PV Logo

Archiv 2020

DIE „WAHREN“ SCHÄTZE DER KIRCHE SIND DIE MENSCHEN
Patrozinium der Pfarr- und Stiftskirche St. Laurentius



Am kommenden Sonntag, feiert die Pfarrei Tittmoning das Patrozinium ihrer Stiftskirche, der Hauptkirche des gesamten Pfarrverbandes. Geweiht ist das Gotteshaus, dem Heili­gen Laurentius, (Gedenktag: 10. August) einem bedeutenden Heiligen aus Rom. Der Festgottes­dienst beginnt um 10:15 Uhr und wird Stiftsorganist Armin Salfer musikalisch gestaltet. Nach dem Hochamt findet eine Fahrzeugsegnung für alle großen und kleinen Kinder am Kirchplatz statt. Dazu bitte einfach Radl, Tretauto, Roller etc. mitbringen. Als kleine Erinnerung erhalten alle Fahrzeuge eine Schutzengel „TÜV Plakette“.
Wer die Pfarr- und Stiftskirche St. Laurentius betritt ist zunächst überwältigt von der Größe und Höhe des Kirchenraumes. Beeindruckend ist auch der Hochaltar der im Neoklassizismus gearbeitet ist. Besondere Erwähnung verdient das Hochaltarbild, dass den Pfarr- und Stadtpatron: St. Laurentius zeigt.
Geschaffen wurde das Bild 1870 vom Münchner Maler Josef Zenker. Zenker wurde 1832 in Schle­sien geboren und kam 1856 in die bayerische Landeshauptstadt und widmete sich Zeit seines Le­bens der kirchlichen Kunst. Er war Historienmaler und malte auch im Nazarener Stil. Gestorben ist er 1907 in München nach einem bescheidenen Leben. Das Hochaltarbild der Stiftskirche zählt si­cherlich zu einer seiner besten Arbeiten. Er hat es am Ende der Zeit des Nazerenerstil gemalt, schon stark orientiert an der Historienmalerei. Der Narzarnerstil war vor allem für die Erneuerung der Kunst im Geiste des Christentums bekannt, die Historienmalerei orientierte sich an wahren Gege­benheiten und versuchte diese auf das Beste bildlich darzustellen, im Falle des Hochaltarbildes der Stiftskirche eben die wichtigste Amtshandlung des Heiligen Laurentius.
Laurentius wurde im Jahr 230 in Spanien geboren. Im Jahr 258 war er Diakon in Rom. „Das Feuer, das in ihm brannte, half ihm, das äußere Feuer des Martyriums zu be­stehen.“ Diese Worte von Papst Leo, gesprochen zwei Jahrhunderte nach dem Tod von Laurentius drücken aus, was die Größe des Martyriums ausmachte: Leiden­schaftliche Liebe zu Jesus Christus bis in den Tod.
Über die Herkunft von Laurentius weiß man so gut wie nichts. Wahrscheinlich kam er aus Spanien nach Rom, um dort Papst Sixtus II. in seiner Arbeit zu unterstützen. Papst Sixtus II. war nicht nur der Vorgesetzte von Laurentius, sondern auch Vorbild und ein väterlicher Freund. Laurentius wurde einer der sieben Diakone der Christen­gemeinde in der Stadt Rom. Er war somit also für die Sozial­arbeit und die Finanzen der Kirche von Rom zuständig.
Als Papst Sixtus II. unter dem Christenverfolger Valerian festgenommen und ent­hauptet werden sollte, war sein Diakon Laurentius der Überlieferung nach verzwei­felt. Laurentius begleitete ihn auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte. Er wollte eben­falls nicht mehr leben und rief: „Wo gehst du hin Vater, ohne deinen Sohn?“ Sixtus tröstete ihn mit der Verheißung, dass er ihm in drei Tagen nach­folgen werde, und er­teilte ihm den Auftrag, den Kirchenschatz den Leidenden und Armen auszutei­len. Kaiser Valerian erhob Anspruch auf diese Schätze; um Laurentius zur Herausgabe zu zwingen, wurde er mehrfach gegeißelt und gemartert. Laurentius bewirkte drei Tage Bedenkzeit, verteilte während dieser Frist die Güter unter den Armen und Kranken von Rom. Schließlich präsentierte er dann die beschenkten und christlich geworde­nen Armen dem Kaiser Valerian als „die wahren Schätze der Kirche”.
Die Wahren Schätze der Kirche sind die Menschen, das ist die Kernaussage des Tittmoninger Al­tarbildes. Der Maler Zenker verarbeite diese Aussage meisterhaft in Detail und Ausarbeitung in sei­nem Gemälde. Der Heilige Laurentius ist der Mittelpunkt des Bildes, links von ihm der römsiche Kaiser Valerian mit seinen Truppen, oberhalb von diesen zu erkennen ist die Engelsburg in Rom. Links von dem Heiligen sind die „Schätze“ der Kirche. Arme, Alte, Kranke.
Der Heilige Laurentius musste seinen Mut und sein Engagement für die Menschen ebenfalls wie Papst Sixtus mit dem Leben bezahlen. Kaiser Valerian kannte keine Gnade mehr mit ihm als er ihm kein Geld gab, sondern ihm die Menschen zeigte. Er ließ den Diakon festnehmen und zum Tode ver­urteilen. Lau­rentius wurde mit Bleiklötzen geschlagen und zwischen glühende Platten gelegt. Kai­ser Valerian versuchte vergeblich ihn zum heidnischen Opferdienst zu zwingen und befahl schließ­lich, den Unerschütterlichen über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Doch der Christ blieb standhaft. Keine Kla­ge kam über seine Lippen. Selbst in diesen Qua­len bewahrte er sich seinen Humor und neckte den Henker, er solle ihn auf dem Feuer wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar. Sein Kerkermeister Hippolytus, durch die Standhaftigkeit des Laurentius überwältigt und dadurch bekehrt, begrub den heiligen Mann.
Laurentius ist einer der meistverehrten Heiligen der katholischen Kirche. Über sei­nem Grab in Rom wurde 330 durch Konstantin die Kirche S. Lorenzo fuori le Mura errichtet; in der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus in einem antiken Sarkophag; die beiden gelten als die „Protomärtyrer”, die besonders vorbildlichen oder Erzmärtyrer.
Tittmoning hat sich einen sehr berühmten Heiligen als Schutzpatron für Stadt und Land erwählt. Um die Zeit des Laurentiustages, sieht man am Himmelszelt sehr viele Sternschnuppen, der Legen­de nach sind das die Laurentiustrännen.
Laurentiuskirchen sind immer sehr alte Kirchenbauten, so auch unsere Stiftskirche. Die erste ur­kundliche Erwähnung einer Pfarrkirche in Tittmoning stammen aus dem Jahr 1189. Aber vermut­lich war der Kirchenbau aus dieser Zeit bereits ein Nachfolgebau.

