Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum 4. Sonntag in der Osterzeit

2./3. Mai
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)

Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Der Herr ist mein Hirte

Antwortpsalm vom Vierter Sonntag der Osterzeit

Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher.
Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn
für lange Zeiten.

Harald Petersen 2

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
seit 2016 haben wir nun schon die neue Version der Einheitsübersetzung. Seit dem Advent 2018 hören wir auch die Lesungen, Psalmen und Evangelien in unseren Gottesdiensten aus dieser überarbeiteten Übersetzung.
 
Meistens fällt mir das gar nicht weiter auf. Aber immer, wenn es sich um einen Text handelt, der über viele Jahre ins Ohr gegangen ist, der vertraut ist und seinen Platz im Leben gefunden hat, stolpere ich über die neuen Formulierungen. So geht’s mir auch mit dem Antwortpsalm für den heutigen, vierten Ostersonntag.
 
Vor allem an zwei Stellen weichen die alte und die neue Übersetzung des Psalms 23 doch stark voneinander ab. So hieß es früher in Vers 3 „Er stillt mein Verlangen“, und jetzt heißt es „Meine Lebenskraft bringt er zurück“ und ein paar Zeilen weiter in Vers 4 stand  früher: „dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht“, und nun steht dort: „dein Stock und dein Stab, sie trösten mich“.
 
Lebenskraft und Trost, zwei neue Aspekt, die es in dem altbekannten und wohlvertrauten Text neu zu entdecken gibt.
 
In diesen Tagen sind der gesellschaftliche Diskurs und die politische Debatte stark von der Frage geprägt, wie und vor allem wann wir trotz Corona, wieder in unser altes, gewohntes Leben zurückfinden.
 
Eines ist dabei wohl jetzt schon klar, auch nach Ende der strengen Ausgangsbeschränkungen werden viele unserer Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. Unser Verlangen nach uneingeschränkten sozialen Kontakten, nach Festen und Feiern in Gemeinschaft, vollen Biergärten und Urlaubsreisen und, besonders schmerzhaft, auch nach größeren Gottesdiensten, wird noch lange ungestillt bleiben.
 
Was all das angeht, ist „Er stillt mein Verlangen“, erst mal auch für uns gestrichen – allerdings nicht ersatzlos! Statt bereits wunschlos gestilltem Verlangen, gibt es jetzt erst einmal unsere Lebenskraft zurück. Ja, das Leben wird zurückkehren. Es wird zurückfinden in unsere Gotteshäuser, auf die Straßen und Plätze, in die Schulen und Kindergärten, in Hotels und Wirtschaften.
 
Dafür braucht es aber kluge Schutzkonzepte, neue, kreative Wege der Organisation und die Mitverantwortung jeder und jedes Einzelnen von uns. Neue Lebenskraft ist gefragt, aber auch Lebensmut und Lebensfreude, gerade unter veränderten Bedingungen. Wir stehen vor der Aufgabe, unser altgewohntes und liebgewordenes Leben, sozusagen, in die Zeit nach Corona neu zu übersetzen. Vielleicht entdecken wir darin ja sogar, wie im Psalm 23, ganz neue Aspekte.
 
Und was ist mit all dem, das wir trotz aller Lebenskraft und gutem Willen nicht wieder zurückbringen können? Die Menschen, die an Corona gestorben sind, die Familien und Beziehungen, die an der Belastung der Isolation zerbrochen sind, die Firmen und Geschäfte, die Pleite gegangen sind. Was ist mit all denjenigen, die nach Corona nicht mehr beten können: „dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht“.
 
Für sie, für uns und für unsere Gesellschaft, wird es nach der Krise eine Zeit der Trauer, der Aufarbeitung und Bewältigung geben müssen. Der Tag, an dem alle in Jubel ausbrechen und gemeinsam das Ende der Pandemie feiern, der Tag der übervollen Becher, es wird ihn so in naher Zukunft nicht geben. Was es geben wird, davon bin ich überzeugt, ist ein Prozess, ein Weg, der uns durch das finstere Tal der Krise und der Trauer wieder zur Freude führen wird. Aber eben nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt. Was könnte für diesen langen und mühsamen Weg passender sein, als das Gebet „dein Stock und dein Stab, sie trösten mich“.
 
Die Einheitsübersetzung schenkt uns an diesem Sonntag zwei neue Aspekte, die wir, wie ich finde, für den vor uns liegenden Weg heraus aus der Isolation zurück in unser altes Leben sehr gut brauchen können. Gott, der uns auch auf diesem Weg als unser Hirte führen wird, er spendet uns Trost für das, was nicht in unserer Macht steht und er schenkt uns neue Lebenskraft, um das anzupacken, was wir selbst in der Hand haben. Amen.

Ihr Harald Petersen



Bild: Walter Depner In: Pfarrbriefservice.de