Pfarrverband Höhenkirchen

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Marienkapelle Hofolding

Die Marienkapelle zu Hofolding

Am Nordrand des Dorfes Hofolding kennzeichnet  ein Zwiebelturm das zweite kirchliche Gebäude des Ortes: die  Wallfahrtskapelle  "Zu Unserer Lieben Frau".

1721
Der barocke Bau wurde 1755/59 vom Wolfratshausener Maurermeister Peter Reiser errichtet, als Erweiterung einer schon 1721 erwähnten Feldkapelle. Die Weihe erfolgte erst 1764, der Turmneubau war 1797 vollendet.  In den Jahren 1769 und 1779 hat  unter anderen Joseph Franz Xaver Graß aus Miesbach die flache Stichkappendecke mit Fresken geschmückt. Diese sind nicht mehr vorhanden. Die heutigen modernen Deckenbilder (Heimsuchung Mariä, Verehrung des örtlichen Gnadenbildes durch die Bevölkerung) wurden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von Joseph Bergmann ausgeführt.

Archivalisch ist die Wallfahrt zu "Unserer Lieben Frau von Hofolding" ab 1721 in den Akten des zuständigen Pfarramtes von Hohenbrunn belegt. Das Gnadenbild ist aber älteren Ursprungs. Es soll während des Dreißigjährigen Krieges in den Hofoldinger Forst verbracht worden sein und auf wunderbare Weise zum Platz der heutigen Kapelle zurückgekehrt sein. Die thronende Madonna im Altar hat auf ihrem linken Arm das bekleidete Jesuskind sitzen, dieses hält einen Vogel (zu deuten als Heilig Geist Taube) in Händen. Stilvergleiche lassen eine Entstehungszeit um das Jahr 1340/50 vermuten. Wo unsere Muttergottesfigur bis zum Beginn der Wallfahrt verblieben ist, kann nicht festgestellt werden.

1755
Der Hohenbrunner Pfarrer Salomon Kastenmiller war ab 1755 intensiv bemüht, die umliegenden Dorfschaften für Fuhr- und  Handlangerdienste beim Bau zu gewinnen. Die beträchlichen Opfergaben der Gläubigen ermöglichten die weitere künstlerische Ausschmückung der Gnadenstätte. In diesen Jahren bekam das Muttergottesbild z.B. ein neues prachtvolles Kleid (was in den unterschiedlichen Ausführungen auf den Votivbildern sichtbar ist) und ein goldenes Zepter und Krone. Zu gleicher Zeit wird der Altar von einem unbekannnten Künstler gefertigt zum Preis von 80 Gulden, ihn in Farbe zu fassen kostete weitere 150 Gulden. Die von Engeln umgebene Muttergottesstatue rahmen qualitätvolle Assistenzfiguren: die  hll. Joseph und Zacharias, vielleicht von Philipp Rämpl. Auf der Altarmensa werden Bilder des hll. Antonius von Padua, der Mutter Anna und des Bischofs Emmeram aufgestellt. Joseph Götsch, ein Mitarbeiter  Ignaz Günthers, hat 1769 nach dessen Vorbildern in Rott a.Inn die hll. Notburga und Isidor für die Wandnischen geschnitzt.

1777

Im Jahre 1777, als die örtliche Hlg. Kreuz Kirche wegen des Einsturzes des Langhausgewölbes für Gottesdienste nicht genutzt werden konnte, war die Kapelle damit eine würdige Ausweichmöglichkeit.
Die Rechnungen der Kapelle werden um diese  Zeit vom hiesigen Förster Joseph Heiss geführt. Er hatte viele Verbindungen zu kirchlichen Kreisen, insbesondere  zum Stift Weyarn, wo ein Verwandter von ihm sogar Professe war. Er vermittelte zu den ausführenden Künstlern in Kirche und Kapelle, auch stiftete er selbst ansehnliche Geldbeträge zum Unterhalt und Ausbau der Wallfahrtsstätte.  

1791 ist eine der zwei Glocken im Turm schadhaft. Die Pfleger der Kapelle  haben deshalb über Joseph Ignatz Daller, einem berühmten Glockengießer aus München, ein "altes, guettes und dauerhaftes Glöckl" eingetauscht – eine Glocke aus dem Jahre 1472, in Augsburg von Steffan Wiga gegossen. Diese hängt noch heute im Kapellenturm.
Nicht immer waren die Zeiten sehr kirchenfreundlich. So gab es im Zeitalter der Aufklärung 1803 Pläne, die Kapelle in eine Schule umzuwandeln. Pfarrer Franz Xaver Freiherr von Hardung hat das erfolgreich abwenden können.
Sichtbare Zeichen ausgeübter Frömmigkeit sind bis heute die Votivgaben zu Ehren und zum Dank an die Fürsprache der Gottesmutter. Neben dem Altar steht eine über einen Meter hohe Votivkerze, eine gute Arbeit früher Wachzieherkunst. Das angeheftete Schild erklärt, dass die Kerze ursprünglich von den ledigen Mannspersonen aus der Pfarrei Oberhaching anlässlich eines Bittganges gestiftet worden ist. Noch heute werden gelegentlich Kerzen dazugestellt, allerdings wird das Anliegen dabei nicht mehr erwähnt.

Von  persönlichen Schicksalen kann man vieles aus den Inschriften der noch vorhandenen Votivbilder erfahren. Die älteste Tafel hat 1755 der "erbare und bescheidne Melchior Portenlenger und seine Hausfrau .. in einem gwisen anligen" gestiftet...." ist ihnen geholffen worden. Gott und Maria sey gedanckt." Die Votivbilder – das letzte wurde im marianischen Jahre 1954 gestiftet - erzählen von Krankheiten, Kindsnöten, Unglücksfällen mit Menschen und Vieh. Auch Kriegsereignisse finden ihren Niederschlag. Sie schildern in naiver Malerei das Leben in vergangener Zeit und geben Einblick in Tracht und Lebensumstände unserer Vorfahren. Immer sind sie aber ein Zeugnis lebendigen Glaubens.
Im 19. Jahrhundert wurden hier regelmäßig Messen durch die Hilfsgeistlichen aus Hohenbrunn gelesen. Die Schullehrer aus Brunnthal haben sie dabei musikalisch unterstützt und sich so ihren kargen Unterhalt aufgebessert.

Auch heute noch kommen zahlreiche Beter zu kirchlichen Feiern in die Kapelle. Seit fast 300 Jahren ist diese Tradition nicht abgerissen. Es bleibt die Hoffnung, dass auch in Zukunft die Kapelle in Hofolding als eine Stätte religiöser Praxis und des Gebetes weiter besteht und die Verehrung der Gottesmutter bei der Bevölkerung anhält, wie es die Vorfahren in guten und schlechten Zeiten beispielhaft vorgelebt haben.

Rudolf Krautsieder