Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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Impuls zum Jahreswechsel

31. Dezember 2021 / 01. Januar 2022
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Evangelium

In jener Zeit
lagerten in dieser Gegend Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
 
Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr.
 
Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.
 
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
 
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe / und Friede auf Erden / den Menschen seines Wohlgefallens.
 
Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat!
 
Lk 2,8-15

Harald Petersen noch neuer

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,
 
vielleicht haben sie’s ja schon gemerkt, sonst verrate ich’s Ihnen jetzt. Ich hab mit dem Evangelium zum Jahresabschluss ein bisschen geschummelt. Die Leseordnung sieht nämlich eigentlich noch einmal den Prolog des Johannesevangeliums vor: „Im Anfang war das Wort …“. Es ist das Evangelium vom Weihnachtstag.
 
Aber irgendwie bin ich dieses Jahr gedanklich noch nicht beim Weihnachtsmorgen angekommen, sondern so zu sagen in der Nacht hängengeblieben. Das liegt u.a. an einem sehr interessanten Gespräch, dass ich vor dem Gottesdienst mit der Oberministrantin und der Mesnerin in der Sakristei von Unterlaus geführt habe und das mich immer noch beschäftigt.
 
In diesem Gespräch ging’s um die besonderen Nächte des Kirchenjahrs. Vor allem darum, wie sich die Heilige Nacht und die Osternacht ähneln und sich in ihren Lesungstexten spiegeln.
 
Als erfahrene Hörerinnen und Hörer des Evangeliums wissen wir natürlich, was in diesen Nächten geschehen wird: Die Geburt und die Auferstehung Jesu.
 
Für die Menschen, die als die ersten Zeuginnen und Zeugen tatsächlich vor Ort waren, die Hirten auf den Feldern und die Frauen auf ihrem Weg zum Grab, war die Sache allerdings noch nicht so klar. Auch in den nächtlichen Lesungen bekommen sie weder das Christuskind noch den Auferstandenen zu Gesicht. Das Evangelium der Christmette endet damit, dass der Engel auf dem Feld den Hirten von der Geburt des Kindes erzählt. Die Evangelien der Osternacht (mit Ausnahme des Lesejahrs A) enden damit, dass der Engel am leeren Grab von der Auferstehung spricht.
 
Erst in der Frühmesse des Weihnachttags, dem sognannten Hirtenamt, kommen die Hirten am Stall zu Bethlehem an: „So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag“ und erst am Ostersonntag erkennt Maria Magdalena den Auferstandenen: „Da wandte sie sich um und sagte […] zu ihm: Rabbúni!“.
 
Nicht nur für die Liturgie, sondern auch in der Bibel, besonders im Alten Testament, ist die Nacht keine Zeit des Wissens und der Erkenntnis, sondern die Zeit der Verheißung und Hoffnung, des Suchens, Wartens, Betens und Wachens. Seit Gott mit Abraham unter dem Sternzelt seinen Bund schloss, gilt was Novalis wunderbar ins Wort bringt: „Hast auch du ein Gefallen an uns, dunkle Nacht? Was hältst du unter deinem Mantel, das mir unsichtbar kräftig an die Seele geht?“ (aus Novalis, Hymnen an die Nacht).
 
Etwas weniger poetisch lautet meine Zusammenfassung der Nacht in Bibel und Liturgie so: Nix gwiß woas ma no ned!
 
Und damit bin ich auch schon mitten in der Silvesternacht angekommen. Auch wenn diese Nacht biblisch-theologisch keine größere Bedeutung hat, so ist sie doch für mich und viele andere Menschen eine wichtige und besondere Nacht. Für manche vielleicht sogar eine heilige Nacht.
 
Die letzte Nacht des Jahres wird wohl nur von den wenigsten betend verbracht, aber immerhin von den allermeisten wachend. Das neue Jahr wird nicht nur von Sekt, Raketen und Böllern begrüßt, sondern auch von den Glocken unserer Kirchen eingeläutet. Und die Silvesternacht ist, da bin ich mir sicher, mindestens so voll von Verheißungen und Versprechungen, Erwartungen und Hoffnungen wie Weih- und Osternacht zusammen.
 
Zu guter Letzt habe ich aus dem Vergleich dieser Nächte sogar noch etwas gelernt. Oder besser gesagt, ich hab’s mit für das neue Jahr fest vorgenommen. In all den biblischen Nächten machen sich die Menschen, denen die Verheißung gilt, nämlich auf den Weg. Sie warten nicht, bis das Morgen über sie hereinbricht. Sie gehen ihrer Zukunft entgegen, egal ob sie Neues suchen, wie Abraham, Freudiges erwarten, wie die Hirten oder ob sie sich ihren Ängsten und ihrer Trauer stellen, wie die Frauen auf dem Weg zum Grab.
 
So wie sie möchte auch ich dem Jahr 2022 entgegen gehen. Ich möchte neugierig und staunend neues Land entdecken, mich mutig und entschlossen den Aufgaben und Herausforderungen stellen, die es für mich bereithält und mich freuen, auf das Gute, das auf mich zukommt.
 
Die größte Verheißung der Silvesternacht wird zwar nicht von Engeln verkündet, aber dafür von allen jenen, mit denen wir diese Nacht verbringen und die wir am ersten Tag des Jahres treffen werden:
 
A guads Neis!
 
Ihr Harald Petersen