zeit
begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären:
Er müsse nach Jerusalem gehen
und von den Ältesten
und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden,
getötet und am dritten Tag auferweckt werden.
 
Da nahm ihn Petrus beiseite
und begann, ihn zurechtzuweisen,
und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr!
Das darf nicht mit dir geschehen!
Jesus aber wandte sich um
und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan!
Ein Ärgernis bist du mir,
denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern was die Menschen wollen.
 
Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn einer hinter mir hergehen will,
verleugne er sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will,
wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen verliert,
wird es finden.
 
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt,
dabei aber sein Leben einbüßt?
Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
Der Menschensohn
wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen
und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten.                  

Mt 16, 21–27

Harald Petersen

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
wenn ich so lese, was Jesus seinen Jüngern im heutigen Evangelium zu sagen hat, dann denke ich mir: Es muss in seinem Leben einen Moment gegeben haben, in dem ihm klar wurde, dass sein Lebensweg wahrscheinlich kein gutes Ende nehmen wird.
 
Was wären an dieser Stelle seine Optionen gewesen? Sollte er um seines eigenen Überlebens willen nicht besser seine Botschaft vom Reich Gottes etwas abschwächen?
 
Oder sollte er ihr treu bleiben, auch wenn sie zu seinem gewaltsamen Tod führen würde?
 
Jesus hat sich dafür entschieden, seinen Weg konsequent weiterzugehen. Er ist fest entschlossen mit seiner Botschaft vom Reich Gottes ernst zu machen. Er steht solidarisch auf der Seite der Kleinen, der Ausgestoßen und  Vergessenen. Er identifiziert sich so stark mit ihnen, dass er einer von ihnen, ein Ausgegrenzter, ein Verworfener wird.
 
Sein Tod am Kreuz ist Ausdruck dieser bedingungslosen Solidarität und Liebe zu den Armen und Schwachen, den Kranken und Sterbenden. Sein Tod ist die letzte Konsequenz seines Widerstands gegen die Mächte und Mächtigen, die das Leben bedrohen.
 
Dieses, druch seine Ernsthaftigkeit durchaus düster daherkommende Evangelium, stellt auch uns die Frage, wieviel wir bereit sind, im Einsatz für das Leben und den Schutz der Schwachen zu geben.

Wir leben in schwierigen Zeiten, aber zumindest in unserem Land, nicht in katastrophalen Zeiten. Die Corona-Pandemie ist eine waschechte Krise, auch wenn der befürchtete Worst Case, Gott sei Dank, bei uns nicht eingetreten ist.
 
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Einschränkungen und Regeln des Infektionsschutzes für viele Menschen zunehmend  belastend sind. Die Aussicht, auch die kommenden Monate, vielleicht Jahre unter Corona-Bedingungen leben, lernen, arbeiten und die Freizeit gestallten zu müssen scheint für manche unerträglich.
 
Maskenpflicht und Abstandhalten sind für die meisten von uns wohl weniger ein wirkliches Problem, als vielmehr lästig. Aber schon Themen wie Corona-Tests und Quarantäne für Urlaubsrückkehrer werden in den Zeitungen und auf der Straße heiß diskutiert.
 
Das die Entscheidung eine lang herbeigesehnte Hochzeit abzusagen, einen runden Geburtstag, ein Familien- oder Vereinsfest zu verschieben  oder aus Vorsicht eine Urlaubsreise zu stornieren wirklich dramatisch sein kann, verstehe ich von Herzen.
 
Auch die Belastungen für viele Partnerschaften und Familien, besonders durch die Kinderbetreuung, sind für Paare, Eltern und Großeltern echte Zerreißproben.
 
Und natürlich müssen Demokratie, Gesellschaft, Wirtschaft und Kirchen so manches Kreuz tragen, das uns der Kampf gegen Corona auferlegt hat.
 
Das Ausbleiben der Katastrophe zeigt mir aber deutlich, das gesellschaftlicher Zusammenhalt und Solidarität, Abstand und Anstand sehr wohl einen entscheidenden Unterschied machen können. Ich bin froh hier leben zu dürfen, vor allem wenn ich sehe, wie viele Länder der Erde uns in Deutschland, um unsere Erfolge im Kampf gegen die Pandemie beneiden.
Jetzt stellt sich mir allerdings die Frage, ob wir als Gesellschaft auch bereit sind, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen und uns gemeinsam und solidarisch der zweiten Welle entgegenzustellen.
 
Als Jesu Jüngerinnen und Jünger hätten wir sogar die Chance, der uns auferlegte Last, neben dem Infektionsschutz, noch einen anderen, einen tieferen Sinn zu geben:
 
Wenn einer hinter mir hergehen will,
verleugne er sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
 
Er und Mittragen könnten für uns Wege der Nachfolge sein und ein guter Anlass mit der Botschaft vom Reich Gottes tatsächlich einmal ernst zu machen.
 
In diesem Sinne verstehe ich auch die durchaus schwierige und unmoderne Aufforderung: „sich selbst zu verleugnen“. Für mich bedeutet das vor allem eins, das Wissen, mein Kreuz nicht nur für mich allein und zu meinem eigenen Heil herumschleppen zu müssen.
 
In der Nachfolge Jesu tragen wir unser Kreuz auch immer für die anderen: Für die Menschen, für die eine Ansteckung mit Corona tatsächlich den sicheren Tod bedeuten könnte,  aber auch für alle, für die ein weiterer Lockdown eine echte menschliche und wirtschaftliche Katastrophe wäre.
 
Dass diese Art von gesellschaftlichem Zusammenhalt durchaus möglich ist, beweist für mich eine schon fast vergessene Meldung aus den Tagen kurz vor der Maskenpflicht: Solange die meisten Menschen damals davon überzeugt waren, dass die Maske sie selbst schützen soll, war ihre Akzeptanz äußerst gering. Als aber bekannt wurde, dass die Masken vor allem die Menschen um uns herum schützen, da stieg ihr gebrauch sprunghaft nach oben.
 
In Phänomenen wie diesem, finde ich die frohe Botschaft des heutigen Evangeliums und ein Stück gelebtes Reich Gottes auch in Zeiten der Krise wieder.

Ihr Harald Petersen