Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

Münchener Str. 1, 83620 Feldkirchen-Westerham, Telefon: 08063-243, E-Mail: feldkirchen.hoehenrain.laus@ebmuc.de
Logo Pfarrverband

Impuls zum Karfreitag

2. April 2021
Den Impuls können Sie hier herunterladen und ausdrucken...(pdf)
Vielleicht wollen Sie diesen Text auch einer lieben Nachbarin, einem netten Nachbarn, die keinen Zugang zum Internet haben, mit einem Gruß versehen in den Briefkasten werfen.

Gekreuzigter

AUSZUG AUS DER ERSTEN LESUNG
DER FEIER VOM LEIDEN UND STERBEN CHRISTI

Er hatte keine schöne und edle Gestalt,
sodass wir ihn anschauen mochten.
Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm.
 
Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden,
ein Mann voller Schmerzen,
mit Krankheit vertraut.
Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt,
war er verachtet;
wir schätzten ihn nicht.
 
Aber er hat unsere Krankheit getragen
und unsere Schmerzen auf sich geladen.
Wir meinten, er sei von Gott geschlagen,
von ihm getroffen und gebeugt.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen,
wegen unserer Sünden zermalmt.
Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm,
durch seine Wunden sind wir geheilt.
 
Jesaja 53,2b-5

Harry neu

IMPULS
von Pastoralreferent Harald Petersen

Liebe Schwestern und Brüder,

in Gesprächen mit unterschiedlichen Menschen, unter ihnen auch Gläubige und Kirchgänger*innen, merke ich immer wieder, dass sich viele von ihnen durchaus schwertun, mit dem heutigen Karfreitag, der Passion und der Kreuzigung.
 
Die Besucherzahlen der Gottesdienste in der Karwoche und den Ostertagen bestätigen diesen Verdacht. Während vielerorts der Palmsonntag gut besucht war und sich bereits viele Menschen für die Feiern der Osternacht angemeldet haben, dünnt das Gottesvolk am Gründonnerstag und Karfreitag doch deutlich aus.
 
In einem Interview habe ich dazu vor Kurzem folgenden Satz gelesen: "An einen barmherzigen Gott im Himmel glaube ich, aber einen gekreuzigten Jesus brauche ich nicht“ und weiter: „Ein leidender Christus am Kreuz ist mir zu unappetitlich!"
 
Glaubt man aktuellen Umfragen, auch unter Katholiken, ist das eine Aussage, der immer mehr Menschen zustimmen können.
 
Ich muss zugeben, ich kann die Menschen durchaus verstehen, die so denken und fühlen. Mir selbst geht es oft genug auch nicht anders und ich versuche einen sicheren Abstand zum Kreuz und zu den Wundmalen einhalten. Das Haupt voll Blut und Wunden ist schwer zu ertragen.
Mir persönlich hat in diesem Jahr eine kleine Anekdote geholfen, die über den Heiligen Martin erzählt wird. Wie viele andere Heiligen, so wurde auch Martin des Öfteren vom Teufel heimgesucht und bedrängt. Irgendwie scheinen Heilige eine besondere Anziehung auf den Versucher zu haben.
 
Es wird jedenfalls erzählt, dass der Satan eines Tages Martin sogar in der Gestalt Jesu erschienen sei. Doch nicht einmal von dieser Maskerade ließ sich der Heilige täuschen.
 
„Wenn du wirklich Jesus bist, wo hast Du deine Wunden?“ fragte er trocken und der Satan war sogleich entlarvt.
 
Ein verwundeter Gott?, das schien sogar dem Teufel suspekt und so hatte er die Wunden bei seiner Verkleidung offensichtlich einfach vergessen.
 
In dieser Geschichte steckt für mich eine schlichte, aber zentrale Wahrheit unseres Glaubens: Jesus ist der Auferstandene und der Gekreuzigte. Ohne den einen, ist der andere nicht zu haben.
 
Genau darin liegt für mich aber auch das neue, herausfordernde und heilsame Potential unseres christlichen Gottesbilds.
 
Jesus ist kein alter, archaischer Kriegsgott, er wurde selbst zum Opfer von Macht und Gewalt. Seine Macht liegt nicht darin zu verwunden, er ist der Verwundete.
 
Jesus ist nicht wie die kichernden, sarkastischen Götter der Antike waren. Er lacht nicht über unser Menschsein, er hat am eigenen Leib erfahren, wie das ist, verspottet und verlacht zu werden.
 
Jesus ist auch nicht der ferne Gott der Philosophen, Denker und Theologen, aber Jesus weiß, wie sich Gottesferne und Gottverlassenheit anfühlen.
 
Liebe Schwestern und Brüder,
 
der Karfreitag, die Leidensgeschichte und das Kreuz bleiben für mich Herausforderung und Zusage zugleich. Sicher ist für mich aber eines, wer auf die Frage des Heiligen Martins: „Wo hast Du deine Wunden?“ nichts vorzuzeigen hat, der kommt für mich als Heilsbringer, Heiland und mein Herr und Gott nicht in Frage.
 
Trotzdem nehme ich mir den bereits erwähnten, beispielhaften Satz zu Herzen: „An einen barmherzigen Gott im Himmel glaube ich, aber einen gekreuzigten Jesus brauche ich nicht".
 
Eigentlich braucht es nur ein paar kleine Änderungen, damit auch ich ihn unterschreiben kann:
 
„Ich brauche den gekreuzigten Jesus, um an einen barmherzigen Gott im Himmel glauben zu können“.
 
Ihr Harald Petersen