Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis

5./6. September 2020
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Schachbrett mir Reis 2

Zweite Lesung
vom 23. Sonntag im Jahreskreis

Schwestern und Brüder!

Niemandem bleibt etwas schuldig,
außer der gegenseitigen Liebe!
Wer den andern liebt,
hat das Gesetz erfüllt.

Denn die Gebote:
Du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht töten,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht begehren!
und alle anderen Gebote
sind in dem einen Satz zusammengefasst:

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.
Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.

Röm 13, 8–10

Harry neu

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,

am Dienstag fängt bei uns wieder die Schule an. Aber vielleicht haben Sie ja heute schon Lust auf ein kleines Experiment? Dann nehmen Sie einfach ein Schachbrett und eine Tüte mit Reis zur Hand. Sie können sich natürlich auch beides einfach vorstellen.

Legen Sie nun (in Gedanken) ein Reiskorn auf das erste Schachfeld links unten in der Ecke. Auf das nächste Feld rechts daneben legen Sie zwei Reiskörner. Auf das nächste Feld kommen vier Reiskörner, dann acht und immer so weiter. Wie lange dauert es, bis sie so viele die Reiskörner legen müssten, das sie auf einem Feld keinen Platz mehr haben? Sie werden sehen, das geht ziemlich schnell. Sie werden es nicht schaffen, das ganze Schachfeld „durchzuspielen“. In der Wissenschaft nennt man dieses Phänomen exponentielles Wachstum.

In den letzten Monaten haben wir viel über exponentielles Wachstum, über Viren und Reproduktionszahlen gehört. Wir mussten erleben, wie sich der Corona-Virus mit unglaublicher Geschwindigkeit von Mensch zu Mensch über die ganze Erde verbreitet hat. Solange ein erkrankter Mensch statistisch mehr als einen weiteren Menschen ansteckt, die Reproduktionszahl also über eins liegt, schreitet die Ausbreitung weiterfort. So ähnlich wie in unserem Experiment auf dem Schachbrett.

Warum erzähle ich ihnen das alles? Nicht weil ich Mathematik so gerne mag, ganz im Gegenteil, es gibt einen guten Grund, warum ich Theologe geworden bin. Ich erzähl’s weil ich die Idee des exponentiellen Wachstums faszinierend finde. Ich bin sogar der Meinung, wir könnten uns als Christinnen und Christen etwas von den Viren abschauen.

Darauf gebracht haben mich die Worte aus der heutigen Lesung: „Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe!“
Soll das heißen, dass ich als Christ wirklich die ganze Welt lieben muss, jede und jeden, wirklich alle? – Alle!

Das Schachbrett-Experiment zeigt uns, um die ganze Welt nachhaltig zu verändern, braucht es eigentlich nur exponentielles Wachstum. Demnach müsste ich eigentlich nur zwei Menschen so lieben, dass sie wiederum diese Liebe an zwei weitere Menschen weitergeben und immer so weiter. So müsste sich doch, nach Adam Riese,  recht schnell die ganze Welt mit Nächstenliebe anstecken lassen.

Mir ist schon klar, dass das so nicht funktionieren wird. Aber mir gefällt der Gedanke trotzdem! Stellen Sie sich vor, die Reiskörner auf Ihrem Schachbrett wären keine Viren oder Infizierte, sondern ein Lächeln, eine helfende Hand, ein gutes Wort oder sonst eine Tat gelebter Nächstenliebe.

Wenn ich mir also für die kommende Woche vornehme, wenigstens zwei meiner Nächsten, so zu  lieben, wie mich selbst, dann klingt das doch nach einer durchaus machbaren Aufgabe.

Mit dieser Lösung werde ich weder die Welt verändert, noch das ganze Gesetz erfüllen. Es ist aber ein Anfang, vielleicht sogar der Anfang eines exponentiellen Wachstums.

Ihr Harald Petersen

P.S. Alle Mathematiker*innen, Virologen*innen und sonstige naturwissenschaftlich gelehrte Menschen mögen mir bitte, im Sinne der Nächstenliebe, Irrtümerund Fehlerbei der Erklärung von exponentiellen Wachstumverzeihen oder mich eines besseren belehren.

Die Idee mit Schachbrett-Experiment ist von Hannelore Mayer und Andrea Krist, Jugend-Kinderpastoralassistentinnen der Jungen Kirche, Erzdiözese Wien.