Pfarrei St. Bernhard

Rothschwaiger Straße 53, 82256 Fürstenfeldbruck
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Die Pfarrkirche St. Bernhard - ein moderner Kirchenbau im zisterziensischen Geist

Wer beeindruckt ist von der barocken Pracht unserer wunderschönen Klosterkirche, der wird dieses Gotteshaus zunächst als einen allzu schmucklosen Zweckbau empfinden, eben als typisches Beispiel der nüchternen sakralen Architektur das “Betonzeitalters”. Aber zu Unrecht.

Dieses „Zelt Gottes” würde dem Hl. Bernhard vermutlich mehr zusagen als der repräsentative Prunkbau des wittelsbachischen Hausklosters Fürstenfeld. In seinen Richtlinien für den Kirchenbau der Zisterzienserklöster legte Bernhard zwar Wert auf Vollkommenheit der Proportionen, schrieb aber den Verzicht auf jeden kostspieligen Schnickschnack, sprich reiche Verzierung mit Ornamenten, üppige Farbenpracht und zahlreiche Figuren, vor. Dies zum einen, weil allzuviel Schönes zum Schauen vom Wesentlichen, dem Gebet und der liturgischen Feier, ablenken könnte, zum anderen aber wegen der damit verbundenen hohen Kosten. In seiner „Apologie” tadelt er den Prunk als „Götzendienst” und beklagt die Verschwendungssucht beim Kirchenbau mit folgenden Worten:

„Oh Eitelkeit der Eitelkeiten! Die Wände der Kirchen funkeln vor Reichtum und die Armen darben; die Steine der Kirche sind bedeckt mit Gold und die Kinder der Armen haben nichts zum Anziehen; man braucht die Güter der Armen für Verschönerungen, die den Blicken der Reichen gefallen. Die Kunstliebhaber finden in der Kirche, was ihre Neugier befriedigt; die Armen aber finden dort nichts, was ihre Not lindern könnte.”
Wenn man unsere Pfarrkirche etwa mit dem romanischen Kirchenbau der Zisterzienser-Abtei Fontenay in Burgund vergleicht, so ist offensichtlich, dass sie dem Geist der zisterziensischen Architektur näher ist als die barocke Klosterkirche Fürstenfeld. Ohne deren bleibenden Wert schmälern zu wollen, kann man sagen, dass die Kirche von St.Bernhard mit ihrer strengen, unverspielten Formschönheit die Erinnerung an die spirituelle Botschaft des ursprünglichen zisterziensischen Kirchenbaus wachhält. Auf sie wurde ja gerade in der Zeit des 2. Vatikanischen Konzils, in welcher unsere Pfarrkirche gebaut wurde, ausdrücklich zurückgegriffen, als die im Zuge der liturgischen Bewegung gewachsenen Vorstellungen vom idealen Kirchenraum umgesetzt wurden.

So forderte die Liturgiekonstitution, welche das Konzil als ersten Text verabschiedete, die Kirchenbauer auf, „mehr auf edle Schönheit bedacht (zu) sein als auf bloßen Aufwand.” (Art. 124, erster Satz). In dem Kommentar zu diesem Text im Lexikon für Theologie und Kirche von 1966 heißt es, das Konzil habe vor der Aufgabe gestanden, zwei gegensätzliche Strömungen zu vereinbaren: „das Verlangen, zur Verherrlichung Gottes allen Reichtum der Erde aufzubieten, und den Ruf nach apostolischer Einfachheit und Armut, den unter anderen der heilige Bernhard auch für das Gotteshaus erhoben habe” (Anmerkung zu Art. 124).

Unsere Pfarrkirche wurde zwar noch vor der Formulierung der detailierten Richtlinien für den nachkonziliaren Kirchenbau fertiggestellt. Ihr architektonisches Konzept entspricht diesen jedoch schon weitgehend. So ist St. Bernhard ein theologisches Zeitzeugnis jenes Aufbruchs der Kirche vor vier Jahrzehnten. Und sicher hätte der Hl. Bernhard folgenden Sätzen des schon zitierten Konzilskommentars voll zugestimmt:

„Bis in die Gegenwart werden nicht selten Bauten aufgeführt, denen eine einseitige Auffassung des ‚Gotteshauses‘ zugrunde liegt. Als ob es sich in erster Linie darum handelte, in der Weise des antiken und auch des alttestamentlichen Tempels Gott durch einen prunkvollen Monumentalbau zu verherrlichen, während in christlichem Denken die versammelte Gemeinde Gottes Tempel ist und der äußere Bau das Gehäuse sein soll, in dem ihr Gottesdienst sich leicht und richtig vollziehen kann.”

In diesem Sinne fordert uns unser Kirchenpatron gerade durch den kargen, herben Charme unseres „Gehäuses” auf, das „Zelt Gottes unter den Menschen” auf zeitgemäße Weise mit christlicher Lebendigkeit und Menschenfreundlichkeit zu füllen.

Dieser Text steht ihnen auch als Download zur Verfügung:
Bernhard_Fassade
Fassaden der St. Bernhard Kirche...
Fontenay Fassade
... und der Kirche in Fontenoy

Wenn Sie ausführlichere Informationen zu den Glasfenstern unserer Pfarrkirche von Josef Dering suchen, sei Ihnen das Buch von Gerhard Schinke zu diesem Thema emfohlen, das von Birgitta Klemenz als Band 1 der Reihe "Durch Raum und Zeit" herausgegeben wurde und im Klosterladen sowie dem Pfarrbüro Sankt Bernhard erhältlich ist.

Eine Kurzbeschreibung des Buches dazu finden Sie

Kirchenführungen

Für die Pfarrkirche St. Bernhard werden individuelle Kirchenführungen (ca. 1 Stunde) angeboten. Die St. Bernhard-Kirche in Fürstenfeldbruck ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch eine moderne Kirche es wert sein kann, genau betrachtet zu werden. Darin vergleichbar mit einem Bauwerk aus alter Zeit, gibt sie erst bei genauem Hinsehen ihre Geheimnisse preis und zieht den Betrachter mit ihrem herben Charme in ihren Bann.
Als hervorragendes Beispiel der Kirchenarchitektur der Konzilszeit und dank ihrer großartigen Glasfenster und der Kreuzwegstationen des Eichenauer Künstlers Josef Dering wurde sie 2008 vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt. Anmeldung und Auskünfte über: Brucker Forum e. V., Telefon (08141) 44994 und http://kirchenfuehrungen.brucker-forum.de