Hochaltar St. Laurentius
1410 am Vorabend des Laurentiustages wurde mit dem Baubeginn des Chores der Neubau der Stadtpfarrkirche eingeleitet.
Ein großer Schicksalschlag für die damaligen Gläubigen war der 03. August 1571. Durch einen Blitzschlag wurde die gesamte Stadt innerhalb weniger Stunden in Schutt und Asche gelegt. Nur ei­nige weniger höher gelegene Häuser überstanden diese Feuersbrunst.


Folgender Prolog erinnert an den Ungückstag:
Als man zählt fünfzehnhundert Jahr,
seitdem Christus geboren war,
Einundsiebzig die Jahreszahl,
brachte diese Stadt in Trauerfall,
am 03. August nachts ich sag,
um 11.00 Uhr geschah ein Donnerschlag,
Schlug mein Haus, da war kein Rath,
zünds an mit ihm die ganze Stadt,
dass man in 3 oder 4 Stunden keinen Dachstuhl mehr aufrecht hat gefunden.
Die Vorstadt war geschlossen aus,
daneben in der Stadt selbst 9 Haus.
Drei Mühlen die die fürstlich urban seien,
sechs andere Häuser, schlecht und klein,
In der Pfarrkirch die Sakristei und was drinn,
blieb Feuerfrei.
An der Kapellen in der Stadt,
dass Langhaus man errettet hat.
Das Schloß worin das Pfleggericht,
ward vom Feuer verletzet nicht.
Sonst ging durchs Feuer alles zu Grund,
kein Menschfleiß was retten kunt.
Sieben große Glocken unserer Kirch,
das Feuer auch zerschmolzen hat.
Wie dass all nur möglich war,
alles vom Feuer war verzehret gar,
Hernach in etlichen Jahren sein
noch Gwölb und Mauer gfallen ein.
Doch hat Gott geschonet der Menschen Leib,
dass nur verbrannt ist ein alt, krank Weib.
Der Krankheit wegen sie ned fliehen konnt,
ging sie in der Flamm zu Grund.


Im Jahr 1575 war die Stadt wieder aufgebaut, ebenso ging es Stück für Stück mit der Stiftkirche.
Die Pfarrkirche Tittmoning, wurde erst im Jahre 1633 unter der Regierung des Fürst-Erzbischofs in Salzburg, Paris Lodron, zu einem Kollegiatstift erhoben. Am 4. Juli des folgenden Jahres 1634 wur­den die pfarrlichen Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, die vorher abwechslungsweise in Kirch­heim und Tittmoning gehalten wurden, zum ersten mal in der Kollegiatstifts-Kirche abgehalten.
Durch die Erhebung zum Stiftskollegiat wurde die Stiftskirche immer prunkvoller ausgestaltet. 1634 wurde die neue große Sakristei angebaut, 1697 die Kreuzkapelle zur Aufbewahrung des Al­tarsakramentes. In Stiftskollegiatskirchen war es üblich, dass das Allerheiligste in einer separaten Kapelle, und nicht im Tabernakel am Hochaltar aufbewahrt wurde.
Ebenso wurde der Portalvorbau errrichtet und der Turm ausgebaut und aufgestockt. Um 1700 wan­delte man den bisherigen Karner (Gebeinhaus) unter dem Chor der Kirche in eine Gruft für die De­kane um.


All diese Pracht wurde im Jahre 1815 für immer zerstört.
Überaus traurig war das Schicksal für die hiesige Bürgerschaft durch 2 kurz aufeinander erfolgte Feuersbrünste, die eine am 30. April, und die zweite am 31. Mai 1815, jeweils zwischen 10. und 11 Uhr Nachts sich ereigneten. Die erstere in der Wasservorstadt, wo 15 Dachfürsten abbrannten, die zweite in der Stadt selbst, hinter der Stiftskirche, wo nicht nur die Häuser in der Lebzeltergasse (heute Hartelgasse), und die bis zum Hutmacher beim Burghauser-Thor abbrannten, sondern auch die Stiftskirche ein Raub der Flammen wurde. Das Feuer verzehrte alles, was in dem Turm, und in der Kirche war, das große Gewölbe, samt der Kuppel des Turmes stürzten zugleich ein. Die herab­gefallen Glocken schmolzen von der gewaltigen Hitze des Brandes. Bei diesem so fürchterlichen Brand wurde die an die Hauptkirche angebaute, und mit dieser verbundene Kreuzkapelle
ganz gerettet, und unversehrt erhalten, obwohl diese mitten in Flammen stand, so blieb sie doch un­verletzt; die beiden Türen brannten jedoch lichterloh, und doch hat das Feuer kein einziges darin hängendes Gemälde zerstört. Sogar die Kerzen, samt dem Wachsopfer auf dem Altar blieben unbe­schädigt. Die darin befindlichen 2 Bruderschafts-Kästen wurden vom Feuer schon schwarz, und doch blieben doch noch heil. Aus dem Tatbestand heraus, dass die Kreuzkapelle unversehrt geblie­ben ist, sprachen die Menschen damals von einem großen Wunder. Nur dem Allerheiligsten Altarsa­krament, welches sich im Tabernakel der Keuzkapelle beim Brandzeitpunkt befand, war es ihrer Meinung zu verdanken, dass die Kapelle trotz der vorhin genannten Gründe gerettet werden konnte.
Glücklicherweise wurde ebenfalls die Sakristei beim Kirchenbrand verschont, wo die Kirchenpara­mente aufbewahrt waren, welche, samt der Sakristei unbeschädigt blieben. Allerdings mit der Tat­sache, dass unter dem größten Feuer durch einige herzhafte Menschen, mit Beihilfe der damaligen zwei Herrn Kuratkanoniker Joseph Reichthalhammer und Georg Dandl, sowie des Mathias Sutor, Stiftsobermesners, viele wertvolle Kirchensachen gerettet wurden.
Auch die alte Sakristei mit dem darüber liegenden Archiv konnte damals gerettet werden.


In diesem traurigen Zustand blieb die Kirche als eine Brandstätte mit ihren 4 Hauptmauern über ein Jahr und Tag, ohne Dach, als trauernde Ruine stehen. Einige zweifelten schon, ob sie je noch auf­gebaut werden würde. In dieser Zwischenzeit wurden viele heilige Messen in der Heilig-
Kreuz-Kapelle gelesen, wozu Anfangs das Zeichen (läuten der Glocke) in der Platzkapelle, hernach auf dem Rath­hausthurm gegeben wurde
Schließlich entschloss man sich dazu die Katharinenkapelle am Stadtplatz abzubrechen und das dar­aus gewonnene Baumaterial zum Wiederaufbau der Stiftskirche zu verwenden.
Die 2 Glocken dieser Kapelle kamen später unter das Glockengeläut der Stiftskirche.


Die Klosterkirche, war über 2 Jahre nach dem Brand Mutterkirche und man glaubte beinahe schon, dass sie es bleiben würde. Durch unermüdliches Bestreben des Landrichters, Herrn Anton Schmidt aus Tittmoning, wurde endlich bewirkt, dass der Kirchenbau von der allerhöchsten Regierung be­williget wurde, worauf dann am Montag nach dem Feste des heil. Johannes des Täufers 1816 in der Augustinerkirche ein feierliches Hochamt zu einem glücklichen Bau der abgebrannten Stiftskirche gehalten wurde. Zu diesem großen Bau musste nun der Friedhof um die Stiftskirche weggeräumt, und geebnet werden. Dieser war sowieso schon lange Zeit zu klein und man verband den Kirche­neubau mit der Anlage eines neuen Gottesackers.


Dank der großen Spendenbereitschaft konnte der Wiederaufbau nach dem Baubeginn relativ rasch erledigt werden. Selbst der König Max Josef von Bayern beschenkte die Kirche nach dem Wieder­aufbau mit mit vier Altargemälden, der Orgel aus dem aufgehobenen Kloster Herrenchimsee und mit vier Ziffernblätter für die Turmuhr.


Wegen der damaligen Teuerung, worunter die Bevölkerung stark litt, konnte der Turm der Kirche erst 1820 in seiner heutigen Höhe vollendet werden.


Die Stiftkirche St. Laurentius ist ein Stück gelebter Glauben und ist und bleibt dadurch Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Stadt Tittmoning. Seit dem Baubeginn von 1410 setzen sich bis heute die Gläubigen für das Gotteshaus ein, bauten es nach den Bränden wieder auf, spendeten für die Kirchenrenovierungen etc. So bleibt zu hoffen, dass auch in zukünftiger Zeit sich die Gläubigen in einem großen Miteinander um ihre Kirche annehmen um diese zu erhalten und zu pflegen zu Ehren Gottes des Herrn.
Bilder:



  1. Valerian mit     seinen Truppen im Hintergrund die Engelsburg. Valerian hat     Laurentius ermor­den lassen, er war ein gefürchteter     Christenverfolger. Laurentius zeigt Valerian Die wahren Schätze der     Kirche, die Menschen. Ein alter Mann, eine Mutter mit Kind und ein     Krüppel sind zu sehen. Unter diesen Menschen verteilte Laurentius     das Geld der Kirche und gewann sie durch seine Liebe und Fürsorge     für den Glauben.
        
  2. Mehrmals     besuchte Josef Kardinal Ratzinger als Bischof seine frühere Heimat     Tittmoning, u. a. zu Firmungen und anderen hohen kirchlichen Festen,     und feierte Gottesdienst in der Stiftskirche.